Gezaehmt im Bett einer Lady
gewohnt, mit Kindern umzugehen“, wandte sie ein. „Ihr Verhalten kann manchmal sehr befremdlich sein.“
„Jessica, ich werde das kleine Ungeheuer mitbringen“, teilte er ihr grimmig mit. „Ich werde mir nicht wegen irgendetwas den Kopf zerbrechen. Ich werde ihn holen und dir bringen, und du kannst dir dann so viel du nur magst über ihn das Hirn zermartern.“
Er trat zur Tür und riss sie auf. „Für den Anfang kannst du dir ja schon mal überlegen, was du mit ihm anfangen willst, weil ich hängen will, wenn ich auch nur die geringste Ahnung habe.“
Dain entschied, seinen Kutscher mitzunehmen, aber nicht die Kutsche. Phelps kannte jede Straße, jeden Weg und jeden Viehpfad in Dartmoor. Selbst wenn der Sturm wieder heftiger wurde und mit ihnen nach Westen zog, würde Phelps sie auf schnellstem Wege nach Postbridge bringen.
Außerdem, wenn er seiner Herrin dabei zur Seite stehen konnte, ihrem Ehemann Ärger zu bereiten, dann konnte Phelps verdammt noch mal Dain dabei helfen, damit fertigzuwerden.
Dain war sich nicht sicher, wie es Jessica gelungen war, seinen ergebenen Kutscher dazu zu überreden, während der vergangenen Wochen sein Vertrauen zu missbrauchen, aber er erkannte rasch genug, dass sie den Mann nicht komplett um ihren Finger gewickelt hatte. Als Jessica zu den Ställen geeilt kam, um ein letztes Mal darum zu bitten, sie begleiten zu dürfen, handelte Phelps den Kompromiss aus.
„Vielleicht, wenn Ihre Ladyschaft ein Päckchen für den Jungen packen könnte, würde sie sich besser fühlen“, hatte der Kutscher vorgeschlagen. „Sie wird sich sorgen, dass er hungrig ist oder ihm kalt ist und Sie es zu eilig hätten, um darauf zu achten. Vielleicht kann sie auch ein Spielzeug oder so finden, mit dem er sich beschäftigen kann.“
Dain schaute Jessica an.
„Ich nehme an, das muss reichen“, erklärte sie. „Obwohl es besser wäre, wenn ich selbst da wäre.“
„Du wirst aber nun einmal nicht da sein, daher schlag dir die Idee gleich wieder aus dem Kopf“, versetzte Dain. „Ich gebe dir eine Viertelstunde, um das verdammte Päckchen zu packen, und das ist es.“ Fünfzehn Minuten später saß Dain auf seinem Pferd und musterte finster die Eingangstür von Athcourt. Er wartete weitere fünf Minuten, dann ritt er schon einmal über die lange Auffahrt los und überließ es Phelps, mit den Päckchen und Ihrer Ladyschaft fertigzuwerden.
Phelps holte ihn kurz nach dem Haupttor von Athcourt ein. „Es war das Spielzeug, das sie aufgehalten hat“, erläuterte er, während sie weiterritten. „Sie ist in den Nordturm gegangen und hat einen dieser Guckkästen gefunden, eine Seeschlacht ist es, hat sie gesagt.“
„Das muss Nelson und Parker bei Kopenhagen sein“, bemerkte Dain. „Wenn es eine von meinen alten ist, natürlich nur“, fügte er mit einem Lachen hinzu. „Ich wette, das ist das Einzige, das zu zerstören ich keine Zeit hatte, bevor ich in die Schule geschickt wurde. Habe ich zu meinem achten Geburtstag bekommen. Man muss sich nicht fragen, wie sie das hat finden können. Meine Gattin könnte die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen finden. Das ist eines ihrer besonderen Talente, Phelps.“
„Ja, ich kann erkennen, dass das nicht so schlecht ist, wo doch Eure Lordschaft von Zeit zu Zeit etwas verliert.“ Phelps beäugte den linken Arm seines Herrn, den Dain aus der Schlinge gezogen hatte, sobald er außer Sichtweite des Hauses war. „Sie haben wohl Ihre Armschlinge verloren, Mylord.“
Dain schaute nach unten. „Gütiger Himmel, ja. Nun, wir haben jedenfalls keine Zeit, lange danach zu suchen, nicht wahr?“
Ein paar Minuten ritten sie schweigend.
„Vielleicht hätte ich ihr nicht helfen sollen, nach dem Kleinen zu suchen“, stellte Phelps schließlich fest. „Aber andererseits habe ich mir schon die ganze Zeit Sorgen um ihn gemacht, seit ich gehört habe, dass die alte Annie Geach letztlich doch den Löffel abgegeben hat.“
Phelps erklärte, dass die alte Hebamme so etwas wie Mutterstelle an dem Jungen vertreten hatte.
„Als Annie starb, gab es niemanden, der sich um den Kleinen kümmern wollte“, sagte Phelps. „Soweit ich es mir denke, hat seine Ma Ärger vor Ihrer jungen Braut gemacht, damit Sie etwas tun -ihr vielleicht mehr Geld geben, damit sie Weggehen kann und ein Kindermädchen für den Jungen besorgen. Aber Sie haben niemanden geschickt, nach ihr zu suchen, noch nicht einmal, als der Junge einen Unfug nach dem anderen im Dorf angestellt...
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