Gezaehmt im Bett einer Lady
war.
Sie war ziemlich überrascht, dass der Blick keine verkohlte Spur hinterließ. Aber die anderen Gäste des Cafés schauten einfach weg -nur um sofort wieder hinzusehen, wenn Dain seine schweflig-schwelende Missbilligung erneut auf Jessica richtete.
Obwohl sie bereits entschieden hatte, wie sie mit dem Problem umgehen wollte, war Jessica sich gereizt des Umstandes gewahr, dass es leichter wäre, wenn Bertie etwas diskreter gewesen wäre. Sie wünschte, sie hätte ihn gestern nicht mitgenommen, als sie das Bild von Le Feuvre abgeholt hatte. Aber andererseits, wie hätte sie vorher wissen sollen, dass es mehr war als einfach die Arbeit eines ungewöhnlich talentierten Künstlers?
Selbst Le Feuvre war erstaunt gewesen, als er daran zu arbeiten begonnen hatte und den juwelenbesetzten Goldrahmen unter dem halb verrotteten Holz entdeckt hatte.
Und natürlich, weil das Stück, nachdem Le Feuvre mit ihm fertig war, hübsch aussah, schimmerte und glitzerte wegen der Edelsteine, war es Bertie aufgefallen - und er war fasziniert gewesen.
Zu fasziniert, um auf die Stimme der Vernunft zu hören. Jessica hatte versucht, ihm zu erklären, dass Dain davon zu erzählen das Gleiche wäre, wie eine rote Flagge vor einem Stier zu schwenken. Bertie hatte die Backen aufgeblasen und ihr versichert, Dain sei kein so übler Kerl - und nicht vergessen zu erwähnen, dass dieser vermutlich selbst bereits ein Dutzend davon besaß und sich ein weiteres kaufen konnte, falls er wollte.
Was auch immer der Marquess of Dain besaß, Jessica war sich sicher, dass es nicht mit ihrer seltenen Madonna zu vergleichen war. Und obwohl er gelangweilt ausgesehen hatte, als sie sie ihm heute gezeigt hatte, und er sie auf die herablassendste Weise beglückwünscht hatte, danach lachend darauf bestanden hatte, sie und Bertie zur Bank zu begleiten, um, wie er sagte, mögliche Bankräuber abzuschrecken, wusste sie, er trachtete ihr nach dem Leben.
Nachdem die Ikone sicher in den Banksafe weggesperrt war, war es Dain gewesen, der vorgeschlagen hatte, hier einen Kaffee einzunehmen.
Sie hatten gerade erst Platz genommen, als er auch schon Bertie mit dem Auftrag losschickte, eine bestimmte Zigarrensorte zu besorgen, von der Jessica annahm, dass sie gar nicht existierte. Bertie würde vermutlich nicht vor Mitternacht zurück sein, wenn überhaupt. Soweit sie wusste, konnte es gut sein, dass er auf der Suche nach der ausgedachten Zigarre bis zu den Westindischen Inseln reiste - genauso, als ob Dain tatsächlich Beelzebub wäre und Bertie einer seiner ergebensten Diener.
Da der Bruder nun aus dem Weg geräumt war, hatte Dain die anderen Gäste des Cafés stumm gewarnt, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Jessica bezweifelte, dass irgendeiner ihr zu Hilfe kommen würde, wenn er sie jetzt an der Kehle fasste und an Ort und Stelle erwürgte. Sie bezweifelte im Grunde genommen, dass irgendwer es wagen würde, auch nur zaghaft Einspruch zu erheben.
„Wie viel ist laut Le Feuvre das Kunstwerk wert?“, fragte er. Das waren die ersten Worte, die er von sich gab, nachdem er dem Kaffeehausbetreiber ihre Bestellung genannt hatte. Wenn Dain ein Etablissement betrat, eilte der Eigentümer persönlich herbei, um ihn zu bedienen.
„Er hat mir geraten, es nicht sogleich zu verkaufen“, erwiderte sie ausweichend. „Er wollte erst noch einen russischen Kunden kontaktieren. Es gibt da einen Cousin oder Neffen des Zaren oder so, der ...“
„Fünfzig Pfund“, sagte Lord Dain. „Wenn dieser Russe nicht einer von den zahlreichen verrückten Verwandten des Zaren ist, wird er Ihnen keinen Heller mehr zahlen als diese Summe.“
„Dann muss er einer der Verrückten sein“, antwortete Jessica. „Le Feuvre hat eine Zahl genannt, die weit höher liegt.“
Er starrte sie an. Wenn sie in seine dunklen harschen Züge schaute, hatte Jessica keine Schwierigkeiten, sich ihn auf einem riesigen Ebenholzthron sitzend in den finstersten Tiefen der Unterwelt vorzustellen. Hätte sie den Blick gesenkt und festgestellt, dass die teuren polierten Lederstiefel, wenige Zoll von ihren Füßen entfernt, sich in einen Huf verwandelt hatten, hätte sie das nicht im Geringsten erstaunt.
Jede Frau mit einer Unze gesunden Menschenverstandes hätte die Röcke gerafft und wäre davongelaufen.
Das Problem war, dass Jessica so überhaupt nicht nach Vernunft zumute war. Eine verzaubernde Strömung lief ihre Nervenbahnen entlang. Sie tanzte und wirbelte durch ihren Körper und weckte
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