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Gezaehmt im Bett einer Lady

Titel: Gezaehmt im Bett einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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Knie und runzelte die Stirn, als ob eine Falte die Kühnheit besessen hätte, sich in seiner Hose zu bilden.
    „Ich denke, wir sollten diese Diskussion besser später fortsetzen“, sagte er. „Ich hatte nicht... Himmel, man sollte meinen, es sei simpel genug. Schließlich ist es nicht so, als strebtest du auf einer Universität danach, die Erste in Klassischer Philologie oder Mathematik zu sein.“
    Nur die Erste in deinem schwarzen Herzen, dachte sie.
    „Wenn ich etwas tue, will ich es auch gut machen“, erklärte sie. „Im Grunde genommen wollte ich immer die Beste sein. Ich bin furchtbar ehrgeizig, weißt du. Vielleicht kommt es daher, dass ich mich um so viele Jungen kümmern musste. Ich musste meinen Bruder und meine Cousins in allem schlagen, Sport eingeschlossen, sonst hätten sie mich nicht respektiert.“
    Er schaute auf — nicht zu ihr, sondern zum Kutschenfenster. „Amesbury“, sagte er. „Wird verdammt auch Zeit. Ich bin halb verhungert.“
    Was der als „Fluch und Verderben der Ballisters“ Bekannte im Augenblick vor allem war, war in Angst und Schrecken.
    Vor seiner Hochzeitsnacht.
    Jetzt, wo es zu spät war, erkannte er seinen Denkfehler.
    Ja, er hatte gewusst, dass Jessica noch Jungfrau war. Das konnte er schwerlich vergessen, war es doch einer der demütigendsten Aspekte der gesamten Situation: Einer von Europas größten Verführern verlor vor Verlangen nach einer kleinen alten Jungfer aus England den Verstand.
    Er hatte gewusst, dass sie Jungfrau war, wie er wusste, dass die Farbe ihrer Augen dem des Nebels über Dartmoor glich und so wandelbar war wie die „Stimmung in diesen trügerischen Gefilden“. Er wusste es so, wie er wusste, dass ihr Haar seidener Jett war und ihre Haut sahniger Samt. Er hatte es gewusst, und dieses Wissen war süß gewesen, als er seine Braut angeschaut hatte, während sie vor dem Priester standen. Sie hatte ein silbergraues Kleid getragen, und auf ihren Wangen hatte ein rosa Schimmer gelegen, und sie war nicht nur das schönste Geschöpf, das er je gesehen hatte, sondern auch das reinste. Er hatte gewusst, dass kein anderer Mann sie besessen hatte und dass sie sein war, sein allein.
    Auch hatte er gewusst, dass er ihr beiliegen würde. Er hatte davon oft und lang genug geträumt. Und nachdem er, wie es ihm vorkam, sechs oder sieben Ewigkeiten gewartet hatte, hatte er sich entschlossen, es richtig zu machen, in einem luxuriösen Gasthof, in einem großen bequemen Bett mit sauberen Laken, nach einem gut zubereiteten Abendessen und ein paar Gläsern guten Weins.
    Irgendwie hatte er vergessen zu berücksichtigen, was dazugehörte, eine Jungfrau zu sein, außer unberührt zu sein. Irgendwie hatte er in all seinen hitzigen Fantasien einen kritischen Faktor ausgelassen: Vor ihm waren nicht zahllose Männer gewesen, die ihm den Weg bereitet hatten. Er musste ihr die Jungfräulichkeit selbst nehmen.
    Und dabei, so fürchtete er, würde er sie zerbrechen.
    Die Kutsche blieb stehen. Den verzweifelten Drang erstickend, den Kutscher anzuschreien, weiterzufahren - vorzugsweise bis zum Jüngsten Tag -, half Dain seiner Frau beim Aussteigen.
    Sie nahm seinen Arm, als sie zum Eingang gingen. Ihre behandschuhte Hand war ihm nie so bemitleidenswert klein erschienen wie in diesem Moment.
    Sie hatte darauf beharrt, sie sei größer als der Durchschnitt, aber das vermochte einen Mann, der im Vergleich zu ihr hoch wie ein Haus wirkte, nicht im Geringsten zu beruhigen. Wahrscheinlich hätte es auch die gleiche Wirkung wie ein Haus, wenn er sich auf sie legte.
    Er würde sie zerquetschen. Und er würde ihr etwas brechen, sie innerlich zerreißen. Und wenn es ihm irgendwie gelänge, sie nicht umzubringen und sie die gesamte Erfahrung nicht in eine brabbelnde Irre verwandelte, würde sie schreiend davonlaufen, falls er sie je erneut anzufassen versuchte.
    Sie würde weglaufen, und sie würde ihn nie wieder küssen und ihn halten und ...
    „Stellt mich hin und schlagt mich noch einmal nieder - entweder ist da gerade ein Kohlenkahn vorgefahren, oder es ist Dain!“
    Die laute Stimme riss Dain aus seinen düsteren Gedanken in die Gegenwart zurück. Er hatte das Gasthaus betreten, ohne seine Umgebung wahrzunehmen, die Begrüßung des Wirtes angehört, ohne achtzugeben, und war dem Mann weiterhin geistesabwesend zu der Treppe gefolgt, die zu den Räumen führte, die Dain bestellt hatte.
    Der Besitzer der Stimme kam soeben die Stufen herunter: sein alter Schulfreund aus Eton, Mallory.

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