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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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begegnete Richards Blick. Ihre Stimme klang beruhigend, als sie ihm versicherte: »Ich bin bald wieder zurück.«
    Ganz so, als ob sie ihm verspräche, sich bei ihrer Rückkehr wieder den gewohnten morgendlichen Ritualen zu widmen – ganz so, als ob ihre Gebete lediglich eine notwendige Unterbrechung seien. Das Zucken seiner Augenbrauen verriet Catriona, wie Richard ihre impulsiven Worte interpretiert hatte; im Stillen vor sich hin fluchend, drückte Catriona ihrer Stute die Fersen in die Flanken – und entfloh.
    Zumindest für den Augenblick. Denn nachher war sie offensichtlich dazu bestimmt, Richard seine mittäglichen »Naschereien« zu bieten.
    Die Tatsache, dass das plötzliche Kribbeln in ihren Adern nichts mit dem belebenden Ausritt zu tun hatte, ignorierte sie geflissentlich.
    Die Arme auf die oberen Latten des Gatters aufgestützt, beobachtete Richard, wie Catriona förmlich durch die winterliche Landschaft flog. Als sie fast seinem Blick entschwunden war, holte Richard aus den Taschen seines Überrocks das Fernrohr hervor, das er zuvor in der Bibliothek gefunden hatte. Er zog es zu seiner vollen Länge aus, stellte die Schärfe ein und betrachtete das schneebedeckte Feld, das sich vor Catriona ausbreitete.
    Nicht ein einziger Hufabdruck – oder Fußabdruck – verunstaltete den weißen Teppich.
    Richard legte das Fernrohr beiseite und verzog die Lippen zu einem zufriedenen Lächeln. Es gab auch noch andere Möglichkeiten, eine Hexe zu beschützen.
    Vor zwei Tagen war er bereits zu ihrem Kreis hinausgeritten. Selbst er, der für den Aberglauben der Einheimischen nicht gerade empfänglich war, hatte jene Kraft gespürt, die den Hain aus Eiben, Ulmen und Erlen schützte – Bäume, die in dieser Gegend nicht oft vorkamen. Er war um den Kreis herumgewandert und hatte zufrieden festgestellt, dass man nur über das Feld, das er gerade mit dem Fernrohr abgesucht hatte, zu dem Kreis gelangte; es gab sonst keinen anderen Weg.
    Obwohl Richard in diesem Augenblick lieber bei ihr gewesen wäre – er verspürte gerade ein starkes Verlangen, an ihrer Seite zu reiten –, war es mangels einer Einladung von Catriona im Augenblick das Beste, sie aus der Ferne zu betrachten.
    Während er beobachtete, wie die durch die winterliche Landschaft galoppierende Gestalt einen kleinen Hügel umrundete und schließlich ganz aus seinem Blickfeld verschwand, dachte er, dass auf diese Weise der besitzergreifende Beschützerinstinkt, der inzwischen zu einem Teil von ihm geworden war, wenigstens teilweise befriedigt war.
    Richard wandte seinen Blick von der verlassen daliegenden Landschaft ab und machte sich auf den Rückweg zum Haus. Dann blieb er unvermittelt stehen. Mit gerunzelter Stirn blickte er zum Stallgebäude, drehte sich dann wieder um und schlenderte auf die Hintertür des Haupthauses zu.
    »Wo ist er bloß?« Catriona zog sich ihr Tageskleid über den Kopf und schnaubte verächtlich, als sie den gereizten Unterton in ihrer Stimme wahrnahm. »Das kommt dabei heraus, wenn man sich mit Windhunden einlässt.« Wenn man einen Windhund zum Ehemann hatte.
    Mit einem weiteren verächtlichen Laut ließ Catriona ihr Reitkostüm auf einen Stuhl fallen.
    Aufgekratzt und erfrischt war sie nach ihren Gebeten und dem wilden Ritt durch die schneebedeckte Landschaft nach Hause zurückgekehrt. Sie war nahezu begierig darauf gewesen, ihren attraktiven Ehemann wieder zu sehen, den sie wartend zurückgelassen hatte.
    Sie hatte erwartet, ihn in der warmen Küche vorzufinden oder im Esszimmer oder aber tief in Gedanken versunken in der Bibliothek.
    Doch sie hatte ihn nirgendwo finden können.
    Und nun war sie diejenige, die enttäuscht war und frustriert.
    Mit einem unterdrückten Knurren zog Catriona die Vorhänge zurück und öffnete die Fenster.
    Und dann sah sie ihn.
    Catrionas Schlafzimmer befand sich in einem der kleinen Türme an der Vorderfront des Hauses. Aus den Fenstern bot sich ihr ein weiter Blick über die Felder bis zum Ende des Tales. Die näher am Haus liegenden Gärten erstreckten sich bis hinunter zum Fluss, der jetzt nur als weißes, von bräunlichen Uferrändern eingefasstes Band sichtbar war.
    Dort sah sie ihn. Wie der Wind ritt er über den schmalen Weg, der dem Flussverlauf folgte. Der Grauschimmel glich im klaren Morgenlicht einem silbernen Blitz.
    Mit vor Schreck wild klopfendem Herzen beobachtete Catriona ihn – und wartete auf das Scheuen des Pferdes, den Schrei, das Aufbäumen und Auskeilen. Den unvermeidlichen

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