Gezähmt von sanfter Hand
nichts mit der Hitze irgendeines Feuers zu tun hatte.
Die Augen schließend, seine Wange fest an das feurigrote Haar seiner Ehefrau geschmiegt, holte Richard tief Luft und ließ sich von seinen Gefühlen überwältigen. Genauso, wie es der Halskette seiner Mutter schon von jeher beschieden gewesen war, ihren Weg hierher zu finden, um in dem Tal zwischen den Brüsten seiner süßen Hexe zu ruhen – genauso war es auch ihm, dem einzigen Kind seiner Mutter, beschieden, hier endlich sein Zuhause zu finden, seinen sicheren Hafen, sein Seelenheil.
Hier. In den Armen seiner Hexe.
In ihr.
Mit einem langen, zittrigen Seufzer ergab Richard sich seinem Schicksal.
»Herr!«
Richard fuhr herum, um zu sehen, wie einer der Landarbeiter von dem Gehöft am Eingang des Tales durch den Stallhof geeilt kam. »Was gibt es denn, Kimpton?«
Der Mann blieb schwer atmend vor ihm stehen und tippte an seine Mütze. »Ihr hattet darum gebeten, dass wir Euch über alles, was nicht in Ordnung ist, Bericht erstatten sollten, Sir.«
»Richtig. Was stimmt denn nicht?«
»Es geht um das Gatter auf der südlichen Koppel.« Der Mann sah Richard offen in die Augen. »Letzte Nacht, als ich meine Kontrollrunden drehte, war es ordnungsgemäß geschlossen, aber heute Morgen, als mein Jüngster den Weg zur Koppel runterging, stand das Gatter weit offen.«
Richards Augen wurden schmal. »Hat er es wieder zugemacht?«
»Ja, Sir.« Der Mann nickte. »Und ich hab's anschließend auch noch mal überprüft. An dem Schnappriegel kann's nicht gelegen haben, mit dem ist alles in Ordnung.«
Richard lächelte. »Sehr gut. Dann wollen wir mal abwarten, was passiert.«
Unmittelbar nach dem Mittagessen erschien Sir Olwyn Glean.
Mit einer schroffen Geste drückte er Henderson seinen Hut in die Hand und stürmte dann geradewegs zu Catrionas Büro.
Im selben Augenblick, in dem er die Tür aufriss, fing er auch schon an zu poltern. »Miss Hennessy! Ich muss jetzt aber wirklich energisch protestieren …«
»Wen meint Ihr, Sir?«
Catrionas eisiger Ton ließ Sir Olwyn abrupt innehalten; er rang einen flüchtigen Moment lang nach Atem, dann holte er tief Luft.
Und verbeugte sich dann in einem verspäteten Versuch, den Ge boten der Höflichkeit nachzukommen.
»Mrs. Cynster.«
Nach den Anstrengungen, die sie an diesem Morgen auf sich genommen hatte – von den Strapazen all der vorangegangenen Morgen ganz zu schweigen –, war Catriona der festen Überzeugung, dass sie diesen Titel voll und ganz verdiente. Mit einer königlichen Geste neigte sie den Kopf und verschränkte ihre Hände auf ihrem Hauptbuch. »Welchem Umstand verdanke ich Euren Besuch, Sir?«
»Den verdankt Ihr wie immer«, erklärte Sir Olwyn genüsslich, »Eurem Vieh! Wenn Ihr die Tiere einfach überall verstreut herumwandern und aufs Geratewohl auf den Weiden nach Futter suchen lasst, könnt Ihr niemals ein wachsames Auge auf sie haben. Schnappriegel an Toren und Gattern zerbrechen oder lockern sich – und was passiert dann?«
»Ich habe keine Ahnung« – Catriona sah ihn betont gelassen an –, »aber was immer es auch ist, wenn die Angelegenheit das Vieh des Tals betrifft, solltet Ihr besser mit meinem Mann sprechen.« Sie machte eine Handbewegung Richtung Tür. »Er ist für die Herden zuständig.«
»Als ob das großartig was nützen würde«, gab Sir Olwyn verächtlich zurück, »wenn er doch gar nicht hier ist, sondern in London!«
»O nein, Sir Olwyn, da irrt Ihr Euch – ich bin erheblich näher, als Ihr denkt!«
Sir Olwyn zuckte erschrocken zusammen und wirbelte herum. Nur knapp einen Schritt hinter ihm stand Richard und lächelte weltmännisch – jeder Zoll ein Wolf, der drauf und dran war, einen plündernden Hund in Stücke zu zerreißen.
Catriona kämpfte tapfer darum, eine ausdruckslose Miene beizubehalten; sie erstickte beinahe bei dem Versuch, ihr Kichern hinunterzuschlucken. Und was McArdle anbetraf – der starrte stumm auf sein geschlossenes Hauptbuch und blickte nicht wieder davon auf. Die Ränder seiner Ohren jedoch wurden von Sekunde zu Sekunde röter.
Gelassenen Schrittes weiter in den Raum hereinkommend, schnarrte Richard: »Was gibt es denn für ein Problem mit dem Vieh des Tals?«
Sir Olwyn, der vor Ärger einen hochroten Kopf hatte, stieß kriegerisch hervor: »Das Vieh des Tales hat sich auf meine Kohlfelder verirrt und die Ernte vernichtet!«
»Ach, tatsächlich?« Richards Brauen schnellten bis zum Haaransatz hoch. »Und wann ist das passiert?«
»Heute
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