Gezähmt von sanfter Hand
Tränke weiß, die du in deinem Destillationsraum verstaust, um daraus das giftige Zeug zu mixen, das in diesem Kaffee war, was auch immer das für ein Zeug gewesen sein mag.«
»Eisenhut und ein bisschen Bilsenkraut. Aber das überführt sie noch nicht.«
»Nein, aber es macht sie zur Hauptverdächtigen.« Richard zögerte, dann fragte er in etwas ruhigerem Tonfall: »Und mal ganz davon abgesehen, wenn sie es nicht war, wohin brichst du denn dann gerade auf?«
Catriona hielt den Blick auf ihre Satteltasche gerichtet und verzog abermals das Gesicht zu einer Grimasse.
Sie hörte, wie Richard seufzte und von einem Fuß auf den anderen wippte. Er trat hinter sie und legte einen Arm auf den Bettpfosten; den anderen schlang er um Catriona, drehte sie zu sich herum und hatte sie damit quasi umzingelt – Catriona legte die Hände auf seine Brust und schaute zu ihm auf.
Richard hielt ihren Blick mit dem seinen gefangen. »Vertraust du mir immer noch nicht?«
Catriona sah in Richards Augen und erkannte nichts als Hingabe – selbstlose, bedingungslose und unerschütterliche Hingabe. Mit einem Seufzer schloss sie die Augen und ließ die Stirn gegen seine Brust sinken. »Du weißt doch, dass ich dir vertraue.«
»Dann komme ich mit dir. Nein …« Richard hob eine Hand, als Catriona wieder zu ihm aufschaute und gerade den Mund öffnete, um ihm zu widersprechen. »Betrachte mich als deinen Beschützer, als deinen Verteidiger – als deinen Gefährten. Ich werde dir aufs Wort gehorchen.« Er schaute ihr prüfend in die Augen. »In dieser Angelegenheit werde ich nur mit deinem Einverständnis handeln.«
Entschlossenheit und Hingabe waren in seine Züge eingemeißelt, lagen eingebettet in seinen blauen, blauen Augen. Catriona schaute ihm tief in die Augen, dann atmete sie einmal durch und nickte schließlich. »Wir werden zwei Tage lang fortbleiben.«
Kurz nach Mittag erreichten sie auf den Rücken ihrer Tiere – Catriona auf ihrer Stute, Richard auf Donnervogel – den Ausgang des Tales. Catriona zog den Kopf der Stute nach Norden herum, Richard folgte ihr; er wartete, bis die Pferde in einen gleichmäßigen Trab gefallen waren, ehe er fragte: »Wohin genau reiten wir eigentlich?«
»Algaria besitzt ein kleines Cottage.« Catriona deutete mit dem Kinn nach vorn. »Es liegt fast geradewegs in nördlicher Richtung von hier. Von der Entfernung her ist es zwar weniger als einen Tagesritt entfernt, aber die Wege sind nicht einfach zu beschreiten.«
Das war eine Untertreibung. Sie folgten zunächst noch dem Weg, der aus dem Tal hinausführte, eine vergleichsweise gut befestigte Landstraße, bis diese in den Weg nach Ayr überging. Catriona überquerte diese Straße und ritt einen schmalen, von Schafen ausgetretenen Pfad hinauf. Zaghaft bahnte sich die kleine Stute ihren Weg. Donnervogel schnaubte ungeduldig – stapfte aber brav der Stute hinterdrein.
Von dort an reisten sie nur noch auf Schafspfaden, die kaum mehr waren als ein schmaler Trampelpfad, der sich in den steinigen Untergrund eingegraben hatte. Richard ließ den Blick über das karge Land schweifen, durch das sie ritten, und bemerkte schließlich in einiger Entfernung ein Feld, welches mit irgendeiner Art von kurzstängeligem Gemüse bepflanzt war. Über das Feld hinweg trottete in ungeordneter Reihe eine Herde ausgemergelter Rinder.
Richard ließ seinen Blick noch eine Weile auf dieser Szene ruhen, dann konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf die Hüften seiner Hexen-Frau. »Sind das nicht Sir Olwyns Felder?«
»Ja.« Catriona nickte, ohne sich auch nur umzublicken. »Sowohl nach Norden als auch nach Süden.«
Richard blickte nach Süden. Dort war die Herde stehen geblieben und ließ verdrießlich die Köpfe hängen. »Sieht ganz so aus, als ob er gerade noch ein paar mehr seiner Kohlköpfe verloren hat.«
Catriona wandte sich um und folgte Richards Geste zu dem weiter entfernt liegenden Feld hinüber, ließ den Blick zu dem offensichtlichen Beweis hinüberschweifen und schnaubte nur verächtlich. »Er wollte ja nie zuhören, wenn ich ihm helfen wollte.«
Richard schaute noch einmal auf die kahle, trostlose Landschaft um sie herum, die einen so erstaunlichen Kontrast zu dem Tal bot, welches nur einige wenige Meilen hinter ihnen lag, und hob die Augenbrauen. »Jetzt kann ich verstehen, warum er dich heiraten wollte.«
Catriona schnaubte abermals verächtlich.
Langsam trotteten sie weiter, den gesamten Nachmittag hindurch; auf der Kuppe eines kleinen
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