Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
Libby ihre Finger in seinen Schenkel grub.
»Er hat gesagt, sein Name sei Edward Martinelli. Ich habe ihm ein bisschen über die Drakes erzählt und wie sie Drews Leukämie im Lauf der Jahre immer wieder zum Stillstand gebracht haben. Er hat mir einen Scheck über fünftausend Dollar geschickt. So viel Geld auf einmal hatte ich vorher noch nie gesehen. Also bin ich auf den Gedanken gekommen, wenn er mich für die Geschichte bezahlt, dann tun es andere vielleicht auch.«
»Und so war es dann auch.«
»Nur, wenn ich Fotos und irgendeine Form von Beweisen hätte. Ich hatte die Unterlagen des Krankenhauses und viele Fotos von Libby mit Drew. Als ich ihnen ein Foto von Joley und Libby gemeinsam mit Drew vorgelegt habe, haben sie mir zehntausend gegeben. Fünfzehntausend Dollar, das war zu viel Geld, um es abzulehnen. Wir hatten so viele Rechnungen zu bezahlen, und ich hatte solche Angst, das Haus zu verlieren. Es war ein Geschenk des Himmels.« Sie zog den Kopf ein. »Ich wusste nicht, dass die Schlagzeilen so grässlich sein würden. ›Die Göttin und die Königin der Verderbten.‹ Es war einfach furchtbar.«
»Das war Verrat, Irene«, sagte Tyson, und seine Stimme war
so hart, dass Libby zusammenzuckte. »Das hätten Sie nicht tun dürfen, und Sie wussten es genau, und das ist einer der Gründe, weshalb Sie so wütend waren, als Sie Libby angegriffen haben. Sie haben sich schuldig gefühlt.«
»Ja, das habe ich, und ich tue es immer noch.« Irene begann zu schluchzen.
Libby ging augenblicklich zu ihr und schlang die Arme um sie. »Es wird alles wieder gut werden. Lassen Sie sich von der Gemeinde dabei helfen, Geld für die Rechnungen aufzutreiben. Nehmen Sie Drew sofort aus dem Testprogramm heraus und unterschreiben Sie eine Vollmacht für Ty und mich, damit wir Zugang zu den Daten haben.«
»Drews Blut könnten wir auch gebrauchen«, fügte Ty hinzu.
»Jetzt? Sie wollen ihm jetzt Blut abnehmen?«, fragte Irene.
»Es ist wichtig, Irene, sonst würden wir Sie nicht darum bitten. Wir müssen die Daten analysieren und versuchen, dahinterzukommen, was ausgerechnet bei Patienten seiner Altersgruppe mit der Zusammensetzung nicht stimmt. Dieses Medikament ist sehr viel versprechend, und wenn ich diese eine kleine Macke ausmerzen kann, besteht vielleicht eine echte Chance für einen durchschlagenden Erfolg. Ohne diese ganz speziellen Daten komme ich nicht weiter.«
Irene nahm Libby die Einverständniserklärung aus der Hand und las sie langsam durch. Zweimal traten ihr Tränen in die Augen, und sie putzte sich die Nase. »Machen Sie schon, Libby, er möchte ohnehin mit Ihnen reden. Er ist so wütend auf mich, weil ich seine Geschichte verkauft habe. Nehmen Sie ihm Blut ab, wenn es Ihnen hilft.«
Libby tätschelte Irenes Knie, warf Tyson einen warnenden Blick zu und eilte durch den Flur zu Drews Schlafzimmer. Sie hörte es an der Haustür läuten, achtete aber nicht weiter darauf, als sie an die Zimmertür des Teenagers klopfte.
Drew lag auf dem Bett und starrte die Decke an. Sein Bein war in einem Streckverband, und er machte einen ganz erbärmlichen
Eindruck. Als er sie sah, hellte sich sein Gesicht auf. »Libby. Ich hatte gehofft, du würdest mich besuchen.«
»Tyson Derrick ist auch hier«, sagte sie, damit er nicht glaubte, sie hielte etwas vor ihm geheim. »Das ist der Feuerwehrmann, der dich gerettet hat.«
»Und abgestürzt ist«, sagte Drew niedergeschlagen.
»Du weißt doch, dass es nicht deine Schuld war, oder etwa nicht?«, sagte Libby. »Dir hat doch bestimmt jemand erklärt, was passiert ist.«
Tyson kam ins Zimmer und schwenkte triumphierend die Vollmacht. Er hielt Drew seine Hand hin. »Wie geht es dir? Ich muss mein Autogramm auf dein Bein schreiben, das ist eine alte Tradition.«
»Das Medikament, das du genommen hast, hat gewisse Nebenwirkungen«, sagte Libby. »Dazu zählen schwere Depressionen. Ich hoffe, du nimmst das Mittel nicht mehr.«
Drew nickte. »Ich bin nicht dagegen angekommen. Jetzt komme ich mir dumm vor, und ich bin wütend, und es ist mir peinlich. Pete wollte mich besuchen, aber ich wollte ihn nicht sehen.« Er blickte zu Tyson auf. »Es tut mir wirklich Leid. Sie wären meinetwegen fast gestorben.«
»Nicht deinetwegen«, sagte Tyson und setzte sich auf die Bettkante.
Libby hatte seine Stimme noch nie so sanft gehört.
»Ich bin Biochemiker, Drew. Ich arbeite nur während der Hochsaison bei der Feuerwehr. Ich weiß mehr als die meisten anderen Leute über die Wirkung
Weitere Kostenlose Bücher