Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
von Medikamenten auf Menschen. Du hast ein unerprobtes Medikament eingenommen. Du warst der Test. Das Mittel ist bisher noch riskant, aber ich werde versuchen, den Fehler zu beheben. In der Zwischenzeit darfst du dich nicht von deinen Freunden und deiner Familie absondern. Du brauchst sie alle, damit sie dir Mut für den langen Kampf machen.«
Bevor Drew etwas darauf erwidern konnte, entstand im Flur
ein größerer Aufruhr. Irene erhob die Stimme, und eine männliche Stimme fauchte sie an. Etwas traf so fest gegen die Wand, dass das Zimmer bebte. Tyson riss die Tür auf und hielt Libby mit einer Hand hinter sich zurück.
»Harry Jenkins«, sagte er mit sanfter Stimme zur Begrüßung. »Es ist doch immer wieder ein Vergnügen, dich zu sehen. Wir wollten gerade gehen. Bist du hier, weil du Drew besuchen wolltest?« Sein Lächeln war spöttisch.
Libby packte ihn am Gürtel, um ihn zurückzuhalten. Die Wut vom Vorabend schwelte noch in ihm, Zorn über die Dinge, die Sam gesagt hatte, und jetzt hatte er ein Opfer gefunden. Sie versuchte, ihn daran zu erinnern, dass der Junge und seine Mutter ihnen zusahen. Tyson schien das ganz egal zu sein.
Harrys Gesicht verfärbte sich zu einem fleckigen Purpur. »Du! Ich hätte mir ja denken können, dass du hier bist. Mrs Madison, ich hoffe, er belästigt Sie nicht. Sie brauchen nicht mit ihm zu sprechen.«
Libby wandte sich eilig um und nahm Drew geschickt Blut ab, während Tyson den Türrahmen ausfüllte und verhinderte, dass Harry sah, was sie tat. Zu ihrem Erstaunen zwinkerte ihr Drew verschwörerisch zu und gab keinen Laut von sich. Sie zwinkerte ihm ebenfalls zu und tippte Tyson auf die Schulter. Irene stand hinter Harry und wrang die Hände.
»Ich besuche dich bald«, sagte Tyson zu dem Jungen. »Libby und ich haben eine Menge Arbeit.« Er griff hinter sich, um Libby zur Tür hinauszuziehen und Harry zu zwingen, den Weg freizugeben.
Der Mann folgte ihnen zur Tür hinaus. »Ich kann nicht glauben, dass du so weit gehst, Derrick«, sagte er. »Du mischst dich in eine legitime Studie ein, und das verstößt gegen das Gesetz.«
»Nicht, wenn ich die Erlaubnis der Mutter habe«, sagte Tyson.
Harry trat aggressiv einen Schritt vor. »Du glaubst, damit
kommst du durch, aber du irrst dich. Ich habe Hilfsmittel, auf die du im Traum nicht kämest.«
»Zeig dich von deiner schlechtesten Seite, Harry«, spornte Tyson ihn an. »Du solltest im Labor sein, statt mich auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Was zum Teufel hast du überhaupt in Sea Haven zu suchen?«
»Ich wahre meine Interessen. Ich lasse mir nicht meine ganze Karriere zerstören, von dir und deiner Ärztefreundin. Wir werden ja sehen, was für eine hohe Meinung alle von euch beiden haben werden, wenn ihr zwei als das entlarvt werdet, was ihr in Wirklichkeit seid.«
Tyson setzte sich ans Steuer des Porsche und rückte seine Sonnenbrille zurecht. »Ich werde ein paar Tage im Labor verbringen, Libby. Hast du Lust, mir zu helfen?«
»Und wie.«
‹
14.
I m Labor war Tyson ein Tyrann. Er scheuchte Libby umher, als sei sie seine Assistentin, nahm von nichts Notiz, was sie sagte, und konzentrierte sich so ausschließlich auf seine Arbeit, dass er nichts um sich herum wahrnahm. Sie legte sich zweimal auf seinen Futon und schlief, aber er legte in achtundvierzig Stunden keine einzige Pause ein. Sie fütterte ihn mit Eiern, während er etliche Komponenten untersuchte. Er schien es nicht zu bemerken, aber auf ihren Befehl hin öffnete er den Mund und kaute, wenn sie es ihm sagte. Sein Blick war ununterbrochen auf den Bildschirm seines Computers geheftet. Libby fand ihn absolut faszinierend.
Sein Verstand schien mit der dreifachen Geschwindigkeit jedes anderen Menschen zu arbeiten, der ihr je begegnet war, und er war eindeutig etwas auf der Spur. Tyson erinnerte sie an einen Jagdhund, der eine Witterung aufgenommen hatte. Nichts anderes zählte mehr für ihn, nicht einmal sie. Es hätte ihre Gefühle verletzen sollen, doch sie war viel zu beeindruckt von seiner Zielstrebigkeit. Er saß grübelnd über den Daten, verglich sie mit anderen, kehrte zu seinen anfänglichen Experimenten zurück, murmelte oft vor sich hin und machte ein und denselben Test viele Male hintereinander. Manchmal war er plötzlich aufgeregt und wollte ihr etwas zeigen, unterbrach sich jedoch mitten im Satz, zog die Stirn in Falten und wandte sich ab, um etwas anderes zu überprüfen.
Mehrfach täglich brachte Sam ihnen Mahlzeiten, und sie
flößte Ty
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