Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
dass sie mit einer heiklen Situation umgehen können. Als sie alles nur noch schlimmer gemacht haben, habe ich Sam gebeten, ein Treffen zu arrangieren, und ihm angeboten, ihm im Gegenzug für ein Gespräch mit Dr. Drake seine Spielschulden zu erlassen. « Er trat zurück. »Bitte, kommt herein.«
Tyson ging voraus. »Willst du damit sagen, du hast keine Männer zu Sam geschickt, damit sie ihn verprügeln?«
»Du kennst mich seit Jahren. Fast mein ganzes Leben lang. Du weißt, dass so etwas nicht meinem Vorgehen entspricht. Sam schuldet mir Geld. Nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal. Weshalb sollte mir daran liegen, dass jemand ihm wehtut? Er ist dein Cousin. Wenn es ein Problem gäbe, würde ich mich an dich wenden und wir fänden gemeinsam eine Lösung.«
»Wenn du die Männer nicht auf Sam angesetzt hast«, fragte Tyson, »wer zum Teufel war es dann?«
Libby blieb stumm und ließ Edward Martinellis Gesicht nicht aus den Augen. Er wirkte ausgelaugt und müde. Sie konnte wahrnehmen, dass er Wogen von Kummer, Leid und Sorge verströmte.
»Ich habe keine Ahnung, Ty.« Er breitete seine Hände vor sich aus und wirkte niedergeschlagen. »Ich habe drei Onkel, die in kriminelle Geschäfte verwickelt sind. Ich kann ebenso wenig dafür, wer mein Vater war, wie er dafür konnte, wer seine Brüder sind. Sie schicken regelmäßig Leibwächter hierher, um meine Familie zu beschützen. Ich stelle keine Fragen, und ich weise sie nicht ab. Was auch immer sich in ihrem Leben tut, ich will nicht, dass meiner Familie etwas zustößt. Vielleicht kann man mir das vorwerfen, aber ich bin nicht bereit, Risiken einzugehen. Ich lebe mein Leben, so gut ich eben kann.« Er forderte sie auf, sich auf das Sofa zu setzen.
Tyson nahm in einer schützenden Haltung dicht neben Libby Platz und hielt ihre Hand umschlungen. »Wenn du in nichts verwickelt bist, Ed, warum schuldet Sam dir dann Geld?«
»Weil ich eine Menge Geld habe und er mich um einen großen Betrag gebeten hat. Bisher hat er seine Schulden immer bezahlt. Und wenn er es nicht tut, bist immer noch du da. Du hast ihn dein Leben lang freigekauft, wenn er in der Patsche saß. Jeder weiß, dass in diesen Fällen auf dich Verlass ist.« Ed wandte seine Aufmerksamkeit Libby zu. »Ich musste eine Möglichkeit finden, mit Ihnen zu reden. Ty hat mir erzählt, wie dumm sich John angestellt hat, als er an Sie herangetreten ist. Das lässt sich mit nichts entschuldigen, aber ich hoffe, Sie werden sich trotzdem vorurteilsfrei anhören, was ich zu sagen habe.«
»Ich bin hier, Mr Martinelli«, hob Libby hervor.
»Ich habe gehört, Sie seien fähig, Menschen zu heilen.« Sein Blick wandte sich von ihr ab, denn er war offenbar verlegen. »Ich habe nie an solche Dinge geglaubt, aber inzwischen bin ich derart verzweifelt, dass ich meine Frau und meinen Sohn in das Zelt eines Medizinmanns in den Wäldern brächte, wenn ich mir Hilfe davon verspräche.«
»Kann ich daraus schließen, dass die beiden krank sind?«
Er nickte und rieb sich das Gesicht. »In den letzten Jahren hat sich bei meiner Frau eine Autoimmunkrankheit herausgebildet. Zumindest sagen mir das die Ärzte. Sie wird manchmal so müde, dass sie kaum noch etwas tun kann. Es hat vor etwa drei Jahren begonnen, und von der Lyme-Borreliose bis zum Chronischen Erschöpfungssyndrom ist ihr so ziemlich alles diagnostiziert worden. Als sich bei Robbie vor etwa einem Monat die ersten Anzeichen gezeigt haben, dachte ich, bei ihm sei es dasselbe. Aber die Ärzte waren der Meinung, dass ich überreagiere. Seitdem hat sich sein Zustand erheblich verschlechtert, aber niemand scheint herausfinden zu können, was ihm fehlt. Ich finde Ärzte so frustrierend. Sie wissen, dass meine Frau und mein Sohn krank sind, aber sie haben keine Ahnung, was ihnen fehlt, und daher haben sie uns zehn verschiedene Diagnosen gestellt, von denen keine korrekt ist. Aber Robbie wird sterben. Ich kann sehen, wie er uns von Tag zu Tag mehr entgleitet. Meine Frau ist außer sich, und ich bin es auch.«
»Haben Sie die beiden zur Diagnose in die Mayo-Klinik gebracht? Oder an einen vergleichbaren Ort?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe die Ärzte restlos aufgegeben. Ich fühle mich so verdammt hilflos. Könnten Sie ihn sich ansehen?«
»Er ist hier?«, fragte Libby ungläubig. »Nicht in einem Krankenhaus ?«
»Ich habe Krankenpflege rund um die Uhr für ihn organisiert. Nachdem sein Arzt und zwei andere auch bei ihm eine Autoimmunkrankheit diagnostiziert
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