Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
hingekriegt hast.«
Auf sein Gesicht trat ein beinah schüchternes knabenhaftes Lächeln. »Gefällt es dir wirklich? Als ich das Haus gekauft habe, habe ich die Vorhänge als Maßanfertigung in Auftrag gegeben und um rasche Abwicklung gebeten. Als es dann hier zu diesen Vorfällen kam, habe ich die Firma angerufen und ihnen eine Menge Geld dafür angeboten, dass sie die Lieferung beschleunigen. « Er grinste breit. »Ich glaube, den Dreh mit dem Geld kriege ich allmählich raus.«
»Ty, das hättest du doch nicht tun müssen.« Ihre Kehle war zugeschnürt, und sie brachte die Worte kaum heraus.
Plötzlich wirkte er ein wenig hilflos und verloren. »Ich kann mir das nicht alles als Verdienst anrechnen. Weißt du, Libby, ich bin nicht sehr geschickt in diesen Dingen, obwohl ich es gern wäre. Auf Sachen wie Vorhänge habe ich noch nie geachtet. Die Maklerin hat mich darauf hingewiesen, dass die Sonne manchmal zu intensiv durch die Glasfront scheinen könnte. Sie hat auch die Firma für mich rausgesucht, die diese Vorhänge angefertigt hat, und dann konnte ich ihre Telefonnummer nicht gleich finden, um sie zu bitten, Druck zu machen.«
Dieses Geständnis ließ ihn wieder zu dem kleinen Jungen werden, der gelegentlich hervorlugte und den sie so entzückend fand. Der schonungslos ehrlich war und stets mit einer Rüge rechnete, wenn nicht gar mit Ablehnung.
Sie stemmte die Arme in die Hüften. »Jetzt sag mir schon, wie du an ihre Nummer gekommen bist.«
Er wand sich vor Verlegenheit. »Das spielt doch keine Rolle.« Er rieb sich den Nasensteg und fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar, ehe er sich einen Ruck gab. »Ich habe Elle angerufen.«
Sie blinzelte und traute ihren Ohren nicht. »Du hast Elle angerufen ?«
»Du hast doch gehört, was ich gesagt habe.«
»Nach all den Jahren, in denen du uns für Scharlatane gehalten hast, hast du Elle angerufen?«
»Sam konnte ich ja nicht fragen, weil ich ihm nichts von dem Haus erzählt habe«, verteidigte er sich. »In der letzten Zeit gefallen ihm meine Entscheidungen überhaupt nicht. Ich habe die kleinen Dinge des Alltags immer so weit wie möglich ignoriert, wie das Bezahlen von Rechnungen oder das Lesen von Schriftsätzen, die mir Anwälte schicken, aber in den letzten Monaten habe ich mich aktiv bemüht, nicht ganz so viel auf Sam abzuwälzen. Er musste sich immer um diesen ganzen lästigen Kleinkram kümmern, bis ich begriffen habe, dass es ihm gegenüber nicht fair ist.«
Libby ließ sich nur deshalb auf einen der weichen Liegesessel sinken, weil er so einladend wirkte. Sie wartete, bis Tyson ihr gegenüber Platz nahm.
»Hat es dir keine Sorgen bereitet, dass es für Sam ein Problem sein könnte, ständig mit großen Summen umzugehen, wenn er das Spielen nicht lassen kann?«
»Dass er ein Spieler ist, wusste ich schon immer, aber wie hoch die Summen sind, ist mir erst kürzlich klar geworden. Ich hatte keine Ahnung, dass er sich Geld von Ed borgt.«
»Hast du Martinelli geglaubt, als er gesagt hat, er hätte diese Männer nicht auf Sam angesetzt?«, fragte Libby.
Tyson zögerte einen Moment und nickte dann bedächtig. »Ich kenne Ed schon seit vielen Jahren, Libby. Die Gerüchte über seine Familie habe ich nie geglaubt. Ich bin seinen Onkeln begegnet, und ich weiß, wie schwierig es für seine Familie war, mit all diesen Gerüchten zu leben.«
»Ich habe ihm auch geglaubt.« Libby lehnte sich zurück und zog die Stirn in Falten, als sie noch einmal über die Situation nachdachte. »Vielleicht sind die Männer, die für Eds Onkel arbeiten, auf eigene Faust über Sam hergefallen?«
»Das leuchtet mir nicht ein, Libby«, wandte Tyson ein. »Es scheint mir ein zu großer Zufall zu sein, dass Harry gleichzeitig mit ihnen aufgetaucht sein soll und sich in meinem Labor unter einem Tisch versteckt hat. Er hat weder versucht, die Polizei zu verständigen, noch hat er Sam in irgendeiner Weise geholfen. Und ein paar Minuten später kam es zu einer Explosion im Labor.«
»Woher sollte er etwas von Sams Spielschulden wissen?«
»Es dürfte nicht allzu schwierig sein, an solche Informationen zu kommen.«
»Vermutlich hast du Recht.« Libby seufzte. »Mir behagt das Wissen nicht, dass jemand mich oder uns beide tot sehen möchte.«
»Baby, ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass jemand dir den
Tod wünscht. Ich glaube, dass sie es auf mich abgesehen haben. Du hast dich einfach nur in den falschen Mann verliebt.«
»Wirklich? Das glaube ich nicht.« Sie stand
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