Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
innere Schönheit. Du erkennst das an dir selbst nicht, aber du bringst Glanz in jeden Raum, den du betrittst. Wenn er das nicht sieht, hat er dich nicht verdient.«
Libby schlang ebenfalls die Arme um sie und löste sich dann von Sarah. »Ich weiß zumindest, dass ich etwas Besseres verdiene als einen Mann, der mich versetzt, wenn er mit mir verabredet ist.«
Libby konnte die Blicke ihrer Schwestern auf sich fühlen, als sie in ihren Wagen stieg und die Tür mit gezügelter Aggression zuschlug. Sie war genauso aufbrausend wie ihre Schwestern und konnte sich ebenso glühend ärgern wie sie, aber ihre Wut verrauchte auch schnell wieder. Sie fand für alles und jeden
eine Entschuldigung, und sie hielt sich selbst für stark. Wenn es notwendig war, konnte sie es gegen jeden aufnehmen. Allerdings war sie in der Lage, immer auch den Standpunkt der anderen zu berücksichtigen. Aber das machte sie noch lange nicht zu einem Fußabstreifer. Und wenn Ty sich einbildete, bloß weil er Verstand besaß und besser küssen konnte als jeder andere Mann weit und breit, könnte er sich erlauben, so mit ihr umzugehen, dann irrte er sich.
Sie fuhr auf direktem Wege zu dem Haus, das Ida Chapman ihrem Sohn und ihrem Neffen vermacht hatte. Es war ein riesiges Haus auf einem wunderschönen Stück Land hoch oben auf einer Klippe. Von der langen Fensterreihe in der Fassade hatten die Bewohner einen Ausblick auf das wogende Meer. Sie parkte vor der Doppelgarage und marschierte entschlossen zur Haustür. Sie läutete, doch niemand reagierte.
Libby ging zur Garage zurück, um nachzusehen, ob Tysons Wagen dort geparkt war. Die Tür stand einen Spaltbreit offen und sie schlüpfte hinein. Drinnen war es düster, und sie hatte bereits zwei Schritte in die Garage hinein gemacht, als ihre Augen sich an das schlechte Licht gewöhnten und sie am hinteren Ende in der Nähe von Tysons Wagen zwei Männer wahrnahm. Beide richteten sich auf und drehten sich zu ihr um. Keiner der beiden Männer war ihr bekannt, doch in der Art, wie sie sich ihr zuwandten, drückte sich Verstohlenheit oder Schuldbewusstsein aus.
Libbys Herz begann rasend zu flattern. Sie wich behutsam zwei Schritte zurück. Sie hatte nicht die geringste Chance, ihren Wagen zu erreichen und wegzufahren, ehe die beiden sie aufhalten konnten, und daher machte sie schleunigst kehrt, rannte die Stufen zu Tysons Haus wieder hinauf und betete, dass die Haustür nicht abgeschlossen war. Sie hörte schwere Schritte, die ihr folgten, als sie die Tür aufriss, sie hinter sich zuschlug und versuchte, sie eilig von innen abzuschließen.
»Warten Sie!« Libby hörte den heiseren Ruf hinter sich. Die
Erinnerung an Jonas, wie er in einer Blutlache am Straßenrand lag, und Edward Martinellis Drohungen reichten aus, um die Alarmglocken in ihrem Kopf schrillen zu lassen.
»Tyson! Sam! Hilfe!« Sie schrie die Namen aus voller Kehle. »Ruft die Polizei. Tyson!« Der Türknopf drehte sich, bevor sie das Schloss verriegeln konnte, und sie sprang von der Tür fort und rannte durch das Wohnzimmer in die Richtung, von der sie hoffte, dass dort die Küche war. Sie hatte keine Ahnung vom Schnitt des Hauses und von der Raumaufteilung, aber so gut wie jeder hatte ein Telefon in der Küche.
Sie fand eine Tür, riss sie auf und hörte, dass die Männer hinter ihr her rannten. Eine beleuchtete Treppe führte zum Keller hinunter. Dort musste Tysons Labor sein. Libby schlüpfte durch die Tür und schloss sie hinter sich, und während sie die Treppe hinunterrannte, kam ihr Tyson entgegengeeilt. Er riss sie in seine Arme und hielt sie fest an sich gepresst. »Was ist los? Warum bist du hier? Was ist passiert?«
Die Tür am oberen Ende der Treppe wurde geöffnet und die beiden Männer stiegen behutsam herunter. Tyson stieß Libby hinter sich und bot ihr mit seinem Körper Schutz. Sam tauchte hinter den Männern auf der Treppe auf. »Ich habe Libby schreien hören und bin nach unten gerannt und habe die beiden hier in unserem Haus vorgefunden, Ty.«
»Harry Jenkins und Joe Fields.« Tys Stimme war gesenkt, als er die beiden bei ihren Namen nannte, doch seine Wut war nicht zu überhören. »Was zum Teufel habt ihr in meinem Haus zu suchen? Und was habt ihr mit Libby angestellt?« Er trat einen Schritt vor, und seine Hände ballten sich zu Fäusten.
Harry und Joe wechselten einen langen nervösen Blick miteinander. Harry machte einen behutsamen Schritt auf Ty zu und hatte eine Hand zu einer versöhnlichen Geste gehoben.
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