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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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drehte sich, um ihre Hände abzuschütteln. Die beiden zogen Knüppel, zögerten aber, da Ruskov abwinkte.
    Daniel beachtete die Polizisten nicht und nahm wieder Haltung an - so gut es ging. »Ich bin schuldig«, wiederholte er. »Aber nicht so, wie Sie es glauben. Ich habe nur versucht zu tun, was ich für das Beste hielt.« Das klang falsch. Das war, was Crow gesagt hätte. »Nein, ich habe versucht zu tun, was ich für das Beste für alle anderen gehalten habe. Das ist die Wahrheit. Ich habe nie beabsichtigt...«
    Was? Dass jemand verletzt wurde? Zu spät.
    Ruskov schickte die MPs aus dem Büro. Sie zogen sich nur widerwillig zurück. Vermutlich gingen sie bloß bis ins angrenzende Zimmer, bereit, ihn wieder in Empfang zu nehmen, sobald der Legat mit ihm fertig war.
    »Wenn Sie es also nicht waren, wer war es dann? Tsung? Hat mich der Berater der Gouverneurin dem Feind ausgeliefert? Die Dynastie-Garde? Wer?«
    Zur Hölle. »Bannson. Jacob Bannson. Oder zumindest waren es seine Leute.«
    »Was, zum Teufel, hat Jacob Bannson mit uns zu tun?«
    Ruskov glaubte ihm ganz offenkundig nicht. »Was sollte ihn an Liao interessieren? Beantworten Sie mir das, Daniel!«
    »Gewinn!«, brüllte Daniel mit all der Kraft zurück, über die er noch verfügte. »Für ihn geht es immer um Gewinn. Um den Gewinn, den er aus einer Investition schlagen kann. Das war ich für ihn.« Daniel hatte Mühe, die Fassung zurückzugewinnen. »Eine Investition.«
    »Warum Sie? Was hatte Bannson - oder seine Organisation - gegen Sie in der Hand, das so schlimm war?« Natürlich erkannte er die Antwort in dem Augenblick, in dem er die Frage stellte. »Das Massaker.«
    Daniel hatte Mühe zu atmen. Seine Brust war wie eingeschnürt. Er nickte. »Hier auf Liao und vorher auf Northwind war ich Bannsons Werkzeug. Es gibt Fehler, für die bezahlt man bis in alle Ewigkeit. Noch über den Tod hinaus.«
    Und Daniel griff zurück, nahm sich die Zeit, Ruskov zu erklären - langsam und gewissenhaft -, wie man an ihn herangetreten war, damit er das Landungsschiff der Konföderation durch die Sicherheitsüberprüfungen schleuste. Warum er es getan hatte. Was ihm danach geblieben war. Zwei Jahre blutiger Krieg. In diesem Chaos war es nicht schwer gewesen, sich eine neue Identität als Ezekiel Crow zuzulegen. Zu versuchen, für seinen Fehler zu büßen, indem er die >besten< Entscheidungen im Dienste der Republik traf. Wie er zwanzig Jahre darauf verwendet hatte, so viel Gutes wie möglich zu tun.
    Er erzählte Ruskov vom Konservatoriumsaufstand 3128, von den Agenten der Konföderation, die ihn angezettelt hatten. Da setzte sich der Legat auf und spitzte die Ohren. Er erzählte ausführlich, was auf Northwind und auf Terra geschehen war. Zum ersten Mal in seinem Leben erklärte er einem anderen Menschen jeden selbstsüchtigen Beweggrund, der ihn dazu getrieben hatte, sich hervorzutun, der Beste zu sein, und wie ihn das in die Enge getrieben hatte. Und was es ihn gekostet hatte. Seine Eltern. Das Vertrauen und den Respekt seiner Kameraden. Tara Campbell, die sich ihm geöffnet - und die er verraten hatte.
    Er redete ziemlich lange. Sein Mund war trocken, seine Kehle tat weh. Dann schloss Daniel hastig mit der Ankunft auf Liao.
    Ruskov nickte langsam. »Also so sieht Verrat aus«, wiederholte er, wenn auch nicht ganz so feindselig wie beim ersten Mal.
    »Ich habe alles verdient, was mit mir geschehen ist«, gab Daniel zu und verweigerte jedes Mitleid. »Diesmal war ich nicht bereit, das Spiel eines anderen mitzuspielen. Ich hatte keinen Ehrgeiz. Ich wollte nur helfen. Ich habe ausgepackt - so weit ich es konnte, ohne dass Sie mich für einen Lügner gehalten hätten - und gehofft, dass es genug war.« Er schluckte trocken. »Aber das war es nicht. Und eine Menge unschuldiger Menschen sind gestorben.«
    Er überlegte kurz. »Na gut, sie wären wohl auf jeden Fall gestorben. Bannson ist nicht der Typ, ein Risiko einzugehen. Aber ich war darin verwickelt und habe mitgeholfen, dass man ihren Tod der Republik anlastet.«
    Ruskov beugte sich über den Schreibtisch, die Hände mit den Fingerspitzen aneinander gelegt. »Ich habe es selbst erlebt«, stellte er fest. »Man wagt einen Schritt über das hinaus, was die Vorschriften abdecken, und plötzlich sterben Leute. Und man kann nicht anders, als sich zu fragen, was man hätte anders machen können. In der Regel lautet die Antwort: nichts. Und jetzt steht Liao in Fl amm en.« Er schüttelte den Kopf. »Allmählich glaube

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