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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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an, dass sie sich auf die Scheidung von York vorbereitete.
    Wenn alles vorbei war, würde sie ihm vielleicht gern ein paar Insiderinformationen geben, die er verwenden konnte.
    Dann kam ihm noch eine Idee. Er könnte York einen anonymen Brief schicken, vielleicht mit einer kryptischen Botschaft. Die Worte wären nicht wichtig. Der entscheidende Punkt würde der Geruch sein; er würde das Papier mit Mandelextrakt beträufeln, das verräterische Aroma von Zyanid. Immerhin wusste ja niemand, dass er keine Ladung Gift angemischt hatte.
    Ach, es gab unendlich viele Möglichkeiten …
    Er drehte sich auf die Seite, flüsterte seiner Frau zu, dass er sie liebe, und war binnen einer Minute fest eingeschlafen.

Der Nachahmungstäter
    Detective Quentin Altman schaukelte nach hinten, und sein Stuhl quietschte, das verräterische Ächzen in die Jahre gekommener Behördenmöbel. Er beäugte den schmalen, nervösen Mann, der ihm gegenübersaß. »Fahren Sie fort«, sagte der Polizist.
    »Ich sehe mir also dieses Buch aus der Bücherei an, nur so, zum Spaß. Das tue ich sonst nie, ein Buch nur so zum Spaß lesen. Ich habe nicht viel Freizeit, wissen Sie?«
    Altman hatte es nicht gewusst, aber er hätte es sich ohne Weiteres denken können. Wallace Gordon war der einzige Polizeireporter von Greenvilles Tribune, und der Anzahl der Artikel nach zu urteilen, die täglich unter seinem Namen erschienen, musste er sechzig, siebzig Stunden die Woche Texte herunterschreiben.
    »Ich lese so dahin und...«
    »Was lesen Sie?«
    »Einen Roman – einen Krimi. Dazu komme ich noch … Ich lese also so dahin, und ich bin irritiert«, fuhr der Reporter fort, »denn irgendwer hatte ganze Passagen angestrichen. In einem Buch aus der Bücherei. «
    Altman brummte zerstreut. Er war der Leiter des Morddezernats in einem Bezirk, der den Namen einer Kleinstadt trug, aber die Verbrechensstatistik einer Großstadt aufwies. Der etwas über fünfzig Jahre alte Detective war sehr beschäftigt und hatte wenig Zeit für Reporter mit aberwitzigen Theorien. Auf seinem Schreibtisch lagen zweiundzwanzig Mappen mit aktuellen Fällen, und dieser Wallace tischte ihm hier irgendeine unausgegorene Geschichte über verunstaltete Bücher auf.
    »Erst achte ich nicht sehr darauf, aber dann blättere ich zurück und lese einen der angestrichenen Absätze noch einmal. Es erinnert mich an etwas. Jedenfalls schaue ich bei den Leichen nach...«
    »Bei den Leichen?« Altman runzelte die Stirn und rieb sich das drahtige, rote Haar, das nicht eine graue Strähne aufwies.
    »Unsere Leichen, nicht Ihre. Das Archiv. Die ganzen alten Artikel.«
    »Verstehe. Wie wär’s, wenn Sie endlich zur Sache kämen?«
    »Ich lande bei den Artikeln über den Mord an Kimberly Banning.«
    Quentin Altmans Aufmerksamkeit wuchs. Die achtundzwanzigjährige Kimberly war vor acht Monaten erdrosselt worden. Der Mord war zwei Wochen nach einem ähnlichen Tötungsdelikt – an einer jungen Studentin – geschehen. Die beiden Morde schienen das Werk derselben Person zu sein, aber es gab nur wenige Spuren und kein feststellbares Motiv. Der Fall führte zur Bildung einer Sonderkommission, aber irgendwann schieden alle Verdächtigen als Täter aus, und der Fall wurde kalt.
    Der große und hagere Reporter Wallace, aus dessen blasser Haut Sehnen und Adern hervortraten, versuchte – zumeist erfolglos – sein furchteinflößendes Aussehen mit braunen Tweedsakkos, Cordhosen und pastellfarbenen Hemden abzumildern. Er fragte den Detective nun: »Erinnern Sie sich, wie die ganze Stadt nach dem Mord an dem ersten Mädchen durchdrehte? Wie alle ihre Türen doppelt abschlossen und keine Fremden ins Haus ließen?«
    Altman nickte.
    »Nun, sehen Sie sich das an.« Der Reporter zog Latexhandschuhe aus der Tasche und streifte sie über.
    »Wozu die Handschuhe, Wallace?«
    Der Mann ignorierte die Frage und holte ein Buch aus seiner abgenutzten Aktentasche. Altman erhaschte einen Blick auf den Titel. Zwei Tode in einer Kleinstadt . Er hatte noch nie davon gehört.
    »Dieses Buch wurde sechs Monate vor dem ersten Mord veröffentlicht.« Er öffnete es an einer eingemerkten Stelle und schob es über den Tisch. »Lesen Sie diese Absätze.« Der Detective setzte seine Discounterbrille auf und beugte sich vor.
     
    Der Jäger wusste, dass die Stadt nun, da er einmal getötet hatte, wachsamer denn je sein würde. Ihre Seele würde nervöser sein, die kollektiven Nerven angespannt wie die Stahlfedern einer Tierfalle. Frauen würden

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