Gezinkt
gemocht, der auf eine unheimliche Weise ein bisschen wie außer Kontrolle wirkte und so aufreizend war, wie es Kreuzritter meist sind.
»Okay, Sie bekommen die Exklusivrechte. Ich halte Sie auf dem Laufenden.« Altman stand auf, hielt inne. Wartete, dass Wallace ging.
»Oh, ich gehe nirgendwohin, mein Freund.«
»Das ist eine offizielle Ermittlung...«
»Und es wäre keine ohne mich. Ich will diese Geschichte aus der Insidersicht schreiben. Meinen Lesern schildern, wie eine Mordermittlung aus Ihrer Sicht abläuft.«
Quentin Altman argumentierte noch ein wenig, aber letzten Endes gab er nach, weil er merkte, dass er keine Chance hatte. »Also gut. Aber stehen Sie mir nicht im Weg. Wenn Sie das tun, sind Sie raus.«
»Würde mir nicht einfallen.« Wallace runzelte ein unheimliches Aussehen in sein langes, langzahniges Gesicht. »Vielleicht erweise ich mich sogar als nützlich.« Falls es ein Witz gewesen war, hatte er ihn ohne Spur von Humor geäußert. Dann sah er zu dem Detective hinauf. »Und was machen wir nun als Nächstes?«
»Na ja, Sie fassen sich erst mal in Geduld. Ich werde die Akte des Falles noch einmal durchgehen.«
»Aber...«
»Immer mit der Ruhe, Wallace. So eine Ermittlung braucht seine Zeit. Lehnen Sie sich zurück, ziehen Sie Ihr Jackett aus. Genießen Sie unseren fantastischen Kaffee.«
Wallace blickte zu dem Schrank, der als Teeküche des Polizeireviers diente. Er verdrehte die Augen, und statt des unheilvollen Tons von vorhin ließ er nun ein Lachen hören. »Das ist ja lustig. Ich wusste gar nicht, dass man noch löslichen Kaffee kaufen kann.«
Der Detective blinzelte und wankte auf seinen schmerzenden Beinen den Flur entlang.
Quentin Altman hatte den Fall des Greenville-Würgers nicht bearbeitet. Er hatte ein wenig daran mitgewirkt – die ganze Polizeibehörde hatte irgendwie damit zu tun gehabt -, aber der leitende Beamte war Bob Fletcher gewesen, ein Sergeant, der seit einer Ewigkeit bei der Truppe war. Fletcher, der nicht wieder geheiratet hatte, seit seine Frau ihn vor einigen Jahren verließ, und kinderlos war, hatte nach der Scheidung sein ganzes Leben der Arbeit gewidmet und schien es sehr schwer zu nehmen, dass es ihm nicht gelungen war, den Fall zu lösen; der freundliche Mann hatte sogar eine hochrangige Position im Morddezernat aufgegeben und war ins Raubdezernat gewechselt. Altman freute sich nun für den Sergeant, dass es eine Chance gab, den Mörder festzunageln, den er nicht zu fassen bekommen hatte.
Altman spazierte mit der Nachricht über den Roman zum Raubdezernat und wollte sehen, ob Fletcher etwas darüber wusste. Der Sergeant war jedoch gerade im Außeneinsatz, deshalb hinterließ Altman eine Nachricht und tauchte dann in das vollgestopfte und bedrückend heiße Archiv ein. Er fand die Akten des Würger-Falls mühelos; die Ordner trugen rote Streifen, eine herbe Erinnerung daran, dass der Fall zwar kalt, aber immer noch offen war.
Nach der Rückkehr in sein Büro lehnte er sich zurück, trank den, ja doch, scheußlichen löslichen Kaffee und las die Akte; Wallace kritzelte unterdessen pausenlos in seinen Stenoblock, und Altman bemühte sich, das nervtötende Kratzgeräusch zu überhören. Die Umstände des Mordes waren gut dokumentiert. Der Täter war in die Wohnungen zweier Frauen eingedrungen und hatte sie erwürgt. Es hatte keine Vergewaltigung, sexuelle Belästigung oder Verstümmelung nach dem Tod gegeben. Keine der Frauen war je von früheren Freunden verfolgt oder bedroht worden, und obwohl Kimberly kurz vor ihrem Tod Kondome gekauft hatte, wusste keiner ihrer Freunde etwas von einer Beziehung. Das andere Opfer, Becky Windham, war nach Aussage ihrer Familie seit über einem Jahr mit niemandem mehr zusammen gewesen.
Sergeant Fletcher hatte eine vorschriftsmäßige Untersuchung durchgeführt, aber die meisten Morde dieser Art, bei denen es weder Zeugen noch ein Motiv oder bedeutende Spuren am Tatort gibt, lassen sich nur mit Hilfe eines Informanten lösen – häufig ein Freund oder Bekannter des Täters. Doch trotz ausführlicher Berichterstattung in der Presse und Fernsehaufrufen des Bürgermeisters und Fletchers hatte sich niemand mit Informationen über mögliche Verdächtige gemeldet.
Eine Stunde später klappte Altman die nutzlose Akte gerade zu, als sein Telefon läutete. Das Labor hatte Vergrößerungen der Handschrift angefertigt und konnte diese jederzeit mit anderswo gefundenen Schriftproben vergleichen; ehe es solche gab, konnten die
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