Gezinkt
finanzieller Hinsicht für Ron nicht so gelohnt wie erhofft. Offenbar zogen eine Reihe seiner Kunden die alte Gegend vor (die nicht verstopfte Straßen, reichlich Parkplätze und stille, unprätentiöse Restaurants zu bieten hatte). Er hatte ein halbes Dutzend Kunden verloren, und auch wenn er ein paar neue an Land ziehen konnte, litt er immer noch unter dem Umsatzeinbruch und den Kosten des Umzugs, die höher als berechnet ausgefallen waren.
Die Finanzen waren ein Problem, vor allem für Sandra. Sie war ehrgeiziger – und hatte einen kostspieligeren Geschmack – als ihr Mann, und ihrer beider Einkommen hatte sich empfindlich verringert, als sie vor sechs Monaten als Ingenieurin bei einem Energieunternehmen entlassen worden war. Er wusste, sie würde es gern sehen, wenn er sich von einer großen Werbeagentur fest anstellen ließe, aber er konnte sich nicht dazu aufraffen. Ron Badgett hatte seine Frau nie darüber im Unklaren gelassen, dass er wichtigere Ziele hatte als Geld anzuhäufen. »Ich muss selbstständig arbeiten. Verstehst du, ich muss meiner Kreativität folgen.« Er hatte wehmütig gelächelt. »Ich weiß, das klingt bescheuert. Aber ich kann nicht anders. Ich muss mir treu bleiben.«
Letzten Endes, glaubte er, verstand ihn Sandra und unterstützte ihn. Abgesehen davon gefiel es ihm sehr in NeDo, und er verspürte kein Verlangen, wegzuziehen.
Während die Badgetts nun dem dahinrasenden Polizeiauto folgten, waren alle Gedanken über Stadtviertel, ihre finanzielle Lage und ihrer beider Persönlichkeiten jedoch in weite Ferne gerückt. Ron konnte an nichts anderes denken als an Tonya Gilbert, das Mädchen im Stollen, das unter dem eingestürzten Gebäude lag.
Ein Stück voraus sah er das Treiben rund um die Tragödie: Massen an Helfern, Feuerwehrautos, Streifenwagen, Schaulustige hinter gelbem Absperrband. Auch die Presse natürlich, ein halbes Dutzend Lkws mit den Logos der Sender an den Seiten und von himmelwärts gerichteten Satellitenschüsseln gekrönt.
Ron hielt vor seinem Gebäude – unter einem vorspringenden Parkverbotsschild -, und er und Sandra stiegen eilig aus. Sie folgten dem Detective zur Einganstür von RB Graphic Design, wo mehrere düster blickende Vertreter von Polizei und Feuerwehr standen. Es waren kräftige Männer und Frauen, einige trugen Overalls und Gürtel mit Rettungsutensilien, andere Anzüge oder Uniformen.
Einer von ihnen, ein weißhaariger Mann in einer marineblauen Uniform mit Bändern und Abzeichen auf der Brust, schüttelte den Badgetts die Hand, nachdem Perillo sie vorgestellt hatte. »Ich bin Feuerwehrkommandant Knoblock. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind, um uns zu helfen. Wir haben hier ein massives Problem.«
»Du lieber Himmel, unter dem ganzen Zeug hier liegt sie?«, fragte Sandra und blickte durch die Gasse neben Rons Gebäude auf einen riesigen Berg Schutt. Die verbliebenen Wände ragten bedenklich labil über klaffenden Löchern im Untergrund auf. Sie sahen aus, als könnten sie jeden Moment einstürzen. Eine Staubwolke vom letzten Einsturz hing wie grauer Nebel in der Luft.
»Leider ja«, sagte der Kommandant. »Sie befindet sich acht bis zehn Meter tief in einem Teilstück eines alten Transportstollens, den man früher benutzte, als die Fabriken und Lagerhäuser hier noch in Betrieb waren. Ein Wunder, dass sie noch lebt.« Der hoch gewachsene Mann mit der makellosen Körperhaltung schüttelte den Kopf. »Und das alles, um ein paar Blocks abzukürzen.«
»Man hätte Warnschilder oder so etwas aufstellen sollen«, sagte Ron.
»Die gab es wahrscheinlich«, erwiderte der Kommandant. »Sie wird sie wohl ignoriert haben. Sie wissen ja, wie die jungen Leute heute sind«, sagte er mit der Miene eines Mannes, der so manche von törichten Teenagern verursachte Tragödien gesehen hatte.
»Warum ist das Gebäude eingestürzt?«, fragte Ron.
»Das weiß niemand genau. Die Inspektoren sagten, viele der Stützbalken seien zwar verrottet gewesen, aber sie rechneten nicht damit, dass es in absehbarer Zeit einstürzen würde, sonst hätten sie es mit einem Zaun gesichert.«
»Nun, dann kommen Sie herein«, sagte Ron. Er öffnete die Tür und führte Knoblock und die anderen in das Gebäude und dann hinunter in das Tiefgeschoss. Bei der Renovierung war mit diesem Teil des Baus nicht viel Aufwand betrieben worden, und es war modrig und schlecht beleuchtet, aber dank Sandras Anstrengungen während des Umzugs wenigstens sauber.
»Wissen Sie, was ich mich frage?«,
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