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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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wenig benutzten Küche in seinem Haus in New Jersey. Er hatte der Aussicht – die keine schlechte war: die Skyline Manhattans – den Rücken gekehrt und blickte in einen kleinen Flachbildschirm im Wohnzimmer.
    »Ich sehe es gerade, Captain.«
    Es war einige Jahre her, seit Carter Soldat gewesen war – er nannte sich jetzt »Sicherheitsberater«, eine Berufsbezeichnung, die so gut war wie jede andere -, aber nach all dem militärischen Training war ihm am wohlsten dabei, wenn er Leute mit ihrem Rang ansprechen konnte. Er selbst war einfach Carter. Für die Leute, die ihn anheuerten, für die Leute, mit denen er arbeitete. Carter.
    Auf dem Bildschirm erzählte ein Sprecher, dass Larkins Frau den Anschlag überlebt hatte. Sie wurde als unentbehrliche Zeugin bezeichnet.
    »Hm«, brummte Carter.
    Wenn Carter für einen Sicherheitsauftrag in Übersee tätig war, stützte er sich oft auf Journalisten, um an Informationen heranzukommen. Er staunte, wie viel sensibles Material sie im Austausch für das verrieten, was sie von ihm bekamen – und das war normalerweise nur ein Haufen Scheiße.
    Ein zweiter Sprecher erschien, und es ging nun um all das Gute, das die Larkin-Stiftung getan hatte, um das viele Geld, das sie verteilte.
    Carter hatte mit ein paar wirklich reichen Leuten zu tun gehabt. Nur ein paar Scheiche im Mittleren Osten dürften so viel Geld wie Ronald Larkin besessen haben.
    Ach ja, und da war noch dieser französische Geschäftsmann...
    Aber genau wie Larkin war er nicht mehr reich. Sondern tot.
    Larkin war in die Stadt gekommen, um sich mit führenden Persönlichkeiten verschiedener Non-Profit-Gesellschaften zu treffen. Sie wollten über die Zusammenlegung ihrer Organisationen zu einem Mega-Wohltätigkeitsunternehmen beraten, um ihre Anstrengungen in Afrika auszubauen, wo Hunger und Krankheit grassieren. Und jetzt schalten wir zu unserem Korrespondenten in der Region Darfur im Westsudan, wo...
    Bla, bla, bla. Carter schaltete das Gerät aus, die Fernbedienung wirkte winzig in seiner riesigen Hand.
    Anschließend lauschte Carter aufmerksam dem Captain, der sehr beunruhigt war.
    Nach einer kurzen Pause sagte er: »Ich kümmere mich darum, Captain. Ich sorge dafür, dass es richtig gemacht wird.«
    Nachdem Carter aufgelegt hatte, ging er in sein Schlafzimmer, durchsuchte den Schrank und holte einen Businessanzug hervor. Er begann die marineblaue Hose anzuziehen, doch dann hielt er inne. Er hängte den Anzug in den Schrank zurück und nahm dafür einen in Größe 48 heraus. Es war viel leichter, unauffällig eine Waffe bei sich zu tragen, wenn der Anzug eine Nummer zu groß war.
    Zehn Minuten später saß er in seinem dunkelgrünen Jeep Cherokee und war auf dem Weg nach Manhattan.
     
    Robert Kelsey, ein fähiger Kaufmann mit schütterem Haar, war der Geschäftsführer der Larkin-Stiftung, was bedeutete, dass seine Aufgabe darin bestand, drei Milliarden Dollar im Jahr zu verschenken.
    »Das ist nicht so einfach, wie es sich anhört.«
    Rhyme gab ihm Recht, nachdem der Mann alles erklärt hatte: Regierungsbestimmungen, Steuergesetze, Washingtoner Politikklüngel, Dritte-Welt-Machenschaften und – was vielleicht am meisten entmutigte – Tausende von Anfragen bedürftiger Menschen und Organisationen, die um Geld für ihre herzzerreißenden Anliegen kamen und die man mit leeren Händen wieder fortschicken musste.
    Kelsey saß auf derselben Couch wie Kitty Larkin eine Stunde zuvor.
    Auch er hatte dieses geistesabwesende, zerzauste Aussehen eines Menschen, den man frühmorgens mit einer schlechten Nachricht aus dem Bett geholt hat und der noch nicht ganz in Lage ist, sie zu verdauen.
    »Wir haben Indizien, ein paar Spuren«, erklärte Lon Sellitto, »aber wir haben noch kein klares Motiv. Können Sie sich denken, wer seinen Tod wünschen könnte? Mrs. Larkin ist dazu nichts eingefallen.«
    Lincoln Rhyme war selten an den Motiven eines Verdächtigen interessiert – er betrachtete sie als das schwächste Standbein eines Falles (Beweismittel waren natürlich das stärkste für ihn). Dennoch konnte ein offenkundiges Motiv in die Richtung der guten Beweismittel deuten, die zu einer Verurteilung führten.
    »Wer seinen Tod wünschen könnte?«, wiederholte Kelsey und lächelte grimmig. »Sie würden sich wundern, wie viele Feinde er für einen Mann hatte, der Milliarden an hungernde oder kranke Kinder verschenkte. Aber ich will versuchen, Ihnen eine Vorstellung zu vermitteln. Bei unseren großen Kampagnen in den letzten

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