Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
hatte. Für einen kurzen Moment ärgerte sie sich, dass sie kein Foto davon gemacht hatte, aber dann schob sie den Gedanken beiseite.
Die Toths hatten die Wände mit seidenmatter Farbe streichen lassen. Wäre matte Farbe verwendet worden, hätte Abschrubben nichts genützt und der Putz hätte von der Wand abgeschlagen werden müssen.
»Wir können morgen mit Phase zwei beginnen«, sagte Zack, als sie in der Küche ihren Overall auszogen.
»Das wird eine Erleichterung sein«, gab Sadie zu. Beide hassten die unbequemen Anzüge, die Schutzbrillen und Atemschutzmasken, die beim Entsorgen des ganzen Drecks erforderlich waren.
In der zweiten Reinigungsphase mussten sie nur noch Handschuhe tragen, weil die scharfen Putzmittel sonst die Haut angriffen. Ansonsten genügte normale Arbeitskleidung.
Als Sadie sich nach vorn beugte und die Überschuhe von ihren Straßenschuhen zog, fühlte sie sich beobachtet. Sie richtete sich auf und sah Zack an.
»Du hast dir gerade ganz genau meinen Arsch angeschaut!«
»Nicht meine Schuld.« Er nahm die Hände hoch. »Wenn du dich so vornüberbeugst, muss ich einfach hinschauen.«
»Hast du Lust auf ein Bier?«, fragte er kurz darauf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Ein paar Straßen weiter ist eine Kneipe.«
»Okay«, sagte Sadie und streckte sich. Der ganze Rücken tat ihr weh.
Es regnete immer noch, als Sadie ins Auto stieg. Zack war in seinem Mustang zur Arbeit gekommen und wollte sie in der Kneipe treffen. Während der Fahrt kurbelte Sadie das Fenster herunter und ließ die feuchte, eisige Luft in den Wagen, die nach nasser Erde und Meer roch. Als sie vor dem Lokal hielt, hatte der Wind ihre Gedanken an den Tod einfach fortgeblasen.
Sadie und Zack setzten sich an einen Ecktisch und bestellten sich ein Bier. Es war aus einer der kleinen, schicken Brauereien in Seattle, die absolut in waren. Die Büroangestellten, die nach der Arbeit noch kurz auf einen Drink hier hereinschauten, waren längst wieder fort. Jetzt war das Lokal fast leer, und die Fernseher tönten umso lauter. Sadie und Zack drehten sich um, als ein Nachrichtensprecher über einen Leichenfund berichtete. Die Tote war am Morgen in ihrem Haus entdeckt worden.
»Der Postbote verständigte die Polizei, weil aus dem Haus Verwesungsgeruch drang«, erklärte der Moderator. »Nach Angaben des Gerichtsmediziners ist die Frau schon seit ein paar Wochen tot, es liegen jedoch keinerlei Hinweise auf ein Verbrechen vor.«
»Nichts, was uns beunruhigen müsste«, bemerkte Zack und trank einen Schluck Bier.
»Ob wir den Auftrag kriegen?«, fragte Sadie.
»Wen sollten sie sonst anrufen?«, meinte er.
Im nächsten Bericht waren Polizisten aus Seattle zu sehen, die ein paar Ganoven Handschellen anlegten. Zack sah stirnrunzelnd zu.
»Vermisst du deinen alten Job?«, fragte Sadie.
»Nee«, antwortete er und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
Sadie vermutete, dass das nicht die Wahrheit war, aber sie beließ es dabei. Zack konnte nicht mehr in seinen alten Beruf als Polizist zurück, ebenso wenig wie sie wieder Zweitklässler unterrichten konnte. Zack war einst angeschossen worden. Er hatte sich für seinen Partner geopfert, eine noble Geste. Aber dann war er tablettensüchtig geworden. Man filmte ihn, wie er einen Verdächtigen verprügelte, und er quittierte daraufhin freiwillig den Dienst. Ein Jahr lang spülte er Schmerzmittel mit Whisky hinunter, lieferte sich Schlägereien und machte noch andere Dinge, auf die er nicht sonderlich stolz war. Schließlich unterzog er sich einer Entziehungskur. Als er Sadies Lieferwagen dann eines Tages in den Nachrichten sah, bewarb er sich bei ihr. Für die Polizei von Seattle ein Verlust, für Sadie ein Gewinn.
Zack bestellte zum Bier noch einen Riesenteller Nachos. Nachdem er fast alles aufgegessen hatte, stand er auf und ging.
»Ich bin total geschafft«, sagte er. »Wir sehen uns morgen früh.«
»Bis dann.«
Sadie bestellte noch ein Bier, trank aber kaum etwas davon. Sie sah sich in der Kneipe um und fragte sich, ob Grant und Trudy Toth wohl jemals hier gewesen waren und ob Kent Lasko sie begleitet hatte.
Ihr war klar, dass sie lieber gehen sollte, aber sie war nicht erpicht auf ein leeres Haus. Sie ging zum Barkeeper und fragte ihn, ob sie einen Blick ins Telefonbuch werfen dürfe. Sie blätterte es durch und fand rasch den Eintrag für Kent Lasko mit der Telefonnummer, die nicht mehr gültig war. Das konnte heißen, dass er entweder umgezogen war
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