Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
Wangen röteten sich, während ihr ein großer Regentropfen von der Nasenspitze rann.
»Ich habe Sie auf dem Hochzeitsfoto gesehen.«
»Okay.« Kent nickte und rieb sich nachdenklich den Nacken. »Eigentlich rede ich mit Fremden nicht über solche Dinge, auch wenn es sich zufällig um eine überaus attraktive Frau handelt, die wahrscheinlich noch auf meiner Türschwelle ertrinken wird.«
Sadie wurde noch verlegener, fing sich aber rasch und straffte die Schultern.
»Sie schulden mir keine Erklärung. Ich mag es nämlich nicht, wenn jemand im Haus herumschleicht, während ich meine Arbeit tue. Und die Polizei – nun, der gefällt so was bestimmt genauso wenig«, meinte sie kühl. »Wenn Sie keinen triftigen Grund hatten, das Haus zu betreten, dann muss ich es der Polizei melden.«
»Wow, Sie sind aber hartnäckig.« Er nickte anerkennend. »Okay, wenn Sie nicht länger im Regen stehen bleiben und hereinkommen, will ich Ihnen erzählen, warum ich in dem Haus war.«
Sadie wollte die Warnungen ihrer Mutter, niemals das Haus eines fremden Mannes zu betreten, nicht einfach in den Wind schlagen. Noch nasser werden mochte sie allerdings auch nicht. Deshalb schlug sie vor, irgendwo einen Kaffee trinken zu gehen.
»Kennen Sie das Holly’s?«, fragte er.
Sadie bejahte, und sie beschlossen, sich dort zu treffen. Sadie hastete zu ihrem Wagen und fuhr los. Sie traf als Erste ein und verschwand gleich in der Damentoilette, um sich mit Papierhandtüchern abzutrocknen. Dann holte sie sich einen Kaffee und suchte einen Tisch, der nicht bereits mit einer Person mit Laptop besetzt war. Kaum hatte sie sich hingesetzt
und einen Schluck von ihrem Caffè latte getrunken, da tauchte auch schon Kent auf. Er besorgte sich ebenfalls einen Kaffee und dazu ein Stück Apfelkuchen und setzte sich zu Sadie an den kleinen Ecktisch.
»Tolles Wetter, was?«, bemerkte er.
»Schrecklich.«
»Probieren Sie von meinem Kuchen.«
Er hielt Sadie mit der Gabel ein Stück hin, aber sie lehnte ab. Sie hatte keine Lust auf Smalltalk.
»Erzählen Sie mir, was Sie in dem Haus gemacht haben.«
»Okay.« Er fing an, in der Innentasche seiner Jacke herumzusuchen.
Ich könnte mir glatt vorstellen, dass dieser Typ Trudy und Grant umgebracht hat und es anschließend wie ein Mord-Selbstmord-Drama hat aussehen lassen. Vielleicht holt er jetzt das Messer aus der Tasche, mit dem er Trudy getötet hat. Sadie wirkte angespannt.
»Die Wahrheit ist, ich war in Trudys Haus, um das hier zu holen«, sagte Kent und wickelte aus einem weißen Papiertaschentuch einen fantastischen Smaragdanhänger an einer schweren Goldkette. Er war wunderschön. Viel hübscher als das scharfe Messer, das als Mordwaffe benutzt wurde.
»Er ist bezaubernd.«
»Die Kette gehörte meiner Mutter. Mom ist eine gute Freundin von Sylvia Toth.«
»Demnach ist Trudy irgendwie an die Kette gekommen, und Sie dachten, Sie müssten sie zurückholen, ehe andere sie fanden und das Vermögen aufgeteilt wurde?«
Sadie war enttäuscht, dass er doch ein Plünderer war. Wie schade, denn sie war sich ziemlich sicher, dass die Muskeln,
die sich unter seinem engen Jeanshemd abzeichneten, hart wie Stahl waren. Sie räusperte sich, als ihr bewusst wurde, dass sie ihn anstarrte, und zwang sich, in ihre Kaffeetasse zu schauen anstatt auf seinen Körper. Verdammt, es war lange her, dass sie sich sofort von einem Mann angezogen fühlte.
Kent beobachtete sie und schien sich seine nächsten Worte zu überlegen. Schließlich fuhr er fort. »Ich denke, es kann nicht schaden, Ihnen die Wahrheit zu sagen. Sie sind ja keine Freundin der Familie, oder?«
»Nein, ich wurde lediglich von Sylvia Toth mit der Reinigung des Hauses beauftragt.«
»Nun gut... Trudy und ich hatten eine Affäre.«
»Oh.« Großartig. Der Typ war nicht nur ein Plünderer, sondern auch noch ein Ehebrecher.
»Es ist schon lange her. Damals habe ich ihr die Kette meiner Mutter geschenkt, weil ich dachte, sie würde Grant verlassen. Als sie beschloss, bei ihm zu bleiben und ihrer Ehe noch eine Chance zu geben, hatte ich nicht den Mut, die Kette zurückzufordern. Nachdem diese schlimme Sache passiert war, musste ich ständig daran denken. Ich wusste, wenn Sylvia erst den ganzen Nachlass durchsehen würde, dann würde sie die Halskette wiedererkennen und sich fragen, wie und warum sie in Trudys Besitz gelangt war.«
»Aber wenn es schon so lange her ist, woher wussten Sie dann, dass sie die Kette noch hatte? Sie könnte sie doch auch
Weitere Kostenlose Bücher