Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
Kissen?«, fragte Sadie und nahm auf einem der steifen Stühle auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz.
»Ich hielt es für das Beste, einen Schreibtisch zwischen
uns zu haben«, erklärte Madame Maeva. »Ich war ein wenig überrascht, schon so bald von Ihnen zu hören. Bei den echten Skeptikern dauert es normalerweise etwas länger, bis sie sich wieder melden, wenn überhaupt.«
»Sie hatten recht mit Dawns Job. Sie hat im selben Gebäude eine bessere Stelle gefunden.« Sie hob die Hand. »Verstehen Sie mich nicht falsch – das heißt nicht, dass ich jetzt von Ihrer Fähigkeit überzeugt bin. Ich bin nur ein wenig verzweifelt.« Sie rückte ihren Stuhl näher an den Schreibtisch heran. »Also, wo fangen wir an? Halten wir wieder Händchen, oder was?«
»Nichts für ungut, aber ich möchte Sie lieber nicht berühren«, sagte Maeva, wich zurück und rümpfte mit Abscheu die Nase.
»Schon gut, aber nehmen Sie bitte zu Protokoll, dass ich nicht mit den Toten tanze.«
»Ich habe nie behauptet, dass Sie mit den Toten tanzen. Ich sagte, Sie sprechen mit ihnen und begleiten sie.«
»Meinetwegen.« Sadie winkte ab. »Meine Firma macht Tatortreinigungen. Wenn jemand sich das Leben nimmt oder tot aufgefunden wird, mache ich anschließend fachmännisch sauber.«
Sie nahm eine Visitenkarte aus ihrem Portemonnaie und schob sie über den Schreibtisch zu Maeva hin, die sich die Vorder- und Rückseite ansah.
»Wer ist Zack Bowman?«, fragte sie mit Blick auf den Namen und die Telefonnummer auf der Rückseite.
»Ein Angestellter. Und ein Freund von mir. Er nimmt die Anrufe entgegen, wenn ich nicht erreichbar bin, deshalb steht seine Nummer mit auf meiner Karte.«
»Begleitet er die Toten auch?«
»Da die Toten längst weg sind, wenn ich mich an die Arbeit mache, kann ich Ihnen versichern, dass ich weder mit ihnen tanze noch sie irgendwohin begleite.«
»Hören Sie doch mit dem Unsinn auf«, herrschte Maeva sie an. Sie verschränkte die Arme über der Brust und musterte Sadie kühl. »Sie wissen genau, was ich meine. Was sind Sie? Eine Führerin? Eine Empfangsdame?«
»Ich habe keine Ahnung, was das soll.«
»Ich bin ein Medium und eine Hellseherin. Ich kann den meisten Menschen die Zukunft voraussagen, und ich habe schon oft mit Erfolg Kontakt zu Verstorbenen im Jenseits aufgenommen.«
»Ihre Mutter muss sehr stolz auf Sie sein«, bemerkte Sadie sarkastisch und kicherte.
»Warum tun Sie so ungläubig? Sie können doch unmöglich Ihre eigenen Fähigkeiten leugnen.« Ungeduldig trommelte sie mit ihren blutroten Fingernägeln auf den Schreibtisch. »Oh, ich verstehe. Sie denken, Sie seien der einzige Mensch mit besonderen Fähigkeiten.« Das Wort »besonders« setzte sie in Anführungszeichen und lachte heiser.
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
»Von wegen«, knurrte Maeva. »Schon als ich Sie das erste Mal berührte, spürte ich, dass Ihre Kraft ebenso stark ist wie meine, wenn nicht noch stärker. Legen Sie die Karten auf den Tisch, Schwester. Welche Gaben besitzen Sie? Hören Sie die Toten? Sehen Sie sie? Bieten Sie ihnen Liebesdienste an? Was genau geben Sie den Seelen der Toten, dass sie zu Ihnen kommen?«
Sadie gefiel diese Art der Unterhaltung nicht. Sie bemühte
sich seit fünf Jahren, ihre Fähigkeiten vor möglichst vielen Leuten geheim zu halten. Sie wollte kein Mystisches Café eröffnen und wöchentliche Sonderangebote anbieten, um den lieben Verstorbenen zu helfen. Sie fand den Gedanken erschreckend und abstoßend.
»Ich sollte besser gehen«, erklärte sie und erhob sich.
»Dann haben Sie also Angst – ist es das?«, fragte Madame Maeva und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Sie glauben, solange Sie Ihre bescheidene Gabe geheim halten, sind Sie nicht wie ich. Sie sind nicht verrückt.«
Sadie holte tief Luft, setzte sich wieder hin und dachte nach. Ob es ihr nun gefiel oder nicht, sie kam im Fall Toth einfach nicht weiter.
»Manchmal, wenn ich die Spuren beseitige, kommen die Geister zu mir. Sie reden mit mir. Manche sind ziemlich gesprächig, andere eher weniger. Ich kann das nicht steuern. Ich rufe sie nicht – sie tauchen einfach auf.«
»Interessant. Warum, glauben Sie, kommen sie gerade zu Ihnen?«
Sadie zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich, weil sie sonst niemand sehen kann.«
»Das ist es nicht. Sie müssen etwas von Ihnen wollen. Können Sie ihre körperliche Präsenz wahrnehmen, oder haben Sie nur so ein Gefühl, dass sie im Raum sind?«
»Ich kann sie so
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