Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
aufzeichnen?«
»Ja.«
Madame Maeva nahm eine neue Kassette aus der Verpackung, schob sie in den Rekorder und drückte auf die Aufnahmetaste.
Sadie streckte ihr die Hände hin, aber Maeva schüttelte den Kopf. »Um nichts auf der Welt werde ich Sie berühren.
Wir müssen es auf andere Weise versuchen. Die Botschaft ist dann vielleicht nicht so eindeutig, aber mehr kann ich wirklich nicht für Sie tun.«
Sie stand auf, ließ an einem kleinen Fenster die Jalousien herunter und machte die Neonleuchte an der Decke aus, damit das Zimmer in ein Halbdunkel getaucht war. Maeva setzte sich wieder an den Schreibtisch und räumte einen Stapel Papiere zur Seite. Sie wies Sadie an, sich mit aufgestützten Ellbogen nach vorn zu lehnen und die Hände hochzunehmen.
»Drehen Sie Ihre Handflächen zu mir, und ich werde dasselbe tun.«
Da saßen sie nun, die Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt und die Handflächen in lächerlicher Weise einander zugekehrt, als wollten sie sich gegenseitig abklatschen.
»Meine Hände werden ganz nah bei Ihren sein. Ich möchte allerdings nicht, dass Sie nach meinen Fingern greifen oder mich berühren. Verstanden?«, fragte Maeva schroff.
»Ja.«
Madame Maeva schob ihre Ellbogen über den Schreibtisch, bis ihre Handflächen nahe bei Sadies waren, und dann begann sie zu summen. Tatsächlich war es wieder dieselbe Melodie aus Der Zauberer von Oz.
»Kennen Sie kein anderes Lied?«, scherzte Sadie. »Das ist so langsam ein alter Hut.«
»Seien Sie still«, herrschte Maeva sie an. Sie kniff die Augen zusammen und fing erneut an zu summen.
Nach drei oder vier Minuten spürte Sadie etwas. Ihre Hände wurden warm und kribbelten. Zuerst dachte sie, es käme von der unbequemen Haltung, deshalb veränderte sie ein wenig
ihre Sitzposition. Dann begannen ihre Hände zu vibrieren. Sie spürte ein seltsames Kitzeln, als hielte sie ihre Handflächen an Maevas summende Lippen. Sadie blinzelte überrascht. Ihre Augen hatten sich mittlerweile an das gedämpfte Licht gewöhnt, und sie sah, wie ihre Finger zitterten. Sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte nichts dagegen tun.
»Ich sehe Putzsachen«, murmelte Madame Maeva auf einmal. »Eimer, Schrubber, Bürsten, Reinigungsmittel und eine Art Rollwagen.« Sie verzog den Mund, runzelte nachdenklich die Stirn und summte wieder. »Es regnet heftig, und das Dach ist undicht. Es ist nicht schlimm, ein Eimer fängt die Tropfen auf. Sie hassen Skifahren.«
Sadie räusperte sich.
Madame Maeva öffnete ein Auge und sah sie an. »Denken Sie nicht an Skifahren, wenn Sie nicht wollen, dass ich darüber spreche«, schalt sie.
Maeva begann erneut zu summen, diesmal lauter, und die Vibrationen in Sadies Händen wurden stärker. Es kostete sie einige Mühe, Maeva nicht zu berühren, denn ihre Hände schienen sich wie durch einen unsichtbaren Magneten gegenseitig anzuziehen. Maevas Finger zitterten ebenfalls. Die Hellseherin machte den Eindruck, als habe sie Schmerzen, und über ihrer Oberlippe standen feine Schweißperlen.
»Ich weiß nicht, warum er es getan hat«, keuchte sie plötzlich. Sie stöhnte leise und stieß die nächsten Worte hervor, als sei es eine enorme Anstrengung für sie. »Es tut mir leid, aber ich weiß es einfach nicht.«
Ruckartig zog sie ihre Hände zurück, und Sadie hatte das Gefühl, als ob von ihren Fingern unsichtbare Ketten abfallen würden. Sie ließ ihre Hände auf den Schreibtisch sinken.
»Das war’s«, erklärte Madame Maeva.
Sie stand auf, öffnete die Jalousien und machte das Licht wieder an.
»Na, das war ja nicht sehr hilfreich«, bemerkte Sadie beleidigt.
Sie verschränkte die Arme und klemmte die Finger darunter. Sie war überaus dankbar, dass das Zittern in den Händen aufgehört hatte, obgleich sie immer noch kribbelten.
»Ich kann Ihnen nur das sagen, was ich sehe«, erklärte Maeva. Sie zog ein Papiertaschentuch aus einer Box auf ihrem Schreibtisch und tupfte sich damit den Schweiß vom Gesicht.
»Aber Sie haben gar nichts gesehen«, protestierte Sadie. »Die Putzsachen brauche ich für meine Arbeit, und der Rollwagen könnte der Wagen sein, mit dem ich die schweren Abfallbehälter transportiere. Dabei habe ich vorhin gar nicht an meinen Job gedacht. Ich habe mich nur auf den Kerl konzentriert, der möglicherweise ein Mörder ist. Ich bin hierhergekommen, um etwas über ihn zu erfahren.«
Madame Maeva zuckte nur mit den Schultern. Dann holte sie eine Schachtel Zigaretten aus der Schreibtischschublade, nahm eine
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