Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
Sadie die fremde Frau vor.
»Das ist meine Schwester Janet aus Portland«, erklärte Sylvia. »Sie wird bei mir bleiben, bis ich mich wieder erholt habe.«
»Hallo, ich bin Sadie.«
»Schön, Sie kennenzulernen«, sagte Janet und bekam einen
für langjährige Raucher typischen Hustenanfall. Sie stand auf, schüttelte Sadie die Hand und nahm ihr die Blumen ab. »Sind die nicht herrlich?«
»Wie fühlen Sie sich?«, fragte Sadie und trat zaghaft ans Bett.
»Noch etwas erschöpft«, erwiderte Sylvia und drehte den Kopf weg.
»Wahrscheinlich habe ich dich wachgehalten, weil ich dir dein Herzass weggeschnappt habe. Warum ruhst du dich nicht aus, und ich sehe später wieder nach dir«, meinte Janet. Sie gab Sylvia einen flüchtigen Kuss auf die Wange und bedeutete Sadie mit einem Nicken, ihr zu folgen.
»Ich bin froh, dass es Ihnen schon wieder besser geht, Mrs. Toth«, sagte Sadie. »Und ich möchte mich entschuldigen... für alles.«
Draußen auf dem Flur fragte Janet: »Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen?«
»Das wäre nett«, erwiderte Sadie, obwohl sie nicht wusste, ob es tatsächlich nett gemeint war oder ob sie sich auf eine Unterhaltung mit wüsten Beschimpfungen einließ.
Sie holten sich Kaffee an einem Automaten und nahmen ihn mit hinaus auf die Terrasse, wo schon andere Raucher wegen der Kälte eng beisammenstanden und den Zigarettenrauch in die Luft bliesen.
»Es tut mit leid, dass ich Ihren Besuch bei Ihrer Schwester gestört habe, ich hätte nicht kommen sollen«, sagte Sadie und drehte sich etwas zur Seite, als der Wind über die Terrasse fegte.
Janet zündete sich eine Zigarette an, und Sadie bekam den Rauch ins Gesicht.
»Sylvia war nicht gerade begeistert, mich zu sehen«, fuhr Sadie fort.
»Sie hat in letzter Zeit viel durchgemacht«, meinte Janet. »Gerade erst hat sie ihren Sohn und ihre Schwiegertochter begraben, und dann wird sie auch noch angeschossen.«
Sadie nickte. »Ich fühle mich furchtbar.«
»Sie haben doch nicht auf sie geschossen.«
»Ja, aber es ist vor meinem Haus passiert.«
»Das Leben ist zu kurz, um sich für unvorhersehbare Dinge verantwortlich zu fühlen«, sagte Janet. Sie trank einen Schluck Kaffee, zog an ihrer Zigarette und fügte dann nachdenklich hinzu: »Sylvia hat mir erzählt, dass Sie nicht glauben, dass Grant Trudy getötet hat.« Mit ihren stahlgrauen Augen sah sie Sadie unverwandt an. »Ich wüsste gern, ob Sie dafür Beweise haben oder ob Sie meiner Schwester nur was vormachen.«
Sadie hatte keine Ahnung, ob Sylvia ihrer Schwester von der Sache mit den Geistern erzählt hatte, deshalb tastete sie sich behutsam vor.
»Ich dachte, ich sollte ihr erklären, wie ich die ganze Sache sehe und...«
»Ich habe dreißig Jahre als Krankenschwester gearbeitet, und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft ich wohlmeinende Leute getroffen habe, die Sterbenden versicherten, wie gut sie aussähen und dass alles wieder gut würde. Optimismus ist gut und schön, aber man sollte Sylvia keine falschen Hoffnungen machen.«
»Ich verstehe Ihre Bedenken, aber Sylvia weiß, dass ich lediglich meine Meinung gesagt habe...«
»Es bringt nichts, wenn sie sich auf etwas Aussichtsloses einlässt.«
»Ja.« Wenn Sadie einen Satz zu Ende bringen wollte, musste sie sich kurz fassen.
»Sylvia hat mir auch erzählt, das Sie nicht an die Mord-Selbstmord-Theorie glauben. Das heißt, dass Sie entweder Beweise haben, die Sie der Polizei von Seattle vorenthalten, oder dass Sie Sylvia weiter in dem Irrglauben bestärken wollen, ihr Sohn sei ein wahrer Engel gewesen und hätte keiner Fliege etwas zuleide tun können.«
»Ich habe nur Gutes von Grant gehört. Wäre er denn zu so einer schlimmen Tat fähig gewesen?«, fragte Sadie.
»Grant und Trudy haben bei mir gewohnt, als sie das Sportgeschäft in Portland eröffnet haben.« Janet zog erneut an ihrer Zigarette. »Mein Mann und ich sind pensioniert, und das Haus ist für uns beide wirklich zu groß, deshalb kam es uns nicht ungelegen. Trudy und Grant blieben natürlich meistens für sich, aber man lernt die Menschen kennen, wenn man mit ihnen unter einem Dach wohnt. Während der ganzen Zeit hat Grant Trudy immer nur mit Liebe und Respekt behandelt. Er hat seine Frau regelrecht angebetet. Es ist ihm sehr schwer gefallen, die paar Monate in Portland zu verbringen. Er wusste, dass sie dort nicht glücklich war.«
»Das klingt, als hätte er sie sehr geliebt.«
»Das hat er auch. Vielleicht zu sehr.«
Ein Windstoß fegte über
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