Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
würde nicht einfach sein, in der beengten Wohnung zu arbeiten. Nicht wegen der Sauerei in der Badewanne, sondern weil die Mutter und die Schwester des Toten in der Wohnung blieben, während sauber gemacht wurde. Das war zwar nicht ungewöhnlich, doch es machte die Sache schwieriger.
Im Bad war es verflixt eng, vor allem wenn zwei Leute darin arbeiten mussten. Bereits nach fünf Minuten wünschte sich Sadie, Zack wäre zu Hause geblieben. Er war mürrisch und schlecht gelaunt.
Sie wischten schweigend, Seite an Seite, das Blut weg und machten anschließend das Bad keimfrei. Dann zogen sie im Schlafzimmer ihre Arbeitsoveralls aus.
Sadie reckte sich, und allmählich löste sich die Verkrampfung in ihren Gliedern. »Ich will mich noch mal vergewissern, ob wir nichts übersehen haben«, flüsterte Sadie. Wenn Angehörige in der Nähe waren, sprachen sie immer leise miteinander.
»Du übersiehst doch nie etwas«, erwiderte Zack angespannt. »Aber mach ruhig noch einen Kontrollgang.«
Und das tat sie. Bisher war noch kein Kunde zu ihr gekommen und hatte gesagt, Hey, Sie haben einen Fleck übersehen. Der Gedanke, dass das passieren könnte, war so furchtbar, dass sie ihre Arbeit immer besonders gründlich machte.
»Ich bringe schon mal die Sachen nach unten«, sagte Zack.
Sadie nickte und ging zu den Angehörigen.
»Wir sind fertig«, erklärte sie der Mutter.
»Vielen Dank«, erwiderte Shawna. Sie wirkte zu jung, um die Mutter eines Teenagers zu sein, und viel zu jung, um ihn zu begraben. Doch die Ringe unter ihren Augen verrieten, dass die Tragödie sie bereits altern ließ.
Shawna hatte noch ein Kind, eine Tochter von ungefähr acht Jahren. Das Mädchen hockte auf einem durchgesessenen braunen Sofa und starrte mit ausdruckslosem Gesicht auf den Fernseher. Sie hatte einen Schock. Vermutlich war ihr nicht einmal bewusst, dass ihr Bruder nicht mehr da war und sie nie mehr necken würde.
»Kann ich Ihnen einen Tee anbieten?«, fragte Shawna.
»Nein, danke«, erwiderte Sadie und folgte der zierlichen Frau in die winzige Küche.
»Wie viel bin ich Ihnen schuldig?«, fragte Shawna Stuart und nahm ihr Scheckbuch aus der Handtasche.
»Wie ich schon sagte, rechnen wir die Kosten für unsere Dienstleistungen normalerweise mit der jeweiligen Versicherung ab.«
»Und ich hab Ihnen schon gesagt, dass ich nicht versichert bin, darum werde ich Ihnen einen Scheck ausstellen.« Sie lächelte und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Wie viel?«
Sadie blickte auf den Boden, der zwar sauber, aber mit den Jahren vergilbt war. Wenn Sadie mit Leuten zu tun hatte, die kein Geld hatten, schaffte sie es nie, den vollen Betrag in Rechnung zu setzen.
Sie reichte der Frau die eher bescheidene Kostenaufstellung. Für ihre eigene Arbeitsleistung hatte sie gar nichts berechnet und für Zack nur einen Bruchteil angesetzt, aber allein die Kosten für die Abfallbeseitigung waren schon gigantisch.
Shawna nickte, als sie den Betrag las, und mit zitternden Händen langte sie nach einem Kugelschreiber und füllte den Scheck aus.
»Manchmal können wir mit Familien, die nicht versichert sind, besondere Regelungen treffen. In meinem Beruf ist es schwierig, Reklame zu machen. Ich kann nicht einfach in der Zeitung inserieren. Die meisten würden das für geschmacklos halten. Deshalb arbeite ich manchmal für umsonst, wenn ein Kunde sich bereit erklärt, für Scene-2-Clean Mundpropaganda zu machen.«
»Was heißt das?«, fragte sie misstrauisch.
»Das heißt, Sie müssten Ihren Angehörigen und Freunden
von unseren Dienstleistungen erzählen, damit sie, falls sie uns einmal brauchen sollten, was Gott verhüten möge, wissen, an wen sie sich wenden können.«
In den Augen der Frau schimmerten Tränen.
»Das würden Sie tun? Im Ernst? Die Begräbniskosten werden nämlich nicht gerade niedrig sein und...«
Sadie nahm der Frau die Rechnung aus den Händen und zerriss sie.
»Es geht mich zwar nichts an, aber vielleicht sollten Sie mit Ihrer Tochter zu einer Beratungsstelle für Trauernde gehen«, sagte Sadie.
»Das werde ich tun«, sagte Shawna.
Sadie gab ihr die Karte einer Beratungsstelle und einen kleinen Stapel Visitenkarten von Scene-2-Clean, die sie an ihre Familie und Freunde verteilen sollte. Es war gut möglich, dass Shawna alle Karten in den Müll warf, sobald Sadie gegangen war, doch Sadie machte ihr deswegen keinen Vorwurf. Niemand wollte gern Visitenkarten einer Reinigungsfirma zu Hause herumliegen haben, die ihn
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