Ghost Hunters: Unheil aus der Tiefe - Green, S: Ghost Hunters: Unheil aus der Tiefe - Ghost of a Chance
die Station von Oxford Circus. Die Polizei schloss sie ein und kehrte dann rasch zu den Positionen zurück, von denen man ihnen gesagt hatte, dass sie sicher seien. Die drei Geisterjäger standen dicht in der Eingangshalle zusammen. Sie taten es instinktiv, um sich stärker und sicherer zu fühlen. Die Halle war hell erleuchtet und völlig verlassen. Die Ticketschalter waren fest geschlossen, die kleinen Fenster darüber ebenfalls, und nirgendwo bewegte sich etwas. Die weiß gekachelten Fenster, die grellbunten Poster, die ordentlich und vernünftig auflisteten, wohin die Züge fuhren – alles war, wie es sein sollte. Außer, dass nichts und niemand sich in dem grellen und erbarmungslosen Licht rührte.
Zwei Männer und eine Frau, die auf dem Set eines Filmdrehs standen, der noch nicht angefangen hatte, als warteten sie auf jemanden oder etwas, das Action! schrie.
Das Erste, was JC auffiel, war die vollkommene Stille. Schweigen hing schwer in der Luft, so als wehre sie sich dagegen, gebrochen oder gestört zu werden. So etwas gehörte nicht in einen sonst geschäftigen Bahnhof wie diesen. Er hätte widerhallen sollen von Geräuschen, dem Rufen und Reden von Menschen, die hin und her liefen und den endlosen, gewichtigen Ankündigungen. Aber hier und jetzt war da nichts. Nur die unheimliche Stille eines leeren Orts, aus dem Leute kreischend hinausgejagt worden waren.
Happys erste Reaktion auf den Bahnhof Oxford Circus war ein heftiges Zusammenzucken, als sei er geschlagen worden. Er bekam kaum ein Schmerzensstöhnen heraus. Für einen Telepathen seiner Klasse war der Bahnhof alles andere als leer. Er war von Wand zu Wand vollgepackt mit Gesichtern und Stimmen und unzähligen miteinander ringenden Emotionen, all die tief eingewurzelten psychischen Spuren von Millionen Passagieren, die hier durchgekommen waren und für immer ein wenig von sich selbst hinter sich gelassen hatten. Schicht um Schicht, die in die Vergangenheit führten und darüber hinaus. Happys Magen verkrampfte sich und Schweiß brach überall auf seinem Gesicht aus. Es war, als ob sie alle gleichzeitig in seinen Kopf hineinschrien, heftig an seinen Ärmeln zerrten und von allein Seiten auf ihn eindrangen. Blindlings fischte er eine Pillendose aus seiner Innentasche, doch da schoss JCs Hand plötzlich aus dem Nichts und schloss sich fest und gnadenlos um sein Handgelenk.
»Keine Pillen, Happy«, sagte JC so freundlich er konnte. »Ich brauche dich hellwach und konzentriert.«
»Ich weiß, ich weiß«, sagte Happy und riss sich los. »Ich kann damit umgehen. Ich kann.«
Widerwillig steckte er die Tabletten wieder weg. Seine Stirn runzelte sich heftig, als er sich konzentrierte und unter Schmerzen die mentalen Schilde wieder aufbaute und an Ort und Stelle zwang, die ihn unter Menschen leben ließen, ohne von ihnen überwältigt zu werden. Es war nicht leicht und wurde von Jahr zu Jahr schwerer, alle Stimmen außer der eigenen aus dem Kopf zu sperren, weil er jedes Jahr etwas müder wurde. Er zitterte, murmelte und schwitzte enorm, als er endlich fertig war. Er nickte JC kurz zu, der kurz zurücknickte.
»Besser?«, fragte JC.
»Du hast ja keine Ahnung«, erwiderte Happy und wischte sich das Gesicht mit einem überraschend sauberen Taschentuch ab. »Eines schönen Tages wird die Anstrengung, die mich das kostet, mich umbringen und vielleicht habe ich dann meine Ruhe.«
»Wir könnten das nicht ohne dich«, meinte JC.
Es war die beste Entschuldigung, die Happy bekommen würde und das wusste er. Er schnaubte laut und sah sich um. »Ein ekliger Platz, auf mehr als eine Art. Ich meine, gab’s einen Wettbewerb und diese Farbkombination hat gewonnen? Ich war schon in angenehmeren Institutionen weggesperrt als dieser hier. Und die hatten Flötenmusik.« Er grinste plötzlich. »Will nicht mal jemand sagen, dass es still ist? Zu still? Ich meine, das ist doch Tradition.«
JC lachte kurz und ging ein paar Schritte, um sich die leere Halle anzusehen, alles genau zu betrachten und seine Hände über die stillen Ticketautomaten streichen zu lassen. Er ging hin und her, auf der Spur von etwas, das nur er spüren konnte, den Kopf hoch erhoben wie ein Jagdhund auf der Spur, der nach unsichtbaren Hinweisen schnüffelt. Seine Augen glänzten und er grinste breit. JC war in seinem Element und hatte wie immer die beste Zeit seines Lebens.
Währenddessen ignorierte Melody beide mit jener Leichtigkeit, die lange Übung mit sich bringt. Sie war nur an den
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