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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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Mitgefangenen haben. Es hat sich doch sicher schon herumgesprochen, dass Sie beim Klan waren. Wie wäre es mit einer Verlegung in einen Block, in dem nur Weiße einsitzen? Wir könnten ein Wort beim Direktor für Sie einlegen.«
    Hamilton entspannte sich, ohne seinen grimmigen Gesichtsausdruckzu verlieren. »Meinetwegen, aber ich gebe noch lange nicht auf. Mein Anwalt ist bereits dabei, neue Beweise zu sammeln, und will bis vors Bundesgericht gehen. Ich weiß, dass ich ein alter Mann bin und sowieso bald sterben werde, aber es geht mir ums Prinzip. Wohin ist dieses Land nur gekommen, wenn jetzt schon aufrechte und gottesfürchtige Bürger wie ich eingesperrt werden? Vor vierzig, fünfzig Jahren hat man Männer wie mich gefeiert. Der Gouverneur von Alabama hat den Großmeister unseres Klans sogar im Kapitol empfangen und ihm versprochen, ihn in seinem Kampf gegen dieses Gesindel, das unser Land unterwandern will, zu unterstützen. Der Gouverneur höchstpersönlich, ich war auch dabei.«
    »Seitdem hat sich eine Menge in diesem Land geändert, Mister Ku-Klux-Klan. Den Gouverneur von Alabama würde man heute teeren und federn, wenn er einen Kuttenträger wie Sie empfangen würde.« Sie zückte ihren Notizblock. »Aber wir sind nicht zum Diskutieren gekommen, Hamilton, und schon gar nicht, um uns eine Kundgebung Ihres verdammten Ku-Klux-Klans …«
    »Ist Amerika ohne uns etwa besser dran?« Hamilton schien sie gar nicht zu hören. »Schalten Sie den Fernseher ein, schlagen Sie die Zeitung auf, dann sehen Sie, was aus diesem Land geworden ist. Gehen Sie mal nach Arizona und New Mexico, da wird nur noch Mexikanisch gesprochen, und Miami haben die Südamerikaner fest im Griff. Ganz zu schweigen von den scheiß Niggern, die sich neuerdings überall breitmachen. Wem haben wir die Krise denn zu verdanken? Dem schwarzen Präsidenten …«
    »Halten Sie Ihr loses Maul!«, fuhr Jenn den Gefangenen an. Harmon warf ihr einen ängstlichen Blick zu. »Und beantworten Sie endlich unsere Fragen, sonst lassen wir Sie mit Ihren ›scheiß Niggern‹ zusammensperren!«
    Das Schimpfwort ließ Harmon zusammenzucken und Hamilton zumindest innehalten. Er wusste ganz genau, was ihm blühte, wenn man ihn zu den Lebenslänglichen im »Niggerblock« sperrte. So wurde die Unterkunft der Schwarzen von den Weißen genannt, allerdings nur hinter vorgehaltener Hand.
    Jenn beugte sich nach vorn. Sie wollte sich nicht die geringste Blöße vor diesem Scheusal geben. »Warum geben Sie nicht alle Morde zu, wenn Sie glauben, damals im Recht gewesen zu sein? Warum nur den Mord an Helen Rydell? Handelt so ein mutiger und ehrenhafter Klansmann, ein weißer Ritter«, sie dehnte die beiden Wörter über Gebühr, »der damals vor seinen Kumpanen mit diesen Taten prahlte?«
    »Ein Mord … fünf Morde … würde das einen Unterschied machen?«
    »Für die Angehörigen der Opfer schon. Die könnten ruhiger schlafen, wenn sie wüssten, dass man Sie auch für diese Morde verurteilt hat. Solange man Ihnen die anderen Morde nicht nachweisen kann, zweifeln sie vielleicht und fürchten, der wahre Täter wäre noch auf freiem Fuß. Warum gestehen Sie die Morde nicht? Weil man Ihnen dann die Todesspritze verpassen würde? Auch alte Männer wie Sie werden manchmal hingerichtet.«
    »Die Todesspritze?« Er verzog verächtlich den Mund. »Vor dem Tod hab ich keine Angst, der wartet sowieso schon vor meiner Zelle. Aber ich will nicht für etwas bestraft werden, was gerecht war. Wir hatten recht, Ma’am.«
    »Detective«, verbesserte sie ihn.
    »Helen Rydell musste sterben, weil sie sich gegen Gott und alle anständigen Menschen versündigt hatte. Gott führte meine Hand, als ich sie für ihre Sünde bestrafte, und hätte dieser Verräter, der vor Gericht gegen mich aussagte,keine Lügen über mich erzählt, wäre ich jetzt nicht hier. Wer ist denn gestorben? Zwei Schwarze …«
    »… und drei Weiße«, führte Jenn ungerührt fort. »Helen Rydell, weil sie mit einem Schwarzen befreundet war. Der Besitzer des Diners, der zwei Schwarze bedient hatte, und der Student, der mit den Freedom Riders unterwegs war und es wagte, den Klan zu beschimpfen. Und diese Morde sollen gerecht gewesen sein, Mister Hamilton?« Jenn wusste selbst nicht, warum sie sich auf eine Diskussion mit dem Mörder eingelassen hatte. Vielleicht, weil es sich gut anfühlte, ihm die Meinung zu sagen. »Selbst im tiefsten Süden hat man inzwischen kapiert, dass die Hautfarbe eines Menschen keine Rolle spielt

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