Ghost Street
Satz drang nur langsam ins Bewusstsein der Männer. Hieß das etwa, dass er die Frau ermordet hatte? War er der geheimnisvolle Killer?
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. »Ich habe die weiße Frau ihrer gerechten Strafe zugeführt«, verkündete er. »Ich habe sie auf die gleiche Weise getötet wie Jeremy Hamilton ihre Mutter vor vierzig Jahren. Angie Rydell hatte keinen Niggerfreund wie ihre Mutter, aber auch sie war ein Niggerflittchen. Ich habe selbst beobachtet, wie sie mit ihnen gelacht und gescherzt hat. Aber darum geht es nicht. Ich wollte ein Zeichen setzen. Ein Zeichen für die Wiedergeburt des Ku-Klux-Klan, der wie Phönix aus der Asche auferstanden ist und von heute an mit noch größerer Härte gegen jene bösen Elemente des Teufels vorgehen wird, die sich in den Herzen aller Nichtgläubigen eingenistet haben. Eine spektakuläre Mordserie wird das Land erschüttern und allen Menschen zeigen, dass wir den Kampfgegen die bösen Mächte von Neuem aufgenommen haben! Und ihr, meine Brüder, ihr dürft dabei sein.«
Seinen Worten, die wie der Schwur eines fanatischen Predigers geklungen hatten, folgte atemlose Stille. Es war so still, dass man das Knistern der Flamme in der Lampe hören konnte.
Hamilton fand als Erster seine Sprache wieder. »Du … du hast den Mord meines Vaters kopiert? Du hast die Frau ermordet? Eine weiße Frau?«
»In ihrem Herzen war sie schwarz«, antwortete der Anführer. Das Dramatische aus seiner Stimme war verschwunden. »Und muss uns nicht jedes Mittel recht sein, um die Menschen wieder auf den rechten Pfad zu bringen? Dein Vater gehörte zu denen, die diesen Kampf vor mehr als vierzig Jahren begannen. Wir sind es ihm und seinen Mitstreitern schuldig, den Kampf wieder aufzunehmen, und wie könnte das besser geschehen als durch eine Wiederholung der rechtmäßigen Hinrichtungen, die Jeremy Hamilton damals durchführte? Gerade du solltest dich freuen, bei diesem heiligen Kampf dabei sein zu dürfen, mein lieber Stephen.«
»Du willst noch mehr töten? Aber mein Vater soll fünf Morde begangen haben. Das darfst du nicht tun! So weit dürfen wir nicht gehen!«
»Hinrichtungen, Stephen«, erwiderte der Anführer, »es waren Hinrichtungen, keine Morde, und auch wir werden rechtmäßige Hinrichtungen vornehmen. Nur durch sie werden wir unsere hochgesteckten Ziele erreichen.«
»Da mache ich nicht mit!«, wehrte sich der Apotheker. »Mit Morden will ich nichts zu tun haben, auch wenn du sie Hinrichtungen nennst. Ich kann das nicht. Ich steige aus!«
Wieder machte sich angespannte Stille breit, dann antworteteder Anführer ruhig, aber bestimmt: »Wer dem Klan beitritt, verpflichtet sich auf Lebenszeit. Nur der Tod kann ihn von seinem Gelübde befreien. Erinnerst du dich an diese Worte? Willst du lieber sterben, als einer heiligen Sache zu dienen?« Er zog eine Pistole hervor.
»Okay, okay«, sagte der Apotheker. »Steck die verdammte Knarre wieder ein. Oder willst du mich erschießen?«
»Nur wenn es sein muss, Ronnie. Und glaube ja nicht, dass du dich heimlich davonstehlen kannst. Ich habe überall meine Leute. Ich würde dich an jedem Ort der Welt erwischen. Wie ist deine Entscheidung?«
»Schon gut«, lenkte der Apotheker ein, »aber warum musst du Unschuldige töten?«
»Unsere Opfer sind Nachkommen des Abschaums, den Jeremy Hamilton und seine Klansmänner ihrer gerechten Strafe zuführten. Ihr Tod wird uns helfen, die Aufmerksamkeit der Medien und der Menschen zu erlangen.«
Stephen Hamilton sagte gar nichts mehr, auch Peter Kirshner hielt sich zurück. Beide glaubten, dass der Mann, der sich wie die früheren Anführer des Ku-Klux-Klans Großmeister nannte, zu weit gegangen war. Zu einem Mord wären sie niemals fähig gewesen. Aber er war ein guter Anführer und sie würden sich nie gegen ihn stellen.
»Müssen es denn unbedingt Weiße sein?«, fragte Carrington, der Besitzer der Backstube. Auch ihm waren Unbehagen und Skrupel anzumerken.
Die Gestalt des Kapuzenmannes straffte sich. »Nein, mein Freund«, fuhr er mit der salbungsvollen Sprache eines Predigers fort. »Es gilt vor allem, den arroganten Niggern zu zeigen, wem Gott dieses Land gegeben hat und wo ihr Platz auf dieser Welt ist.«
Er legte eine kurze Pause ein, um die Wichtigkeit seiner folgenden Worte zu unterstreichen: »Ich bin gekommen,um euch eine wichtige Entscheidung mitzuteilen. Seit gestern befindet sich der Ku-Klux-Klan im Krieg gegen die bösen Mächte, die im Begriff sind, unsere
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