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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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Straßenrand und wartete, bis das gelbe Taxi an ihr vorbeifuhr. Kirshner saß tatsächlich drin. Sie startete erneut den Motor und folgte den beiden.
    Die Männer fühlten sich anscheinend sicher. Im gemächlichen Tempo steuerte Hamilton sein Taxi auf die Innenstadt zu. Entweder waren die beiden Männer raffinierter, als sie dachte, oder vollkommen arglos. Jenn blieb hinter ihnen, war wenig überrascht, als sie zur River Street hinunterfuhren und tatsächlich vor einem griechischen Lokal hielten.
    »Die Scheißkerle haben was auf dem Kerbholz«, fluchte sie leise, obwohl sie nicht den geringsten Beweis gegen sie hatte. Aber ihr Gefühl hatte sie bisher nur selten getrogen. »Beide.«

14
    Stephen Hamilton war kein Dummkopf. Er wusste, dass ihn die »verdammte Schlampe«, wie er sie nannte, genau beobachtete, und gab sich keine Blöße. Er kassierte sogar von Kirshner, nur um es echt aussehen zu lassen. Anschließend fuhr er in die Altstadt zurück und drehte ein paar Runden, bis er sicher sein konnte, dass die Polizistin ihn nicht mehr beschattete. Erleichtert fuhr er zu dem griechischen Lokal am Fluss zurück.
    Kirshner saß an dem Zweiertisch in der hintersten Ecke, trank Rotwein und ließ sich irgendetwas mit Fleisch und Gemüse schmecken. »Ist sie weg?«, fragte der Immobilienmakler.
    Hamilton nickte. »Die haben wir schön hinters Licht geführt, was? Dabei interessiert mich deine Modelleisenbahn einen Scheiß.« Er wandte sich an die Bedienung. »Bringen sie mir das Gleiche. Auch den Rotwein.«
    Kirshner wartete, bis sie gegangen war. »Trotzdem … es war verdammt knapp. Eine Stunde später und sie wäre uns allen auf den Pelz gerückt.«
    »Na und?« Hamilton hatte sich längst von seinem Schreck erholt. »Ein paar Freunde, die sich zum Quatschen und Kartenspielen treffen, das ist doch nicht verboten. Wir laufen schließlich nicht mehr in Kutten rum.«
    »Außer dem Großmeister.«
    Hamilton nickte freundlich, als die Bedienung sein Essen und den Rotwein brachte, und trank erst einmal einen Schluck. »Wir haben nichts verbrochen, Pete. Wir haben beide nichts mit dem verdammten Mord zu tun und dieanderen auch nicht. Die Sechziger sind vorbei. Heute wanderst du für so einen Mord in den Knast, selbst wenn das Opfer ein Nigger ist. Ich hab keine Lust, mir die Todesspritze verpassen zu lassen. Den Niggern einen Schrecken einzujagen, ist okay. So einen Dreckskerl zu verprügeln oder eine dieser schwarzen Schlampen, na, du weißt schon … da bin ich auch dabei. Aber Mord? Ich möchte bloß wissen, wer diese Angie Rydell umgebracht hat.«
    »Keiner von uns«, erwiderte Kirshner. »Für die anderen lege ich die Hand ins Feuer. Die Tochter von Helen Rydell. Wenn es eine Schwarze gewesen wäre, hätte ich’s ja noch einigermaßen verstanden, aber so?«
    »Ein Verrückter«, sagte Hamilton, »das war ein Verrückter. Einer von diesen Serientätern, über die sie im Fernsehen ständig berichten. Mit meinem Vater hat das nichts zu tun. Glaube ich jedenfalls. Obwohl ich dem Alten zutrauen würde, so was zu organisieren, sogar aus dem Knast raus.«
    Kirshners Handy klingelte. Er blickte auf das Display, zuckte die Achseln und ging ran. »Kirshner Realtors …«
    Die Stimme am anderen Ende hatte kein Interesse an Immobilien. Ohne sich vorzustellen und wie immer leicht verstellt, sagte sie: »In einer Stunde … in der alten Scheune am Highway 17.«
    Kirshner wiederholte leise, was die Stimme gesagt hatte. Obwohl sich der Anrufer nicht mit seinem Namen gemeldet hatte, wussten sie beide, von wem die Anweisung kam. »Wegen des Mordes an der Rydell, nehme ich an.«
    »Der Großmeister«, flüsterte Hamilton. »Und ich dachte manchmal, mein Alter steckt unter der weißen Kutte.«
    Kirshner schüttelte den Kopf. »Dein Vater war zu alt, der hatte mit unserem Verein nichts mehr im Sinn. Du weißt doch, wie er uns beschimpft hat … in den Sechzigern sei alles anders gewesen, da habe der Klan die Nigger nochaufgeknüpft und so weiter. Na ja, man hat ja gesehen, wohin ihn das gebracht hat. Er kann froh sein, dass er nur lebenslänglich gekriegt hat.«
    »Mir egal«, erwiderte Hamilton, »meinetwegen soll er in der Hölle schmoren. Ich hab ihn nie leiden können.«
    »Er ist dein Dad, Mann.«
    »Meinst du vielleicht, er hätte sich um mich gekümmert? Der war froh, als ich aus dem Haus war und ihm nicht mehr auf der Tasche lag. Und meine Mutter hat er so lange verprügelt, bis sie vor Kummer gestorben ist. Nee, dem weine ich keine

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