Ghost Street
Träne nach.«
»Immerhin hat er uns nicht verraten. Er hätte uns leicht die Cops auf den Hals hetzen können. Die können uns zwar nichts beweisen, aber wir hätten sie eine ganze Weile an den Fersen.«
»Woher weißt du, dass er’s nicht getan hat?« Sie zahlten beide und verließen das Lokal. »Die Cops waren heute bei ihm im Knast. Die Zicke von vorhin … ich habe sie im Fernsehen gesehen. Wer weiß, was der Alte ausgeplaudert hat. Ich traue ihm alles zu.«
»Uns kann niemand was beweisen. Einen Mord sowieso nicht. Wir sind anständige und gottesfürchtige Bürger, aufrechte Amerikaner, und wir tun, was die Bibel verlangt.«
Sie gingen beide zum Taxi, das Hamilton oberhalb des Flussufers geparkt hatte, für alle Fälle, und suchten die Gegend nach möglichen Verfolgern ab, bevor sie in den Wagen stiegen. Die Polizistin war nicht zu sehen.
»Der Großmeister würde uns niemals rufen, wenn man hinter uns her wäre, der wüsste das. Der hat seine Finger überall drin. Weißt du, was ich manchmal glaube? Dass er selbst ein Cop ist, ein abtrünniger Cop, der es satthat, nach den Regeln zu spielen.«
»Unmöglich! Wenn er ein Cop wäre, hätten sie ihn längst erwischt. Ich glaube eher, er ist Geschäftsmann.«
»Einer dieser reichen Säcke?«
Hamilton fuhr in nördlicher Richtung aus der Stadt, über die Brücke nach South Carolina und auf den Highway 17 in Richtung Charleston. »Dafür ist er zu schlank. Ich glaube eher, er ist ein Manager, von einer Bank vielleicht, einer, der was zu sagen hat. Ein anderer würde sich so was gar nicht trauen. Der ist eiskalt.«
»Und der beste Anführer, den wir uns wünschen können. Allein würden wir das alles nie hinkriegen. Obwohl ich ihn nicht leiden kann.« Er starrte eine Weile aus dem Fenster. »Seltsam, nicht wahr? Seit einem Jahr ist er unser Anführer, und wir wissen noch immer nicht, wer er ist. Selbst in den Sechzigern zeigte der Großmeister sein Gesicht. Warum heute nicht?«
»Weil er anonym bleiben will? Weil man sein Gesicht aus dem Fernsehen oder der Zeitung kennt? Was weiß ich? Ist mir auch egal, solange ich mir nicht den Kopf zerbrechen muss.« Hamilton musste grinsen. »Stell dir vor, es ist einer aus dem Fernsehen.«
Die Stadt lag bereits hinter ihnen und sie fuhren durch einsames Farmland. Während der Feriensaison war der Highway auch abends und sogar nachts stark befahren, aber die Schule hatte bereits begonnen, und es waren kaum Scheinwerfer zu sehen. Links und rechts von der Straße blinkten die Lichter vereinzelter Farmen. Die Gewitterwolken hatten sich verzogen, aber der Himmel war noch bedeckt und der Mond und die Sterne waren nicht zu sehen.
Beide wussten, wo die alte Scheune lag. Der Großmeister hatte fünf Treffpunkte mit ihnen vereinbart, darunter ein verlassenes Fabrikgelände südöstlich der Stadt, eine Lichtung in den Sümpfen, ein leer stehendes Haus, ein Hotelin Augusta und die alte Scheune, die eine halbe Meile vom Highway entfernt in einer Senke lag.
Hamilton lenkte den Wagen auf den Schotterweg, der zu der Scheune führte, und fuhr zügig von der Straße weg. In einiger Entfernung blieb er in der Dunkelheit stehen und schaltete die Scheinwerfer aus. Sie blieben so lange stehen, bis sie überzeugt waren, dass ihnen auch hier niemand folgte, und fuhren dann in die tiefe Senke hinab.
Unter einigen Bäumen, die neben der Scheune aus dem kniehohen Gras ragten, stellten sie den Wagen ab. Wenn die Bauern die Reifenspuren entdeckten, würden sie annehmen, dass es sich ein paar Teenager in ihrer Scheune bequem gemacht hatten. Bei einem der Treffen waren sie mehreren Jugendlichen begegnet, die aber sofort das Weite gesucht hatten, als sie aus ihren Wagen gestiegen waren.
»Codewort?«, raunte ihnen eine Stimme aus der Dunkelheit entgegen.
»Sweet Magnolia«, antwortete Hamilton. Sie wechselten den Code alle vier Wochen. »Bist du das, Buddy?«
Buddy, ein Trucker aus einem der Vororte, trat aus dem Schatten. »Stephen! Pete! Ich dachte, wir wollten vorher noch ein paar Bierchen köpfen.«
»Wir mussten improvisieren«, erklärte Kirshner. »Ein Lady Cop war hinter Stephen her und wollte ihn verhören … wegen dem Mord an Angela Rydell.«
»Und? Habt ihr sie abgehängt?«
»Alles roger , Buddy.«
Sie betraten gemeinsam die Scheune und wurden von den anderen in gewohnter Weise begrüßt. Außer Buddy waren noch ein Apotheker, ein Versicherungsvertreter und der Besitzer einer Backstube anwesend. Alles Leute mit einem
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