Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
Vom Netzwerk:
Schein einer der wenigen Lampen stehen. Als hätte sie es darauf angelegt, Alessa ihr Gesicht zu zeigen. Im Licht wirkte die Gestalt gar nicht mehr wie ein Geist, eher wie der Mann, den sie beinahe überfahren hätte.
    »David!«, flüsterte sie.
    Sie blickte weiter in seine Richtung, war so überrascht, dass sie keinen Ton hervorbrachte. David, das war David! Was hatte er um diese Zeit auf dem Friedhof zu suchen? Und warum schlich er wie ein Geist durch die Grabreihen? Oder war er es gar nicht?
    Ungläubig rieb sie sich die Augen. Hatte ihr die Erkundungstour durch den unterirdischen Gang so zugesetzt, dass sie schon Gespenster sah? Nein, erkannte sie, auch jetzt stand er noch vor einem der Grabsteine. Er blickte in ihre Richtung und lächelte sie an, zumindest kam es ihr so vor. Und jetzt hob er sogar einen Arm und winkte ihr zu. Er forderte sie auf, zu ihm zu kommen. Er deutete auf den Grabstein, vor dem er stand. Was wollte er ihr sagen? »Komm zu mir, Alessa!«, glaubte sie seine Stimme zu hören. Seine Stimme, aber mit viel Hall, wie in einem Traum. Was war nur mit ihm los?
    Sie löste sich aus ihrer Erstarrung und ging langsam auf ihn zu. »David!«, flüsterte sie wieder. Dann etwas lauter, aber heiser: »David! David!« Sie ging immer schneller, rannte schließlich, doch als sie ihn erreicht hatte, war er verschwunden, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Nur der Nebel war noch da.
    Und der Grabstein, vor dem er gestanden hatte. Der Name »Bruce Gaddison« war in den Stein gemeißelt und daneben waren die Überreste eines weißen Kreuzes zu sehen. David hatte sie zu dem Grab geführt, das sie gesucht hatte.
    »David!«, flüsterte sie noch einmal.

16
    Als Alessa am frühen Morgen bei der Polizei erschien, standen Jenn und Harmon mit Lieutenant Stabler beisammen. Jenn war gerade dabei, sich einen Kaffee aus dem Automaten zu ziehen. Bis der Becher herausfiel, verging eine Weile. Sie trat wütend gegen das Gerät. »Das Ding in Chicago war auch nicht besser«, schimpfte sie. »Aber da schmeckte wenigstens der Kaffee.«
    »Und der Kakao?«, fragte Alessa.
    »Vergessen Sie’s, den trinkt hier sowieso niemand. Der lag schon im Automaten, als ich hier anfing.« Jenn nippte an ihrem Kaffee und verzog das Gesicht. »Ein furchtbares Zeug!«
    Der Lieutenant grinste. »Was führt Sie zu uns, Alessa? Der Kaffee kann es nicht sein. Hat sich die Murrell endlich zu einer Anzeige durchgerungen?«
    »Leider nicht. Im Gegenteil, sie nimmt den Dreckskerl noch in Schutz.« Während sie den beiden Detectives und dem Lieutenant ins Großraumbüro folgte, berichtete sie ihnen, was ihr im Krankenhaus widerfahren war. »Wann lernen diese Frauen endlich, dass sie sich wehren müssen? Ohne sie kriegen wir Schläger wie Owen Murrell nie hinter Gitter.« Sie blieben neben einem Schreibtisch stehen. »Aber deswegen bin ich nicht hier. Es geht um den Mord an Angela Rydell.«
    Der Lieutenant blickte sie verwundert an. »Die Frau, die Sie aus dem Wasser gezogen haben? Ich dachte, den Fall würde das FBI übernehmen.«
    »Das habe ich auch gehört, aber bis jetzt hat sich der Agent nicht bei uns gemeldet. Ein gewisser Special Agent …«
    »… Sunflower«, ergänzte Jenn. »So hieß eine meiner Barbiepuppen. Bei uns ist er auch noch nicht aufgetaucht. Vielleicht ist er ins falsche Flugzeug gestiegen.« In ihren Augen blitzte es spöttisch. »Bei uns in Chicago gab es einen Agenten, der rannte mal einen Gangster über den Haufen, weil er ständig eine Sonnenbrille trug. Auch wenn es schneite. Wie hieß er bloß noch mal?«
    »Jenn!«, wies der Lieutenant sie zurecht. »Nicht alle Feds sind Idioten.«
    »Aber die meisten.«
    Alessa schob einen Aktenstapel beiseite und setzte sich auf eine Ecke des Schreibtischs. »Ich war gestern Abend auf dem Friedhof«, sagte sie.
    Alle drei starrten sie an.
    »Auf dem Friedhof ?«, fragte der Lieutenant besorgt. »Ich dachte, Ihre Eltern leben in Florida. Sie hatten doch keinen Todesfall in der Familie, oder?«
    »Nein, ich …« Sie suchte nach dem richtigen Wort. »Ich war spazieren.«
    »Spazieren?« Jetzt lächelte der Lieutenant. »Unsere Geister besuchen? Auf dem Colonial Park Cemetery soll es mächtig spuken, habe ich mir sagen lassen. Haben Sie das Mädchen gesehen, das von seiner bösen Stiefmutter die Treppe runtergestoßen wurde und seitdem über den Friedhof geistert? Oder den Schwarzen ohne Kopf ?«
    Alessa dachte an David, hatte aber nicht vor, von ihrer seltsamen Begegnung zu erzählen.

Weitere Kostenlose Bücher