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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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wachhabenden Sergeants klingelte und er sie mit seiner tiefen, von unzähligen Zigarren heiseren Stimme zurückhielt: »Jenn! Harmon! Der Lieutenant für euch! Klingt dringend, wenn ihr mich fragt …« Er hielt ihnen den Hörer hin.
    Jenn reagierte schneller und griff danach. »Was gibt’s, Lieutenant?«
    »Ärger mit Reggie Sharer. Die Mitglieder der Bürgerwehr haben ihn vor der Highschool an der Montgomery entdeckt und veranstalten eine Hetzjagd auf ihn. Er soll einige Schülerinnen belästigt haben. Ich habe bereits zwei Streifenwagen hingeschickt, aber es könnte nicht schaden, wenn Sie auch mal vorbeischauen würden. Ich weiß, Ihre Schicht ist vorbei und Sie wollen so schnell wie möglich …«
    »Wir sind schon unterwegs, Lieutenant.« Sie legte auf und nickte Harmon im Vorbeilaufen zu. »Die Bürgerwehr ist hinter Reggie her. Er soll einige Mädels vor der Highschool angebaggert haben. Beeil dich, Harmon!«
    Obwohl Harmon länger im Amt war und schon allein wegen seiner Dienstjahre das Sagen hatte, übernahm Jenn wieder das Kommando. Sie setzte sich hinters Steuer ihres Einsatzwagens und hatte bereits die Sirene eingeschaltet und das Warnlicht aufs Dach gepflanzt, als Harmon zustieg. Mit quietschenden Reifen fuhr sie los.
    Ohne Rücksicht auf einen Fahrradkurier, der sich gerade noch rechtzeitig in eine Hauseinfahrt rettete, jagte sie nach Süden. Harmon kam kaum dazu, sich anzuschnallen,so rasant trat sie aufs Gaspedal. Von Müdigkeit keine Spur. Wenn es um Sexualstraftäter ging, war Jenn besonders motiviert. Sie schnallte sich überhaupt nicht an, war viel zu sehr damit beschäftigt, auf den Verkehr zu achten, der um diese Zeit bereits ziemlich dicht war. Die Rushhour hatte begonnen. Kein Vergleich mit Chicago, aber geschäftig genug, um Jenns Fahrkünste auf die Probe zu stellen.
    Sie brauchten keine zehn Minuten zur Highschool und trafen fast gleichzeitig mit den Streifenwagen dort ein.
    Mit geschultem Blick erfasste Jenn die Schule, einen langweiligen Kastenbau mit schmutziger Fassade, die Schülerinnen und Schüler, die neugierig zu ihnen herübersahen, und die vier Männer, die den flüchtigen Reggie Sharer über die Straße auf eine verlassene Baustelle verfolgten. Anscheinend war dem Bauherrn das Geld ausgegangen. Der Rohbau eines fünfstöckigen Bürohauses ragte hinter dem Drahtzaun empor, ein Wohnwagen ohne Räder stand daneben. In einem Sandhaufen steckte eine Schaufel, als hätten die Arbeiter die Baustelle erst vor wenigen Minuten verlassen.
    Sie lenkte den Wagen neben den eingerissenen Bauzaun und sprang heraus. Harmon folgte ihr drei Schrecksekunden später. Sie sahen gerade noch, wie Sharer in der Bauruine verschwand und sich die vier Männer an die Verfolgung machten.
    »Polizei! Bleiben Sie stehen!«, rief sie den Männern zu. Als nur einer von ihnen reagierte, wiederholte sie noch einmal lauter: »Bleiben Sie stehen, verdammt!«
    Jetzt gehorchten die Männer. Jenn trat ihnen hastig entgegen, die Pistole in einer Hand, und fauchte sie wütend an: »Sind Sie schwerhörig, oder was? In Chicago hätten Sie jetzt schon eine Kugel im Bein.« Sie blickte auf dieBauruine, konnte Sharer aber nirgendwo entdecken. »Falls Sie’s noch nicht gemerkt haben sollten … wir sind nicht mehr im Wilden Westen. Selbstjustiz ist verboten. Sie hätten die Polizei rufen müssen, wenn Sharer tatsächlich ein Mädchen belästigt hat.« Sie dachte nicht daran, die Pistole wegzustecken. »Hat er das? Hat Sharer eine der Schülerinnen belästigt?«
    »Belästigt?« Einer der Männer blickte sie wütend an. »Angebaggert hat er sie! Der wollte ihr an die Wäsche, verdammt! Aber das lassen wir nicht zu!«
    »Buddy hat recht«, sagte ein anderer. »Der wollte was von ihr. Wenn wir nicht in der Nähe gewesen wären …«
    Jenn beobachtete, wie Harmon mit gezogener Pistole in den Rohbau rannte, gefolgt von zwei Streifenpolizisten, die ebenfalls ihre Waffen gezogen hatten. »Überlassen Sie den Burschen uns«, sagte sie. »Keine Angst, wir kümmern uns um ihn. Wenn er das Mädchen tatsächlich angefasst hat, wandert er in den Knast zurück, darauf können Sie sich verlassen. Und jetzt verschwinden Sie, bevor ich mir’s anders überlege und Sie alle festnehmen lasse.«
    »Wir haben nichts getan.«
    »Komm schon, Buddy!«
    Jenn stutzte. Der Spitzname war häufig, dennoch hielt sie den Mann, den die anderen »Buddy« genannt hatten, auf. »Buddy?«, wiederholte sie.
    Buddy blieb stehen, ein untersetzter Mann mit einem

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