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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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Überlegungen nicht warten, bis das FBI eintrifft?« Er blickte auf die Wanduhr. »Bis dahin sind es nur noch sieben, acht Stunden, in der Zeit können wir sowieso nicht viel unternehmen. Warten wir auf Agent Sunflower. Ich nehme an, er wird gleich nach seiner Ankunft ein Meeting mit allen beteiligten Stellen einberufen, auch der Staatsanwaltschaft, und dann müssen Sie sowieso noch mal alles erzählen.«
    »Ach ja?«, erwiderte Jenn spöttisch. »Und der Killer wartet auch so lange und mordet erst wieder, wenn wir uns mit den Feds besprochen haben?«
    Der Lieutenant verzog das Gesicht. Manchmal bereute er es, die junge Polizistin aus Chicago geholt zu haben. »In den paar Stunden können wir sowieso nicht mehr viel unternehmen. Wir wissen ja nicht mal, ob der Mörder überhaupt noch einmal zuschlägt. Die Kreuze kann auch ein makabrer Witzbold auf die Grabsteine geschmiert haben.« Doch anscheinend war er selbst nicht ganz von dieserTheorie überzeugt. »Hat man diesen Abraham Middleton nicht aufgeknüpft? An einem Baum?«
    »Ganz recht«, nahm Alessa den Faden auf, »nachts auf seiner Farm. Im Beisein seiner ganzen Familie. Wie Sie wissen, konnte man Jeremy Hamilton diesen Mord nicht nachweisen, aber es steht außer Zweifel, dass er bei den Klansmännern, die Abraham Middleton gelyncht haben, dabei war. Wahrscheinlich war er der Anführer.«
    »Dann wird unser Killer seinen zweiten Mord, falls er einen plant, wohl kaum auf die gleiche Weise begehen können. Oder meint sie, er findet genug Klansmänner, die bei einem Lynchmord mitmachen? Die Zeiten sind vorbei, Alessa.«
    »Nicht ganz.« Alessa hatte die Gewaltverbrechen der letzten Jahre studiert. »In Montana haben neun oder zehn Rechtsradikale einen Mexikaner niedergeschlagen und so schwer verletzt, dass er sein Leben lang im Rollstuhl sitzen wird. Und auch hier im Süden gibt es gewaltbereite Radikale, die bei so etwas mitmachen würden.«
    Der Lieutenant war nachdenklich geworden. »Gibt es denn überhaupt Nachkommen von Abraham Middleton? Er war doch gar nicht verheiratet. Oder hat er etwa irgendeine ledige Frau geschwängert?«
    »Nein«, übernahm Jenn das Wort. Sie wirkte ungeduldig. »Aber er hatte einen Bruder, und der war verheiratet. Die Eltern der beiden Brüder sind schon seit einigen Jahren tot. Ich habe mich vorhin erkundigt. Abrahams Bruder Moses ist jedoch am Leben und auch sein Sohn, Homer Middleton. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern auf der ehemaligen Farm seines Onkels. Mit anderen Worten, Abe Middleton hat zwei männliche Angehörige, die beide als Opfer infrage kommen. Der Bruder und der Neffe. Moses arbeitet als Hausmeister in einem Kaufhaus in Hardeeville, South Carolina, Homer bewirtschaftet die Farm.«
    Harmon warf ihr einen seltsamen Blick zu, er fragte sich wohl, wann sie die Nachforschungen betrieben und warum sie sich überhaupt mit dem Fall beschäftigt hatte. Sie lächelte stumm.
    »Damit wäre Homer wohl das wahrscheinlichste Opfer«, überlegte Alessa. »Er lebt auf derselben Farm wie sein toter Onkel. Der Mörder könnte«, sie zögerte bei dem Gedanken, »er könnte ihn am selben Baum aufknüpfen.«
    »Vielleicht auch nicht.« Jenn trat an ihren Computer, drückte ein paar Tasten und drehte den Monitor zu den Kollegen um. Sie hatte Fotos von Abraham, Homer und Moses Middleton aufgerufen. »Der Mittlere ist Moses. Sehen Sie die Ähnlichkeit? Er ist Abraham wie aus dem Gesicht geschnitten, viel mehr als sein Sohn.«
    »Sie haben recht«, musste der Lieutenant zugeben. »Das könnte den Täter dazu verleiten …« Er merkte, dass er zu weit ging, und hielt mitten im Satz inne. »Aber die Entscheidung, wie wir vorgehen, überlasse ich lieber dem FBI. Ich will keinen Ärger mit den Feds. Wir haben schon genug am Hals. Gehen Sie erst mal schlafen, Jenn. Harmon. Und kommen Sie heute Nachmittag wieder, wenn Agent Sunflower hier ist.« Er blickte Alessa an. »Ich rufe Jack an, sobald ich den genauen Termin für unsere Besprechung habe.«
    »Und die Feds warten noch mal drei Tage, bis sie das Okay für einen Einsatz aus Washington haben. Ätzend.«
    Der Lieutenant kannte Jenn inzwischen und zeigte sich nachsichtig. »Schlafen Sie sich mal richtig aus. Sie werden sehen, dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.«
    »Klar.« Sie warf ihren halb vollen Becher in den Abfall. Der Kaffee spritzte nach allen Seiten. »Noch beschissener.«

17
    Jenn und Harmon waren bereits auf dem Weg aus dem Gebäude, als das Telefon des

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