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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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sich an die Nächste heran. Jenns Ansicht nach gehörten solche Typen endgültig aus dem Verkehrgezogen. »Springen Sie, Sharer! Na los! Wird’s bald, Dreckskerl?«
    Er blickte sie entsetzt an. Seine Augen waren vor Angst geweitet. »Warum sagen Sie so was? Sie sind doch Polizistin. Nehmen Sie mich meinetwegen fest, aber …« Er blickte voller Angst nach hinten in den Abgrund.
    »Worauf warten Sie noch?«
    »Ich will aber nicht springen!«, jammerte er. Der Pistolenlauf bohrte sich immer tiefer in seinen Bauch. »Okay, okay … ich hab mir die Mädels angesehen. Das ist doch nicht verboten, oder? Ich wollte ihnen nichts tun. Ich bin geheilt, ich mache so was nicht mehr. Warum glauben Sie mir nicht?«
    »Weil ich Typen wie Sie kenne. Man lässt sie laufen, und schon ein paar Tage später fallen sie wieder über eine Frau her. Sie gehören hinter Gitter, Sharer, und wenn Sie das nicht einsehen, muss ich eben nachhelfen …«
    »Jenn!«, rief Harmon hinter ihr. »Was soll der Unsinn?« Er schob ihre Hand mit der Waffe beiseite und zog den verängstigten Sharer aus der Gefahrenzone. »Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Es ist nicht verboten, an einer Schule vorbeizugehen und den Mädchen hinterherzugucken. Wir müssen ihn laufen lassen!«
    »Du willst ihn laufen lassen?« Jenn verstand die Welt nicht mehr. »Du willst den verdammten Drecksack laufen lassen? Er hat zugegeben, dass er die Mädchen angestarrt hat! Und wenn die verdammte Bürgerwehr nicht eingegriffen hätte, wäre noch was ganz anderes passiert. Du willst diesen Dreckskerl wirklich laufen lassen? Warum ist er denn vor uns weggerannt, wenn er eine weiße Weste hat?«
    »Ich hatte Angst!« Sharer stand immer noch unter Schock. »Vor den Verrückten, die sich Bürgerwehr nennen,und vor Ihnen …« Er deutete auf die Pistole. »Dass Sie mich erschießen würden. Ich bin unschuldig, verflucht!«
    »Schon gut«, beruhigte Harmon. »Sie können gehen. Aber wir behalten Sie im Auge. Wenn Sie sich nur das Geringste zuschulden kommen lassen, buchten wir Sie ein, verstanden?« Er wandte sich an den Uniformierten, der mit ihm gekommen war. »Die Kollegen bringen Sie nach Hause, okay?«
    Jenn wartete, bis der Uniformierte und Sharer verschwunden waren, erst dann schob sie die Glock ins Gürtelhalfter. »Und morgen oder übermorgen stehen wir vor einer Leiche oder einer Frau, die er vergewaltigt hat.« Sie verzog missmutig den Mund. »Tolle Idee, ihn laufen zu lassen. Wirklich toll …«
    »Und besser für deine Zukunft«, ergänzte Harmon. »Oder willst du den Rest deines Lebens im Knast verbringen? Du weißt doch, was sie mit Leuten wie uns im Gefängnis anstellen …«
    »Schon gut«, sagte sie.

18
    Als Special Agent Matthew Sunflower den Raum betrat, glaubte Jenn, einen Klon vor sich zu haben. Die Agents in Chicago hatten ähnlich ausgesehen: schlank und gepflegt, legerer Anzug mit Krawatte, das Kinn glatt rasiert, die Haare korrekt frisiert. Dazu ein Lächeln, das so falsch war wie die Jacketkronen über seinen Vorderzähnen. Sein Aftershave duftete teuer.
    »Special Agent Matthew Sunflower vom FBI übernimmt ab sofort die Ermittlungen im Mordfall Angela Rydell«, eröffnete der Lieutenant die Besprechung. Er stellte alle Anwesenden vor, die Detectives Jennifer McAvoy und Nick Harmon und den obersten Bezirksstaatsanwalt Jack Crosby. »Staatsanwältin Alessa Fontana kann leider nicht hier sein, sie hat vor Gericht zu tun.«
    Agent Sunflower zeigte sein einstudiertes Lächeln, das auch zu einem Versicherungsvertreter gepasst hätte. »Lassen Sie mich Ihnen zuerst einmal sagen, dass ich mich sehr auf unsere Zusammenarbeit freue. Die Zeiten, in denen sich die Polizei und das FBI gegenseitig das Leben schwer machten, sind lange vorbei. In diesem Sinne: auf gute Zusammenarbeit, Kollegen!« Er prostete den anderen Teilnehmern mit dem Kaffeebecher zu.
    Jenn erwiderte die Begrüßung nur widerwillig, was daran liegen mochte, dass sie wegen der Verfolgung von Sharer nur wenige Stunden geschlafen hatte, aber auch daran, dass sie noch nie gut mit dem FBI gekonnt hatte. »Eingebildete Spießer«, nannte sie die meisten Agents, weil sie sich für etwas Besseres hielten und sich dabei so bieder wie Dorfpolizistenverhielten. Abgesehen davon, dass sie sich viel zu sehr auf ihre Hightechspielzeuge verließen. Ein kurzer Blick auf Harmon zeigte ihr, dass er ähnlich dachte. Er war noch müder als sie, obwohl er bereits beim zweiten Becher Kaffee angelangt war. Jack Crosby

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