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Ghost

Titel: Ghost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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weitergegeben haben.«
    Lang lächelte mich an.
    »Aber das haben wir, oder?«
    »Es gibt keinen Beweis, dass wir diese Information an die CIA weitergegeben haben.«
    »Aber wenn wir sie weitergegeben hätten, dann wäre das zweifelsfrei Beihilfe und Unterstützung ...«
    »Es gibt keinen Beweis, dass wir diese Information an die CIA weitergegeben haben.«
    Er lächelte mich immer noch an, auch wenn jetzt eine Konzentrationsfalte auf seiner Stirn sichtbar wurde, wie bei einem Tenor, der am Ende einer schwierigen Arie den Ton hielt.
    »Wie ist sie dann zur CIA gelangt?«
    »Das ist eine schwierige Frage. Nicht durch einen offiziellen Kanal, das ist sicher. Und sicher ist auch, dass ich nichts damit zu tun hatte.« Es entstand eine lange Pause. Er hörte auf zu lächeln. »Und?«, sagte er. »Was meinen Sie?«
    »Das hört sich ein bisschen ...« Ich suchte nach einem diplomatischen Wort. »... nun ja, theoretisch an.«
    »Was heißen soll?«
    Meine auf Disc festgehaltene Antwort ist so schlüpfrig, so triefend vor ängstlichem Drumherumgeschwafel, dass man nur darüber lachen kann.
    »Nun ja, Sie geben ja selbst zu, dass Sie wollten, dass die SAS die Männer festsetzen, aus zweifelsohne verständlichen Gründen, und auch wenn sie dann den Job nicht selbst erledigt haben, so kann das Verteidigungsministerium, so habe ich das zumindest verstanden, nicht wirklich abstreiten, dass die SAS darin verwickelt waren, weil Sie es mutmaßlich ja waren, auf gewisse Weise, auch wenn die SAS-Leute nur hinter der nächsten Hausecke in einem Auto gesessen haben. Und anscheinend waren es ja britische Nachrichtendienstinformationen, die den Aufenthaltsort der Männer an die CIA weitergegeben haben. Und als man die Männer gefoltert hat, haben Sie das nicht verurteilt.«
    Den letzten Satz hatte ich ziemlich schnell gesprochen.
    Lang sagte kühl: »Sid Kroll war sehr angetan von der Kooperationsbereitschaft der CIA. Er glaubt, dass die Anklägerin das Verfahren vielleicht sogar einstellen muss.«
    »Tja, wenn Sid das sagt, ..«
    »Ach, scheiß drauf«, sagte Lang plötzlich. Er schlug mit der Hand hart auf den Rand des Tisches. Auf der Aufzeichnung hört es sich wie eine Explosion an. Die auf dem Sofa dösenden Männer von der Special Branch schauten scharf zu uns herüber. »Ich bedauere nicht, was mit den vier Männern passiert ist. Wenn wir uns auf die Pakistanis verlassen hätten, dann hätten wir sie nie erwischt. Wir mussten sie schnappen, als wir die Chance dazu hatten. Wenn sie uns durch die Lappen gegangen wären, dann wären sie untergetaucht, und das nächste Mal hätten wir von ihnen gehört, wenn sie welche von unseren Leuten getötet hätten.«
    »Nicht die geringste Reue?«
    »Nein.«
    »Nicht mal wegen des einen, der bei den Verhören gestorben ist?«
    »Ach, der«, sagte Lang abfällig. »Der hatte was am Herzen, irgendein nicht diagnostiziertes Herzleiden. Er hätte jede Minute auch so sterben können. Er hätte genauso gut morgens beim Aufstehen tot umfallen können.«
    Ich sagte nichts. Ich tat so, als machte ich mir Notizen.
    »Hören Sie«, sagte Lang. »Ich verurteile Folter, aber da gibt’s auch noch ein paar andere Fakten. Erstens, sie liefert Ergebnisse, ich habe die Berichte selbst gelesen. Zweitens, wenn man die Macht hat, dann läuft letztlich alles darauf hinaus, zwischen mehreren üblen Optionen abzuwägen. Und wenn Sie genau darüber nachdenken, was sind schon ein paar Minuten Schmerzen, die einigen wenigen Personen zugefügt werden, im Vergleich zum Tod – Tod, wohlgemerkt – von Tausenden. Drittens, erzählen Sie mir nicht, dass das eine Besonderheit des Krieges gegen den Terror ist. Folter ist schon immer Teil der Kriegführung gewesen. Der einzige Unterschied ist der, dass da in der Vergangenheit kein Scheißreporter war, der darüber berichtet hat.«
    »Die in Pakistan festgenommenen Männer behaupten, dass sie unschuldig sind«, sagte ich.
    »Natürlich behaupten sie das! Was sollen sie denn sonst sagen?« Lang musterte mich eingehend, als nähme er mich gerade zum ersten Mal richtig wahr. »Langsam glaube ich, dass Sie zu blauäugig für den Job sind.«
    Ich konnte nicht widerstehen.
    »Anders als Mike McAra?«, sagte ich.
    »Mike!« Lang lachte und schüttelte den Kopf. »Mike war auf eine andere Art blauäugig.«
    Das Flugzeug verlor nun ziemlich schnell an Höhe. Der Mond und die Sterne waren verschwunden. Wir stießen durch die Wolken. Ich spürte die Druckänderung in den Ohren, kniff mir

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