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Ghost

Titel: Ghost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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seinem Ausscheiden aus dem Amt? Er hätte nicht mal die Hälfte bekommen.«
    »Und keiner hat das vorausgesehen?«
    »Ich habe Adam mehr als einmal darauf angesprochen. Aber Geschichte interessiert ihn eigentlich nicht... hat ihn nie interessiert, nicht mal seine eigene. Ihm war viel wichtiger, dass seine Stiftung ins Rollen kommt.«
    Ich lehnte mich zurück. Ich begriff, wie leicht das alles hatte geschehen können: Aus McAra, dem Parteisoldaten, wird McAra, der Stachanow der Archive, der blind gewaltige Mengen an sinnlosen Fakten auftürmt; Lang, immer schon ein Mann für das größere Bild – »die Zukunft, nicht die Vergangenheit«: war das nicht einer seiner Slogans? –, auf bejubelter Vortragstournee, schon immer mehr dem Leben im Jetzt als der Beschäftigung mit der Vergangenheit zugetan; dann die schreckliche Erkenntnis, dass das große Memoirenprojekt in Schwierigkeiten gerät, gefolgt von, so nahm ich an, gegenseitigen Beschuldigungen, zerbröckelnden alten Freundschaften, Selbstmordängsten.
    »Das muss für Sie alle hart gewesen sein.«
    »Das war es auch. Vor allem nachdem man seine Leiche gefunden hat. Ich hatte mich bereit erklärt, die Identifizierung zu übernehmen, aber Adam fühlte sich verpflichtet, das selbst zu machen. Die Zeit war schrecklich. Nach so einem Selbstmord fühlt sich jeder schuldig. Also bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht, keine Witze über Geister mehr.«
    Ich wollte sie gerade fragen, was sie von den Überstellungsgeschichten in den Wochenendzeitungen halte, als die Bremslichter des Jaguars aufleuchteten und wir anhielten.
    »Da wären wir wieder«, sagte sie, und aus ihrer Stimme war ein Hauch Überdruss herauszuhören. »Home, Sweet Home.«
    Es war etwa halb sechs und schon ziemlich dunkel, und mit der untergehenden Sonne waren auch die Temperaturen gefallen. Ich stand neben dem Minivan, als Lang mit eingezogenem Kopf aus seinem Wagen stieg und hastig von der üblichen Traube aus Leibwächtern und Mitarbeitern durch die Tür geschoben wurde. Sie schafften ihn so schnell ins Innere des Hauses, dass man hätte glauben können, im Gebüsch sei ein Attentäter mit Zielfernrohr entdeckt worden. Im nächsten Augenblick gingen nacheinander in allen Fenstern an der Vorderseite des Hauses die Lichter an, und kurz konnte man den Eindruck gewinnen, als handelte es sich um ein Zentrum wirklicher Macht und nicht nur um deren nachklingende Parodie. Ich kam mir vor wie ein totaler Außenseiter, wusste nicht recht, was ich tun sollte, und mein Fauxpas am Flugplatz war mir immer noch furchtbar peinlich. Also blieb ich einfach noch eine Zeit lang draußen in der Kälte stehen. Zu meiner Überraschung war der, der mein Fehlen bemerkte und plötzlich wieder in der Tür auftauchte, Lang selbst.
    »He, Mann!«, rief er mir zu. »Was um alles in der Welt machen Sie da draußen? Kümmert sich keiner um Sie ? Los, kommen Sie rein, wir trinken einen Schluck.«
    Als ich durch die Haustür ging, berührte er mich an der Schulter und bugsierte mich zu dem Zimmer, in dem ich meinen Morgenkaffee getrunken hatte. Jacke und Krawatte hatte er schon abgelegt, er trug jetzt einen dicken grauen Pullover.
    »Tut mir leid, dass ich Sie am Flugplatz nicht richtig begrüßen konnte. Was möchten Sie trinken?«
    »Was gibt’s denn?« Ich hoffte inständig, dass er mir etwas Alkoholisches anbieten würde.
    »Eistee.«
    »Einverstanden.«
    »Wirklich? Ich würde mir ja liebend gern was Stärkeres genehmigen, aber dann bringt Ruth mich um.« Er rief einer der Sekretärinnen zu: »Lucy, Darling, sei so nett und sag Dep, dass sie uns Eistee bringen soll.« Er ließ sich in der Mitte des Sofas in die Polster fallen und breitete auf der Rückenlehne die Arme aus. »Sie müssen jetzt also einen Monat in meine Haut schlüpfen, Gott steh Ihnen bei!« Mit einer schnellen Bewegung schlug er die Beine übereinander und legte den rechten Fuß auf sein linkes Knie. Er trommelte mit den Fingern auf die Rückenlehne, wackelte mit dem rechten Fuß, betrachtete ihn einen Augenblick lang und wandte dann seine klaren Augen wieder mir zu.
    »Ich hoffe für uns beide, dass wir die Sache einigermaßen problemlos über die Bühne kriegen«, sagte ich und zögerte kurz, weil ich nicht wusste, wie ich ihn nennen sollte.
    »Adam«, sagte er. »Nennen Sie mich Adam.«
    Wenn man einem sehr berühmten Menschen von Angesicht zu Angesicht gegenübersitzt, kommt meiner Erfahrung nach immer der Augenblick, in dem man sich in einen Traum versetzt

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