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Ghost

Titel: Ghost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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dem Sofa, mit dem Rücken zu ihrem Mann.
    Lang zuckte die Achseln. »Das ist Politik.«
    »Exakt meine Meinung«, sagte Kroll. »Betrachten Sie es als politisches Problem, nicht als juristisches.«
    »Wir müssen unsere Version der Geschichte deutlich machen«, sagte Ruth. »›Kein Kommentar‹ reicht jetzt nicht mehr.«
    Ich sah meine Chance. »John Maddox ...«
    »Richtig«, fiel Kroll mir sofort ins Wort. »Ich habe mit John gesprochen, und er hat recht. Wir sollten mit der ganzen Geschichte in den Memoiren rauskommen. Das ist die perfekte Plattform für eine Antwort, Adam. Die sind schon ganz aufgeregt.«
    »Von mir aus«, sagte Lang.
    »Sie müssen sich so bald wie möglich wieder mit unserem Freund hier zusammensetzen und die ganze Geschichte bis ins Kleinste durchgehen.« Mit unserem Freund hier. Ich begriff, dass er meinen Namen vergessen hatte. »Aber bevor das Ding rausgeht, muss alles von mir abgesegnet sein. Die Nagelprobe ist: Wie würde jedes einzelne Wort klingen, wenn es vorgelesen wird, während Sie auf der Anklagebank sitzen.«
    »Warum?«, fragte Ruth. »Sie haben doch gerade gesagt, dass nichts dabei herauskommt.«
    »Tut es auch nicht«, sagte Kroll sanft. »Vor allem wenn wir ganz genau aufpassen, dass wir ihnen keine zusätzliche Munition liefern.«
    »Auf diese Weise können wir es genau so darstellen, wie wir wollen«, sagte Lang. »Und immer wenn man mich fragt, kann ich auf die Memoiren verweisen. Wer weiß? Vielleicht verkaufen wir so ein paar Bücher extra.« Er schaute in die Runde. Wir lächelten alle. »Okay«, sagte er. »Zurück zu heute. Weswegen genau werden die gegen mich ermitteln, wahrscheinlich ermitteln?«
    Kroll gab Encarnación ein Zeichen.
    »Entweder wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit«, sagte sie vorsichtig, »oder wegen Kriegsverbrechen.«
    Stille. Seltsam, welche Wirkung solche Worte haben. Vielleicht lag es daran, dass ausgerechnet Encarnación sie ausgesprochen hatte: Sie sah so unschuldig aus. Unser Lächeln erstarb.
    »Unglaublich«, sagte Ruth schließlich. »Das, was Adam getan oder nicht getan hat, mit den Nazis gleichzusetzen.«
    »Das ist genau der Grund, warum die Amerikaner den Gerichtshof nicht anerkennen«, sagte Kroll. Er wackelte mit einem Finger. »Wir haben euch gewarnt, was passieren würde. Internationales Kriegsverbrechertribunal, das hört sich im Prinzip sehr nobel an. Erst knöpft ihr euch die wahnsinnigen Völkermörder in der Dritten Welt vor, aber früher oder später ist die Dritte Welt auch hinter euch her, sonst würde es ja aussehen wie Diskriminierung. Die bringen dreitausend von uns um, wir bringen einen von denen um, und plötzlich sind wir alle zusammen Kriegsverbrecher. Das ist die schlimmste Art von moralischer Gleichsetzung. Amerika können sie nicht vor ihren verlogenen Gerichtshof zerren, wen dann? Liegt doch auf der Hand: unseren engsten Verbündeten – euch. Wie ich gesagt habe, keine juristische Sache, alles Politik.«
    »Genau so sollten Sie argumentieren, Adam«, sagte Amelia und schrieb etwas in ihr schwarz-rotes Ringbuch.
    »Keine Angst«, sagte er grimmig. »Das werde ich.«
    »Weiter, Connie«, sagte Kroll. »Was sonst noch.«
    »Der Grund, warum wir uns nicht sicher sein können, für welchen Weg sie sich in diesem Stadium entscheiden werden, ist der, dass im Rom-Statut von 1998 Folter sowohl nach Artikel sieben, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, als auch nach Artikel acht, Kriegsverbrechen, verboten ist. Artikel acht kategorisiert als Kriegsverbrechen auch...« Sie schaute auf ihren Laptop. »... den ›vorsätzlichen Entzug des Rechts eines Kriegsgefangenen oder einer anderen geschützten Person auf ein unparteiisches ordentliches Gerichtsverfahren‹ und die ›rechtswidrige Vertreibung oder Überführung oder rechtswidrige Gefangenhaltung‹. Prima facie, Sir, Sie könnten nach Artikel sieben oder nach Artikel acht angeklagt werden.«
    »Aber ich habe nie angeordnet, dass irgendwer gefoltert wird!«, sagte Lang. Seine Stimme klang ungläubig, empört. »Und ich habe nie irgendwem das Recht auf ein ordentliches Gerichtsverfahren entzogen oder irgendwen rechtswidrig gefangen gehalten. Diesen Vorwurf könnte man vielleicht – vielleicht – den USA machen, aber nicht Großbritannien.«
    »Das ist richtig, Sir«, sagte Encarnación. »Allerdings ist nach Artikel fünfundzwanzig, der sich mit der individuellen strafrechtlichen Verantwortung befasst ...« Ihre kühlen dunklen Augen huschten erneut über den

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