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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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knacken, aber nach zwei Minuten hatte ich es geschafft. Ich fasste die Zuhaltungen mit der Heftklammer wie mit einem Schlagschlüssel und drehte behutsam den Krawattenclip, bis die Verriegelung aufsprang. Ich nahm das Vorhängeschloss ab und warf es weg, zog die Kette heraus und drückte den Hebel herunter, der die Türflügel zusammenhielt.
    Der Container strahlte etwas Abgestandenes aus. Nach dem Aussehen des Schlosses zu urteilen war seit einiger Zeit niemand hier gewesen. Seit mindestens einer Woche nicht. Was immer ich hier finden würde, wäre im besten Fall alt und im schlimmsten irrelevant. Aber den Versuch war es wert. Ribbons musste ja irgendwo sein, und jede Kleinigkeit konnte mir helfen, ihn zu finden.
    Das Geräusch der aufschwingenden Containertüren hörte sich an wie das Kratzen eines Messers auf einer Schiefertafel. Ich zog die Flügel mit beiden Armen von der Mitte her auseinander. Wie ein Föhn blies die Einheit mir einen Schwall heißer Luft entgegen. Ich brauchte ein paar Sekunden, um mich an die Dunkelheit und an den Gestank von Rost und alten Flecken zu gewöhnen.
    Der Container war leer.
    Größtenteils.
    Genormte Container unterscheiden sich in ihrer Größe je nach der Ladung, für die sie gedacht sind. Man misst sie in sogenannten » Twenty Foot Equivalent Units«, kurz TEU – also in jeweils zwanzig Fuß entsprechenden Einheiten, die gut fünfunddreißig Kubikmeter Material enthalten können. Was man in den Docks am Hafen meistens sieht, sind Container mit zwei TEU s, also knapp siebzig Kubikmetern Inhalt. Vierzig Fuß lang, achteinhalb hoch, acht breit. Sie wurden im Zweiten Weltkrieg vom Militär entworfen, um große Gütermengen mühelos zwischen Schiffen, Zügen und Lastwagen zu verladen. Heutzutage werden sie überall verwendet.
    Und der hier war beinahe vollständig leer. Kein Ersatzauto. Kein behelfsmäßiges Versteck. Keine überflüssig gewordene Ausrüstung. Keine Pläne an den Wänden, keine Schlafsäcke, keine von Linien bedeckten Landkarten. Ich sah mich zweimal nach Hinweisen darauf um, ob je etwas hier gewesen war, aber ich fand keine.
    In den siebzig Kubikmetern des Lagerraums fand ich nur einen kleinen Rucksack, der links an der Wand lehnte.
    Ich sah mich um. Nach links, nach rechts. Nichts. Niemand.
    Einen Moment lang überlegte ich, ob der Rucksack vielleicht etwas Gefährliches enthalten könnte, beispielsweise Morenos gebrauchte Injektionsnadeln oder irgendeine Falle, die er und Ribbons für alle Fälle aufgestellt hatten. Eine Sekunde lang zog ich auch die Möglichkeit in Betracht, dass er das Geld enthielt, aber ein solcher Glückspilz bin ich nicht. Ein solcher Dummkopf auch nicht.
    Ich öffnete den Rucksack.
    Keine Spritzen. Auch keine Falle.
    Etwas völlig anderes.

ELF
    Eine Kanone.
    Nicht irgendeine Kanone. Obenauf in dem Rucksack lag eine gottverdammte Uzi, so groß wie eine Pistole, mit einem plumpen Eisenkorn und einem abgesägten Klappschaft. Der Verschluss roch nicht nach Pulver, und der Lauf glänzte innen und außen. In letzter Zeit war damit nicht geschossen worden– wenn überhaupt jemals. Sie lag komplett zusammengesetzt in der Plastikschachtel des Herstellers, zusammen mit drei Ersatzmagazinen und einer Schachtel billiger Munition. Darunter fand ich ein Bündel Zwanzig-Dollar-Scheine, einen kleinen Plastikbeutel mit Tabletten, ein Handy, zwei Broschüren und ein Feuerzeug. Das war alles. Ich wühlte am Boden und in den Seitenfächern herum, fand aber nichts weiter.
    Das war eine Fluchttasche.
    Eine Fluchttasche ist die erste Vorsichtsmaßnahme jedes Kriminellen. Ich habe selbst etliche davon, überall auf der Welt. Man sucht sich ein Versteck und hinterlegt dort das Allernotwendigste. Wenn wirklich alles schiefgeht, braucht man dann nicht panisch irgendwelche Sachen zusammenzuraffen. Die besten sind die mit minimaler Ausstattung. Meine nächste war auf dem Dach eines Gebäudes auf der West Side von Manhattan. Sie hing an einem Draht an der Innenseite eines alten Kamins, der seit Jahrzehnten verschlossen war, und sie enthielt zehntausend Dollar, ein paar Kreditkarten, einen sauberen Pass und eine Beretta. In der Tasche hier waren ein Fünftel dieser Summe und die doppelte Feuerkraft sowie ein Medikament, das ich nicht identifizieren konnte. Niemand packt jemals Kleidung dazu.
    Ich legte die Maschinenpistole auf den Boden. Es war eine Micro-Uzi, ein altes Modell, wahrscheinlich ein Überbleibsel aus der Zeit vor einem der Sturmwaffenverbote. Die

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