Ghostman: Thriller (German Edition)
vermitteln.«
Ich schüttelte den Kopf. » Und Randall ist wirklich alles, was Sie haben?«
» Bedaure, Sir. Wenn Sie mir ein paar Stunden Zeit geben…«
» Geben Sie mir die Nummer.«
Im Hintergrund hörte ich das Summen eines Computers und die Geräusche eines leise gestellten Fernsehers am anderen Ende des Zimmers. Mir war, als hörte ich spielende Kinder. Langsam sagte er mir die Nummer, und ich brauchte sie nur einmal zu hören. Ich beendete das Gespräch und wählte erneut.
Es klingelte siebenmal.
Der Mann, der sich meldete, war offenbar in einer Werkstatt. Er räusperte sich und sagte: » Spencer Randall. Wer ist da?«
Er hatte eine leise Stimme und sprach ein bisschen zu sehr durch die Nase.
» Mein Name ist Jack«, sagte ich.
» Was kann ich für Sie tun, Jack?«
» Ich brauche einen Wheelman.«
Einen Moment lang blieb es still. Der Ausdruck Wheelman ist beinahe ausschließlich unter Kriminellen geläufig und reicht zurück in die Anfangstage des professionellen Bankraubs vor John Dillinger und der Chicagoer Mafia. Geprägt wurde er von einem Deutschen namens Herman Lamm, dem ersten aller Jugmarker. Als ehemaliger Soldat war er der Erste, der seine Überfälle plante, als wären es taktische Operationen. Vor ihm waren Banküberfälle nichts als chaotische, blutige Stegreifunternehmungen gewesen. Er bezeichnete den Fluchtfahrer mit dem Wort, das ein Marinekapitän für seinen Steuermann benutzte, denn damals verband man das Wort » Fahrer« noch mit Kutschen und Pferden.
» Wer hat Ihnen diese Nummer gegeben?«, fragte Spencer.
» Ein Mann namens Lakes. Kennen Sie ihn?«
» Ja, ich kenne ihn.«
» Ich höre, Sie sind in Delaware«, sagte ich.
» In Wilmington. Ich habe ein Geschäft.«
» Ich bin in Atlantic City. Ich gebe Ihnen tausend Dollar für eine Stunde von Ihrer Zeit, aber es muss sofort sein.«
» Zuerst will ich hören, worum es geht.«
Ich überlegte, was ich ihm sagen sollte. » Ich denke, es wäre besser, Sie sehen es sich selbst an.«
» Dann sage ich Nein. Ich übernehme keinen Job ohne klare Informationen. Ich sollte nicht mal mit Ihnen reden. Herrgott, ich kenne Sie doch gar nicht. Weiß ich denn, ob es nicht ein Köderauto ist und die Cops schon auf mich warten?«
» Ums Klauen geht es nicht.«
» Worum dann?«
» Ich will nur, dass Sie sich etwas ansehen und mir dann sagen, was es ist. Es ist nicht gefährlich.«
» Ich will mehr als tausend Kröten. Was kassieren Sie denn bei diesem Job?«
» Nichts.«
» Bullshit. Niemand arbeitet für nichts.«
» Dann ist es ja gut, dass ich Niemand bin. Ja oder nein, Spencer.«
» Fünftausend. Und ich lass mich auf keine Verfolgungsfahrt ein. Wenn ich ein Blaulicht sehe, halte ich sofort an. Ich gehe davon aus, dass die Sache absolut koscher ist.«
» Dreitausend.«
» Okay. Wo treffe ich Sie?«
Ich sah auf die Uhr.
» Vor dem Kino am Flughafen. Ausfahrt Pleasantville. Sie können es nicht verfehlen. In einer Stunde.«
» Ich bin drei Stunden von Atlantic City weg.«
» Sie sind ein Wheelman. Ich brauche keinen Sonntagsfahrer.«
Ich legte auf und ließ das Telefon fallen. Vorher hatte ich es nicht wahrgenommen, aber jetzt roch ich den Sprit selbst im Freien. Naphtha verdunstet restlos. Manche Leute benutzen es, um Farbe zu entfernen. Aber es dauert eine Weile, bis alles weg ist. Speziell bei einem Zwanzig-Liter-Kanister. Ich drehte mich zu den Müllcontainern um und zertrat das Telefon mit dem Absatz. Es brach im Staub mitten durch, und Batteriesäure spritzte heraus wie Ketchup aus einem Beutelchen.
Es wurde Zeit zu gehen. Eine Stunde, dreitausend Dollar und ein Telefon für einen Wheelman. Nicht schlecht, dachte ich.
Ich ging auf den Civic zu und sah auf die Uhr, als ich durch den Zaun schlüpfte. Neun Uhr abends. Noch dreiunddreißig Stunden.
Dann sah ich den schwarzen Suburban, der auf mich wartete.
SIEBZEHN
Der SUV parkte auf der anderen Straßenseite vor dem ehemaligen Baseballstadion. Das vordere Ende ragte hinter einem Müllcontainer hervor wie bei einem Elefanten, der sich hinter einem Baum versteckt. Die Fenster waren getönt, und der Kühlergrill sah aus wie gefletschte Zähne mit einem Chevrolet-Logo. Vorhin war er nicht da gewesen.
Es war amtlich.
Ich wurde beobachtet.
Das bin ich nicht gewohnt. Verfolgt, ja. Gejagt, sicher. Aber nicht beobachtet. Niemand sollte wissen, wer ich bin. Das ist der ganze Sinn der Sache. Es dürfte eigentlich nichts geben, mit dessen Hilfe man mich aufspüren
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