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Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01

Titel: Ghostwalker 01 - Ghostwalker 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven , Michelle
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Mund. Oder auch nicht. Es konnte genauso gut sein, dass sie schon vergessen hatte, wo ihre Tochter hingefahren war. Sie meinte es nicht böse, ihre Aufmerksamkeitsspanne war einfach nur deutlich geringer als bei anderen Menschen.
    Tief atmete sie die trockene Luft ein und lauschte in sich hinein. Was auch immer die Kopfschmerzen vorhin verursacht hatte, schien wieder weitestgehend verstummt zu sein. Sie ging am Haus entlang und konnte ihren Vater durch das Fenster seines Büros am Schreibtisch sitzen sehen. Es wirkte nicht so, als würde er in nächster Zeit herauskommen, um sich mit ihr zu unterhalten. Schulterzuckend wandte sie sich ab und trat durch die offenen Terrassentüren ins lichtdurchflutete Wohnzimmer. Es war eher spartanisch eingerichtet, aber gerade das gefiel ihr, es passte gut zur Umgebung. Was sicher nicht Henrys Absicht gewesen war – er hielt Inneneinrichtung und Dekoration einfach für unwichtig. Und er hatte anscheinend auch keine Frau, die sich um ihn kümmerte, sonst wäre der Kühlschrank nicht leer gewesen.
    Das Telefon stand in der Aufladestation auf einer massiven Anrichte. Sie hätte natürlich auch mit ihrem Handy telefonieren können, wenn der Akku nicht wieder einmal leer gewesen wäre. Isabel nahm den Hörer und setzte sich auf die Couch. Wenn Claire in Plauderlaune war, konnte das Gespräch länger dauern. Grinsend begann sie, die Nummer einzutippen, löschte sie dann aber mit einem Seufzer wieder. Besser, sie rief zuerst ihre Mutter an, dann hatte sie es hinter sich und konnte sich danach von Claire aufheitern lassen. Rasch wählte sie die Telefonnummer ihrer Mutter und versuchte, den üblichen Magendruck zu ignorieren, während sie auf das Freizeichen wartete. Eine Minute später legte sie jedoch wieder auf. Ihre Mutter hatte wie immer keine Zeit gehabt, mit ihr zu telefonieren, und sie schnell abgewimmelt.
    Unglücklich stand Isabel auf und trat zum Fenster. Die Arme um ihren Oberkörper geschlungen sah sie hinaus und ließ sich von der Weite trösten. Auch wenn sie immer versuchte, das Positive an ihrer Situation zu sehen, schmerzte es doch, von den eigenen Eltern so abgeschoben zu werden. Sie schnitt eine Grimasse. Genug des Selbstmitleids! Jetzt war es an der Zeit für eine Claire’sche Ablenkung.
    Gerade als sie nach dem Telefon greifen wollte, begann es zu klingeln. Eine Hand auf ihr vor Schreck wild pochendes Herz gepresst, nahm sie es hoch und drückte die Verbindungstaste. Vielleicht war es ihre Mutter, die doch noch etwas länger mit ihr sprechen wollte. „Hier bei Henry Stammheimer.“
    Für einen Moment herrschte Schweigen, dann erklang unangenehmes Gelächter. „Verdammt, da hat sich der alte Kerl doch tatsächlich Gesellschaft geholt.“
    „Wer spricht denn da?“ Isabel versuchte, ihre Stimme resolut klingen zu lassen. Früher hatte ihr Vater sich nur mit anderen Wissenschaftlern abgegeben, selten mit dem normalen Volk. Und schon gar nicht mit so einem rauen ungehobelten Typ.
    „Gib mir einfach Henry, mehr brauchst du nicht zu wissen.“
    Unverschämt war er auch noch. „Ich …“ Isabel sah hoch, als die Bürotür ihres Vaters aufflog und er herausgelaufen kam.
    Sein Gesicht war gerötet, und seine buschigen Brauen schoben sich drohend zusammen. „Das ist für mich, Isabel.“ Er riss ihr den Hörer aus der Hand. „Wir sprechen uns später.“ Damit kehrte er ins Büro zurück und schlug die Tür hinter sich zu.
    Unbehaglich sah Isabel ihm nach. Was war hier los? So hatte sie ihren Vater bisher noch nie gesehen. Er war zwar oft abwesend und auch abweisend gewesen, aber nie so offen feindselig wie gerade eben. Sie konnte sich nur vorstellen, dass eines seiner Experimente nicht so funktionierte wie geplant. Kurz entschlossen verließ sie das Haus und zog die Terrassentür leise hinter sich zu. Rasch lief sie am Haus entlang und duckte sich unter das Bürofenster. Durch den geöffneten Spalt konnte sie die Stimme ihres Vaters hören.
    „… das geht Sie überhaupt nichts an, Gowan!“ Leiser und mit einem Tonfall, den sie noch nie bei ihm gehört hatte, fuhr Henry fort. „Kümmern Sie sich nur um Ihre Aufgabe, die scheint ja schon schwierig genug für Sie zu sein.“ Es folgte eine längere Pause, in der sie ihren Vater aufgeregt im Zimmer auf und ab gehen hörte. „Können Sie langsam zum Ende kommen? Wissen Sie nun, wo die Gruppe ist, oder nicht?“ Er brummte vor sich hin. „Es ist mir egal, was mit Ihren Leoparden passiert ist, holen Sie sich einfach

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