Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
Schwester gar nicht bemerkt hatte, die noch im Raum war. „Ja. Könnten Sie mir ein Telefon bringen?“
Unschlüssig sah sie ihn an. „Ich weiß nicht, ob …“
„Bitte, es ist wirklich dringend.“
„Also gut, ich komme gleich wieder und bringe Ihnen auch noch etwas zu trinken mit.“
Ryan versuchte ein Lächeln, war sich aber sicher, dass es ziemlich kläglich ausfiel. „Danke.“
Die Schwester nickte ihm zu und verließ mit einem leisen Quietschen ihrer Gummisohlen das Zimmer. Als sie kurz darauf wiederkam, folgte ihr Lynn dicht auf den Fersen.
Ryan sah sie erstaunt an. „Woher wusstest du, dass ich dich gerade anrufen wollte?“
Lächelnd trat Lynn näher. „Gedankenübertragung.“ Sobald sie allein waren, setzte sie sich auf die Bettkante und nahm seine Hand. „Du siehst furchtbar aus. Was machst du nur für Sachen?“
Ryan verzog den Mund. „Eigentlich habe ich gar nichts gemacht, außer nachts in meine Küche zu gehen.“
„Ich weiß.“ Unerwartet ernst blickte Lynn ihn an. „Das hätte wirklich schiefgehen können, Ryan. Ich – wir alle – machen uns furchtbare Sorgen um dich.“
„Es geht mir gut, denke ich. Wenn Etana nicht gewesen wäre, könnte es allerdings sein, dass ich jetzt nicht mit dir reden würde.“
„Sie hat einen Mann schwer verletzt, Ryan.“
„Das weiß ich. Aber sie hat es getan, um mich zu schützen. Das ist alles, was für mich zählt. Weißt du, wo sie hingebracht wurde?“
„Ich habe keine Ahnung, aber ich kann es herausfinden.“
Ryan nickte ihr zu. „Tu das bitte. Und wenn irgendjemand vorhat, ihr etwas anzutun, setz Himmel und Hölle in Bewegung, um das zu verhindern. Es war nicht ihre Schuld.“
Lynn drückte vorsichtig seine Hand. „Ich werde es versuchen.“
„Danke.“ Ryan zögerte. „Sie ist etwas ganz Besonderes.“
Neugierig sah Lynn ihn an und lächelte. „Es gibt bestimmt etliche Frauen, die alles dafür tun würden, einmal diesen Ausdruck auf deinem Gesicht zu sehen. Und du denkst dabei an eine Leopardin.“
Hitze stieg in seine Wangen. Er öffnete den Mund, um es abzustreiten, schloss ihn jedoch wieder. Es stimmte, in Etanas Nähe fühlte er sich lebendiger als seit langer Zeit, und er war lieber mit ihr zusammen als mit irgendeiner Frau. Gut, vielleicht mit Ausnahme von Kainda, aber er wusste ja nicht einmal, ob sie überhaupt außerhalb seiner Träume existierte. Er wollte lieber nicht wissen, was das über ihn aussagte.
Als er nicht antwortete, erhob Lynn sich. „So, ich muss wieder los. Ich soll dir schöne Grüße vom Team ausrichten, sie hoffen, dich bald wiederzusehen.“
„Das hoffe ich auch, wer soll sich sonst um die Tiere kümmern?“
„Wir haben alle nicht lebensnotwendigen Behandlungen verschoben, und im Notfall kommt ein Arzt aus dem San Diego Zoo.“
„Das ist gut. Ich bemühe mich, schnell wieder fit zu sein.“
Lynn nickte. „Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst. Deine Gesundheit geht vor.“ Mit einem letzten Winken verließ sie den Raum.
Da Ryan das Telefon nun nicht mehr brauchte, legte er es beiseite und griff stattdessen nach dem Glas Wasser. Nach einigen gierigen Schlucken lehnte er sich erschöpft wieder in das Kissen zurück. Sein Instinkt drängte ihn, sofort aufzuspringen und das Krankenhaus zu verlassen, um Etana selbst zu suchen, doch sowie er den Kopf hob, setzte der Schwindel ein. So würde er nicht mal bis zur Tür kommen. Auch wenn es ihm schwerfiel, musste er hierbleiben und warten, bis sein Körper ihm erlaubte aufzustehen. Er konnte nur hoffen, dass Lynn Etana schnell fand und den Behörden klarmachte, dass die Leopardin den Mann nicht unprovoziert angegriffen hatte. Wäre er dazugekommen, wenn jemand ihr etwas angetan hätte, dann hätte er ganz genauso gehandelt. Zumindest im Rahmen seiner Möglichkeiten.
Es war ihm klar, dass er Etana nicht wieder mit nach Hause nehmen konnte. Wahrscheinlich würde sie entweder an einen Park vermittelt werden oder in ein Auswilderungsprogramm übernommen. Er hoffte auf Letzteres, aber es konnte genauso gut sein, dass man sich entschied, sie einzuschläfern. Allein die Vorstellung löste einen so scharfen Schmerz in ihm aus, dass er Mühe hatte, Atem zu holen. Gott, was war mit ihm los? Schon immer war er ein Tierfreund gewesen, aber das hier ging weit darüber hinaus. Es war fast, als könnte er etwas in ihr spüren, das … nein, das war nicht möglich. Vielleicht war Kainda in seinen Träumen seine Vorstellung, wie Etana als Frau wäre. Gott,
Weitere Kostenlose Bücher