Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
Torik im Beschützermodus war, seine Augen waren konstant in Bewegung, während er die Umgebung nach Gefahren absuchte.
Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. „Was hast du?“
„Irgendjemand beobachtet uns. Er ist gut versteckt, aber ich spüre es ganz deutlich.“
„Kannst du ihn nicht riechen?“
„Nein, das ist ja das Merkwürdige. Ich weiß, dass er da ist, aber meine Sinne können ihn nicht erfassen.“
Marisa spürte, wie ihr ein Schauder über den Rücken lief. „Aber geht das denn? Jeder Mensch hat einen Eigengeruch.“
Diesmal sah Torik sie mit seinen Berglöwenaugen an. „Wer sagt, dass es ein Mensch ist?“
22
„Ich halte es immer noch für keine gute Idee.“ Lynn blickte Ryan besorgt an. „Du solltest im Krankenhaus liegen, wo du hingehörst, und nicht durch die Weltgeschichte gondeln.“ Sie hatte ihn mit dem Jeep am Hintereingang abgeholt, nachdem er sich aus seinem Krankenzimmer geschlichen hatte, aber sie ließ keinen Zweifel daran, was sie von seiner Aktion hielt.
„Ich weiß, aber ich kann nicht einfach nur daliegen, wenn mir gerade erzählt wurde, dass man Etana eingeschläfert hat.“ Seine Stimme brach, aber es schmerzte noch zu sehr, als dass es ihm peinlich gewesen wäre. „Kannst du dir das vorstellen? Diese intelligente, liebevolle und wunderschöne Leopardin – einfach umgebracht, als wäre sie nichts wert.“
„Es tut mir leid, sie haben so schnell reagiert, dass ich sie nicht mehr aufhalten konnte. Ich frage mich, warum sie es so furchtbar eilig hatten.“ Ihre Stirn war in Falten gezogen. „Ich meine, nichts geht hier in der Verwaltung jemals schnell, normalerweise hätten sie mindestens einige Wochen für eine Entscheidung gebraucht.“
Das stimmte allerdings, und Ryan hatte sich auch schon gefragt, wie das sein konnte. Deshalb hatte er die geringe Hoffnung, dass die Tötung vielleicht noch nicht durchgeführt worden war und er gerade noch rechtzeitig kam, um Etana zu retten. Es musste einfach so sein! „Ich werde auf jeden Fall dagegen Protest einlegen und Aufklärung darüber fordern. Etana ist für niemanden eine Gefahr, wenn sie eingesperrt ist, die Eile ist völlig überzogen und verhindert eine unvoreingenommene Diskussion darüber.“ Seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Gerade bei einem unter Artenschutz stehenden Tier sollte man doch wohl zuerst alle Fakten sichern, bevor die Spritze gesetzt wird.“ Schmerz hämmerte in seiner Schläfe, und für einen Moment befürchtete er, bewusstlos zu werden.
„Trotzdem gehörst du in ein Bett. Du bist kalkweiß, jedenfalls da, wo du nicht blauschwarz schillerst. Hast du eigentlich mal in einen Spiegel geschaut?“
Hatte er, aber er hatte sich schnell wieder abgewandt, weil der Anblick zu gruselig war. „Etana ist wichtiger als mein Wohlbefinden.“
Lynn seufzte. „Wirklich, Ryan, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass du dich in die Leopardin verliebt hast.“
Ryan lachte, doch es klang unecht in seinen Ohren. So unmöglich es auch schien, hatte Lynn doch nicht ganz unrecht. Irgendwann in den wenigen Tagen mit ihr hatte er Etana lieb gewonnen, und sie war zu einem wichtigen Teil seines Lebens geworden. Wie hatte das geschehen können? Sie war für ihn mehr als ein Tier, wie er jetzt an dem Schmerz in seiner Brust feststellen konnte. Die Art, wie sie mit ihm kommuniziert hatte, war außergewöhnlich gewesen, und manchmal, wenn er in ihre Augen gesehen hatte, waren sie ihm beinahe menschlich vorgekommen. Tatsache war, dass er derzeit lieber mit Etana zusammenleben würde als mit irgendeiner Frau, selbst wenn das bedeutete, dass es keinen Sex geben würde. Oder nur mit seiner Traumfrau. Ryan schloss die Augen. Herrje, was dachte er denn da?
Er musste eingenickt sein, denn als er das nächste Mal die Augen aufschlug, bog Lynn schon auf den Parkplatz des Amts ein. Sofort zogen sich seine Eingeweide wieder zusammen, sein Herz begann zu hämmern. Mit schweißnassen Fingern löste er den Gurt und schob die Tür auf. „Danke fürs Bringen, es …“
„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich allein dort reingehen lasse?“ Lynn warf ihm einen wütenden Blick zu und ging um den Wagen herum. Die Hand schob sie unter seine Achsel und zog ihn behutsam aus dem Jeep. „Außerdem würdest du ohne mich keine drei Schritte weit kommen.“
Womit sie völlig recht hatte. Selbst mit ihrer Hilfe dauerte es quälend lange, bis er endlich im Gebäude war. Seine Kleidung war durchgeschwitzt,
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