Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
Aufenthaltsort zu verraten. Die Ungewissheit würde ihn verrückt machen, er musste sich vergewissern, dass es ihr gut ging. „Ist sie noch in Amerika?“
„Sie geben wohl nie auf, was?“
Ryan biss die Zähne zusammen. „Nicht, wenn mir etwas so wichtig ist. Sie können mir so viel drohen, wie Sie wollen, wenn Sie mir nicht sagen, wo Etana ist, werde ich sie weitersuchen, bis ich sie finde.“
„Nicht, wenn Sie tot sind.“
Ryan ließ sich davon nicht mehr einschüchtern. „Lieber tot, als nie zu wissen, was aus Etana geworden ist.“
„Sie ist zu Hause. Sind Sie jetzt zufrieden?“
Ryan stürzte sich auf die Aussage. „In Afrika? Wo genau?“
Ein tiefer Seufzer war zu hören. „Sie wird in ein Auswilderungsprojekt in Namibia aufgenommen. Den Rest müssen Sie selbst herausfinden. Aber ich warne Sie: Wenn ich merke, dass Sie oder Ihre Freunde weiter so offensichtlich agieren, werde ich etwas dagegen unternehmen.“ Die Stimme entfernte sich von Ryan. „Sie sollten sich überlegen, ob Sie wirklich in die Sache hineingezogen werden wollen. Die Leopardin ist nicht, was sie zu sein scheint.“
„Das ist mir völlig egal.“ Und das war es tatsächlich. Ryan wusste nicht, warum es so war, doch Etana war ihm in den letzten Tagen wichtiger geworden, als er es sich je hätte erträumen lassen. Vielleicht hätte er sich damit zufriedengegeben zu wissen, dass sie in Sicherheit war und in relativer Freiheit leben würde, genau das hatte er sich schließlich für sie gewünscht. Aber er musste einfach herausfinden, welches Geheimnis diese Leopardin umgab und wie das alles mit Kainda zusammenhing, sonst würde er den Rest seines Lebens darüber nachgrübeln. Und um das trauern, was nie sein konnte.
„Wie kann …?“ Ryan brach ab, als er bemerkte, dass Harken fort war. Abrupt setzte er sich auf und presste seine Hand auf die schmerzende Schläfe. Mit einem Stöhnen schaltete er die Lampe auf dem Nachttisch an und sah sich im Raum um. Er war allein. Wie hatte der Mann verschwinden können, ohne ein Geräusch zu verursachen? Hätte er das Zimmer durch die Tür verlassen, hätte Ryan den Lichtschein vom Flur sehen müssen. Ein Blick zum Fenster zeigte ihm, dass es fest verschlossen war.
Unsicherheit stieg in ihm auf. Hatte er das Gespräch nur geträumt? Nein, er war die ganze Zeit wach gewesen. Wie auch immer Harken es geschafft hatte, den Raum zu verlassen, es wunderte ihn nicht mehr, dass er behauptet hatte, es wäre einfach gewesen, Etana aus dem Amtsgebäude herauszuholen.
Ryan rieb mit den Händen über sein Gesicht. Wie kam es, dass er inzwischen bereit war, selbst die merkwürdigsten Dinge zu glauben? Nach seinem bisherigen Wissen war es nicht möglich, dass eine Raubkatze Menschen verstand oder aus dem Nichts eine Frau auftauchte, die eine leidenschaftliche Nacht mit ihm verbrachte, oder ein Mann in sein Krankenhauszimmer eindrang und einfach so verschwand, ohne die Tür oder das Fenster zu benutzen. Trotzdem war all das geschehen, er konnte es nicht leugnen.
Ryan lehnte sich wieder im Bett zurück und schloss die Augen. Wenn er morgen fit genug sein wollte, um das Krankenhaus zu verlassen, musste er jetzt schlafen. Egal was passierte, morgen würde er einen Tierarzt des San Diego Zoos bitten, ihn in der Klinik zu vertreten, und in ein Flugzeug nach Namibia steigen.
Endlich blieb der Wagen stehen, auf dessen Ladefläche sie die letzten Stunden durchgeschüttelt worden war. Kainda hatte versucht, durch die kleinen Löcher in der Kiste zu sehen, wohin sie fuhren, aber es war nichts zu erkennen gewesen. Zumindest nicht mehr, nachdem sie den Flughafen verlassen und eine der Asphaltstraßen genommen hatten. Vor einiger Zeit war diese in ein typisches Pad, eine mit tiefen Löchern übersäte Schotterstraße, übergegangen, und es war ziemlich ungemütlich im Käfig geworden. Die Schmerzen in Rippen und Oberschenkel waren so schlimm geworden, bis sie kaum noch an etwas anderes denken konnte.
Kainda versuchte, sich aufzurappeln, doch sie war zu schwach. So hob sie nur den Kopf, als jemand begann, die Bretter um ihren Käfig zu entfernen. Ein tiefes Grollen drang aus ihrer Kehle.
Ein Gesicht erschien in der Öffnung. „Es ist alles in Ordnung, du kommst gleich da heraus. Tut mir leid, dass die Fahrt so lang war, aber unser Flugzeug ist gerade kaputt, deshalb mussten wir dich mit dem Jeep in Windhoek abholen.“
Während Kainda die Frau weiterhin anstarrte, machte ihr Herz einen Sprung. Sie war
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