Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
rumsitzen.“
Marisa startete den Motor und fuhr los. Sie war froh, Torik an ihrer Seite zu haben. Gut, er war nicht Coyle, aber zumindest war sie nicht allein, so wie damals, als sie auf sich gestellt versucht hatte, eine ganze Gruppe von Berglöwen aus Käfigen in einem Lager voller bewaffneter Männer zu befreien. Es war ihr sogar gelungen, aber sie brauchte ganz sicher keine Wiederholung.
„Was wird passieren, wenn wir Kainda nicht bald finden?“
„Der Rat wird uns zurückbeordern.“ Torik schien sofort zu verstehen, worauf sie hinauswollte. „Es ist sowieso nur Finn zu verdanken, dass wir überhaupt hier sind. Aber wenn der Rat zu dem Schluss kommt, dass er es nur wegen Jamila tut, wird Kainda ohne Zögern abgeschrieben.“
Marisa sah ihn interessiert an. „Finn und Jamila?“
„Du kannst die Unschuldsmiene lassen, ich weiß, dass du es schon gemerkt hast.“
„Ich? Wie kommst du darauf? Ich lebe nicht mal im Lager.“
Düster sah Torik sie an. „Du bist eine Frau. Und eine Reporterin.“
Marisa grinste ihn an. „Ich nehme das als Kompliment.“ Sie wurde ernst. „Was glaubst du, wird passieren, wenn das herauskommt? Ich könnte mir vorstellen, dass einige Leute nicht besonders begeistert darüber sind.“
„Machst du Witze? Das wird einen noch größeren Aufstand geben als damals, als Coyle dich mitgebracht hat. Jamila wird von den meisten noch als Feindin angesehen, sie wird es schwer haben, wenn sie im Lager bleibt. Und noch schwerer als Geliebte unseres ausführenden Ratsmitglieds.“
Marisa schüttelte bedauernd den Kopf. „Seltsam, obwohl sie mich töten wollte, tut sie mir jetzt leid. Wenn wir ihre Schwester nicht finden, hat sie niemanden mehr. Wo sollte sie denn dann hin?“
Torik hob die Schultern. „Das wird Finns Problem sein, nicht meines.“
Ein harter Ruck schüttelte Kainda in ihrem Käfig durch. Sie konnte nach wie vor nichts sehen, aber immerhin war jetzt der Lärm etwas geringer. Sie wusste nicht, wie lange sie unterwegs gewesen waren, aber es kam ihr unendlich vor. Immer wieder war sie für kurze Zeit eingenickt, nur um dann mit einem Ruck orientierungslos wieder aufzuwachen. Mehrmals hatte sie geglaubt, Ryan neben sich zu spüren, doch das waren nur ihre Erinnerungen gewesen, die ihr einen Streich spielten. Wo auch immer sie war, Ryan war nun unerreichbar für sie. Und sie für ihn. Ob er sie suchen würde? Oder würde er akzeptieren, dass Etana fort war, und zur Tagesordnung übergehen? Obwohl für ihn Letzteres sicher besser wäre, hoffte sie doch, dass er sie zumindest nicht vergaß.
Nach ein paar Minuten verstummte auch das letzte Dröhnen. Ominöse Stille herrschte, dann ein Klacken, ein hydraulisches Hissen, weitere metallische Geräusche. Ein Schwall heißer Luft drang in ihr Gefängnis, größtenteils in Form von irgendwelchen Abgasen, die sie husten ließen. Tränen stiegen in ihre Augen, doch dadurch ließ sie sich nicht davon abhalten, ihre Schnauze durch das Gitter zu schieben, um etwas näher an der Freiheit zu sein. Sie konnte jetzt Stimmen hören, kurze Rufe, deren Inhalt sie nicht verstehen konnte. Aber etwas daran kam ihr seltsam vertraut vor. Das Fell auf ihrem Rücken begann zu zucken. Schritte näherten sich ihrem Standort, und sie trat automatisch zurück.
„… diesmal nur eine Ladung. Kam sehr kurzfristig, ich hätte sie beinahe nicht mehr reinbekommen.“ Eine laute, typisch amerikanische Stimme.
„Laden wir sie ab, sie hat schon genug hinter sich.“ Die zweite Stimme hatte einen weicheren Klang. Eine Frau. „Und seid vorsichtig.“
„Sind wir das nicht immer?“ Wieder die erste Stimme. „Ich fliege doch nicht mehrere Tausend Meilen, um dann die Ladung zu verlieren.“
Sie war geflogen? Das erklärte die Geräusche und auch den Geruch. Doch wo konnte sie jetzt sein? Unruhig lief Kainda am Gitter entlang, jeder Schritt eine Erinnerung an ihren verletzten Oberschenkel, der ohne die Schienen ungestützt war. Sie zuckte zusammen, als sich ihr Käfig plötzlich bewegte, und duckte sich dicht auf den Boden. Das Schwanken löste Übelkeit in ihr aus, deshalb presste sie die Kiefer fest zusammen, bis sie wieder auf festem Boden stand. Doch jetzt bewegte sich der Käfig vorwärts, es hörte sich an, als befänden sich Räder darunter.
„Okay, jetzt hoch.“
So vorgewarnt stellte Kainda sich auf eine weitere Bewegung ein, die auch prompt erfolgte. Einen Moment hatte sie das Gefühl, der Boden käme näher, doch gleich darauf landete der
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