Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
tatsächlich zu Hause! Aber warum sollte jemand sie nach Afrika bringen? Steckten die Männer dahinter, die versucht hatten, sie einzufangen? Aber dann wäre es einfacher gewesen, sie in den USA zu behalten. Sie blieb still liegen, als der Käfig vom Wagen heruntergehoben wurde, und beobachtete aufmerksam die Umgebung. Trotz der Dunkelheit konnte sie einzelne Gebäude ausmachen und hohe Zäune, hinter denen freie Grasflächen lockten. Was hätte sie darum gegeben, jetzt dort draußen zu sein und alles hinter sich zu lassen. Der Drang, zu ihrem ehemaligen Gebiet zurückzukehren, war so stark, dass es körperlich wehtat. Geduld. Sie musste sich nur stärken und dann eine geeignete Gelegenheit zur Flucht abwarten.
„Okay, ich bringe dich jetzt in die Auffanghütte.“
Der Käfig setzte sich in Bewegung, und es dauerte einen Moment, bis Kainda erkannte, dass er jetzt auf einem kleinen Zugwagen den schmalen Weg zu den Hütten entlanggezogen wurde. Sie duckte sich automatisch tiefer, so als könnte sie damit verhindern, in eines der Häuser gebracht zu werden.
„Keine Angst, du bekommst einen schönen Platz, wo du dich ausruhen kannst und dich niemand stört.“ Noch immer klang die Stimme der Frau sehr sanft und angenehm, und sie erinnerte Kainda an Ryan. Die Art, wie sie mit ihr sprach, so als wäre es ganz normal, mit einem Tier zu reden, ähnelte seiner. Und dieser Gedanke half nicht wirklich, Kainda zu beruhigen. Sie blinzelte gegen das helle Licht an, als sie in die Hütte gerollt wurde. Von dem Gang gingen mehrere Türen ab, hinter denen es nach Tieren roch. Unruhig blähte sie die Nüstern, ihr Herz begann zu hämmern.
„Hier bekommen unsere Neuankömmlinge einen Platz, bis wir herausgefunden haben, ob sie gesund und kräftig genug sind.“
Wofür? Kainda bezwang den Drang zurückzuweichen, als der Wagen vor einer Tür zum Stehen kam. Die Frau öffnete sie und gab den Blick auf einen kleinen Raum frei, der dicht hinter der Tür von einem raumhohen Gitter geteilt wurde. Auf dem Boden lagen einige Decken und Kissen, in einer anderen Ecke Heu. Daneben standen Näpfe mit Wasser und Nahrung.
„Ich weiß, es ist kein Luxus, aber ich denke, für eine Nacht wird es gehen.“ Sie öffnete eine niedrige Pforte in dem Gitter, und der Käfig wurde mit der Tür voran dagegengeschoben.
Es war klar, dass sie in den Raum wechseln sollte, aber sie wusste wirklich nicht, ob sie es körperlich schaffen konnte. Als sie sich hochstemmte, begannen ihre Muskeln zu zittern, ihre Beine knickten ein. Ein Stöhnen verließ ihren Mund, das beinahe menschlich klang. Mit zusammengepressten Zähnen schleppte sie sich ein Stück vorwärts und brach direkt hinter der Tür zusammen. Selbst wenn sie es gewollt hätte, wäre sie nicht in der Lage gewesen zu reagieren, als die Frau die Tür mit einem leisen metallischen Geräusch hinter ihr schloss. Eine Weile lang konnte Kainda nur ihre eigenen harschen Atemzüge hören.
Schließlich sprach die Fremde mit der sanften Stimme wieder. „Was haben sie dir nur angetan? Ich wusste nicht, in welchem Zustand du bist, sonst hätte ich dich niemals mit dem Wagen hierher transportieren lassen. Es musste nur alles so schnell gehen, und ohne das Flugzeug …“ Sie brach ab und hob die Schultern. „Ich bin übrigens Mia, ich leite die Auswilderungsstation.“
Es schien, als hätten sich Kaindas Hoffnungen erfüllt. Wenn dies eine Auswilderungsstation war, sollte sie ohne Probleme entkommen können. Sie spürte, wie ein wenig neue Kraft sie durchströmte. Wenn sie in Freiheit war, konnte sie Jamila bald eine Nachricht schicken, dass sie lebte und es ihr gut ging, und zusammen würden sie sich dann überlegen, wie ihre Schwester nachkommen konnte. Zu gern hätte sie auch Ryan eine Nachricht geschickt, aber eine E-Mail schreibende Leopardin wäre vermutlich auch für ihn zu seltsam gewesen. Trotzdem drängte alles in ihr danach, diesen letzten Kontakt zu ihm aufrechtzuhalten. Ob Jamila wissen würde, wie es ihm ging? Vielleicht konnte Marisa sich unauffällig nach ihm erkundigen und die Nachricht dann weiterleiten. Kainda erstarrte. Wie konnte es sein, dass sie jetzt, da sie endlich fast an dem Ort war, nach dem sie sich die ganzen Monate gesehnt hatte, ständig über ihre Zeit in den USA nachdachte? Und sich auch noch wünschte, noch einmal dorthin zurückkehren zu können. Wahrscheinlich lag es einfach daran, dass der Abschied zu abrupt gewesen war und sie einiges nicht mehr hatte erledigen
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