Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
hielt seine Stimme leise, um Etana nicht zu erschrecken. Eine Hand legte er um ihren Nacken, die andere über ihre Beine. „Es ist alles in Ordnung, Etana, es ist nur ein Traum.“ Auch wenn sie seine Worte nicht verstehen konnte, hoffte er, dass sie den besänftigenden Tonfall wahrnahm und sich beruhigte.
Ihre Bewegungen wurden noch heftiger, als müsste sie sich gegen irgendetwas wehren. Ein wütendes Fauchen erklang. So ging es nicht. Auch wenn er wegen ihres ohnehin schon geschwächten Kreislaufs am liebsten darauf verzichtet hätte, musste Ryan sie wieder sedieren, wenn sie sich nicht von selbst beruhigte.
„Etana, genug!“ Sein Ruf war laut genug, um sie aufzuwecken.
Ihre Glieder erstarrten, ihre Muskeln spannten sich an. Einen Moment lang lag sie ganz ruhig und fixierte ihn mit ihren faszinierenden grünen Augen. Dann versuchte sie, sich schwerfällig aufzurichten. Er legte ihr die Hände auf den Rücken und versuchte, sie vorsichtig dazu zu bewegen, sich wieder hinzulegen. Das schien Etana nicht zu behagen, denn sie entwand sich ihm.
„Ist ja gut. Niemand will dir etwas tun.“ Obwohl seine Stimme beruhigend klingen sollte, schien er die Leopardin damit noch mehr aufzuregen. Schließlich stand sie schwankend auf den drei unverletzten Beinen und zitterte am ganzen Körper. Der Name Etana passte wirklich perfekt zu ihrem starken Willen und der Dickköpfigkeit, mit der sie sich gegen ihren Zustand zu wehren schien. Ryan wäre es jedoch entschieden lieber gewesen, wenn sie es nicht ausgerechnet auf diese Weise gezeigt hätte. „Deine Wunden werden wieder aufreißen, wenn du dich zu sehr bewegst, aber ich denke, das weißt du.“ Er näherte sich ihr wieder, immer darauf bedacht, außer Reichweite ihrer Zähne zu bleiben. In ihren Augen konnte er Schmerz sehen, aber auch den Willen, sich von niemandem etwas sagen zu lassen. Nach kurzem Überlegen trat er zur Seite und zog die Käfigtür auf. „In Ordnung. Probier aus, wie weit du kommst, wenn du mir nicht glaubst.“ Es war ein gewisses Risiko, aber er wusste, dass Etana viel zu schwach war, um mehr als ein paar Schritte zu laufen. Vielleicht würde sie Ruhe geben, wenn sie merkte, dass es im Moment einfach nicht ging und sie hierbleiben musste, bis sie wieder gesund war.
Wachsam sah die Leopardin ihn an, bevor sie einen kleinen Schritt machte. Sie zuckte vor Schmerz zusammen, doch sie dachte nicht daran aufzugeben. Ungelenk versuchte sie, sich auf drei Beinen fortzubewegen. Es schmerzte Ryan beim Zusehen, er konnte sich nur vorstellen, welche Schmerzen sie haben musste. Nach etwa der Hälfte des Zimmers siegte ihr Körper gegen ihren Willen, und sie brach zusammen. Sofort kniete Ryan sich neben sie und strich beruhigend über ihr Fell. „In ein paar Tagen wirst du schon viel weiter kommen, und wenn der Bruch gut verheilt, kannst du schon bald in ein Gehege.“
Ryan zog die Liege zu sich heran und schob seine Decke zur Seite. Alleine würde er Etana nicht in den Käfig zurückbekommen, wenn er ihre Verletzungen nicht verschlimmern wollte, also klappte er die Beine der Liege ein, sodass die Matratze direkt auf dem Boden lag. „Okay, schaffen wir dich hier drauf, dann kannst du dich ausruhen.“ Auch wenn die Leopardin es als Wildtier gewohnt war, auf dem Boden zu liegen, waren die Fliesen zu kalt und hart, um sie den Rest der Nacht darauf verbringen zu lassen.
Etana hob den Kopf und sah ihn an, als hätte sie ihn verstanden. Sie versuchte, sich wieder aufzurichten, doch sie schien ihre ganze Kraft aufgebraucht zu haben. Es lag etwas in ihrem Blick, das in sein Herz schnitt. Ryan schüttelte den Kopf. Natürlich machte er sich um alle seine Patienten Sorgen, aber es war schon merkwürdig, wie sehr ihm gerade die Leopardin unter die Haut ging und wie stark sein Bedürfnis war, ihr weiteres Leid zu ersparen. „Wenn du stillhältst, helfe ich dir.“
Sie sah aus, als würde sie lieber die Nacht auf dem Boden verbringen, als von ihm berührt zu werden, aber schließlich schloss sie die Augen und stieß einen tiefen Seufzer aus. Ryan nahm das als Zustimmung und schob vorsichtig seine Hände unter ihren Körper. Er spürte, wie sie zusammenzuckte und ihre Muskeln erstarrten, doch sie rührte sich nicht, als er sie sanft anhob und auf die Liege bettete. Nach ein paar flachen Atemzügen entspannte sich ihr Körper. Rasch überprüfte er, ob sich die Nähte wieder geöffnet hatten, und setzte sich dann erleichtert neben Etana. Eigentlich sollte er sie in den
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