Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
lassen.
Finn zeigte seine Ungeduld. „Sie wird nichts tun, was ihren Aufenthalt hier gefährdet, solange sie auf ihre Schwester wartet. Ich habe mit ihr gesprochen, sie wird nicht wieder so weit hinauslaufen.“
„Wie hat sie dich davon überzeugt, mit ihrem Körper?“
Einen Moment lang herrschte tiefes Schweigen, Finn glaubte, ein elektrisches Knistern wahrzunehmen, aber vermutlich waren es nur seine durchbrennenden Sicherungen. „Wenn ich nicht wüsste, dass du das nur gesagt hast, weil du dich um das Überleben der Gruppe sorgst, würde ich dich dafür aus der Hütte prügeln.“ Ein roter Schleier lag vor seinen Augen, während er Kearne anstarrte.
Der Ältere zog den Kopf zwischen die Schultern, als er sich Finns Wut gegenübersah. Müde strich er über seine Haare. „Es tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen. Aber ich mache mir wirklich Sorgen, wie wir die Gruppe zusammenhalten können. Melvins Verrat, Coyles Weggang aus dem Lager und das Auftauchen der Leoparden haben uns empfindlich geschwächt und vor allem für große Verunsicherung gesorgt. Wenn wir der nicht entschieden entgegentreten, könnte es sein, dass die Gruppe auseinanderbricht. Und das können wir uns nicht leisten, wenn wir überleben wollen.“
„Das weiß ich, Kearne, und ich werde alles tun, um das zu verhindern.“
Kearne wollte noch etwas sagen, überlegte es sich dann aber offensichtlich anders. „Gut.“ Damit nickte er den anderen Männern zu, nahm seine Aktentasche und verließ die Hütte.
Kell, Torik und Finn starrten sich einen Moment lang an, dann brach es aus Kell heraus. „Was war das denn?“
„Ich habe jedenfalls keinen Ton gesagt, das kannst du mir glauben.“
Finn nickte Torik zu. „Die Frage ist nur, wer war es? Es kann ja nicht sein, dass neuerdings der Ratsführer bespitzelt wird.“
„Wir werden herausfinden, wer die Lügen über dich verbreitet hat.“ Kell sah ihn an. „Es war doch gelogen?“
„Ich habe nicht vor, etwas mit Jamila anzufangen.“ Allerdings würde er seinen Körper noch darauf hinweisen müssen, damit er in ihrer Nähe nicht mehr reagierte.
Kell nickte, als würde ihm die Aussage reichen. „Dann gehe ich zurück auf meinen Posten, wenn sonst nichts mehr ist.“
„Danke für deine Unterstützung. Wenn du etwas erfährst, sag mir Bescheid.“
„Alles klar, kein Problem.“
Finn sah ihm nach, wie er die Hütte verließ und die Tür leise hinter sich zuzog. „Verdammt noch mal!“
Torik betrachtete ihn nachdenklich. „Interessant. Es scheint so, als wärest du jemandem auf die Zehen getreten, wenn sich derjenige sogar die Mühe macht, dich auszuspionieren.“
„Ich habe nicht …“
Torik unterbrach ihn. „Ich weiß, dass du nichts mit ihr hast und es auch nicht willst. Aber das heißt nicht, dass eure automatischen Reaktionen aufeinander einem aufmerksamen Beobachter nicht auffallen können. Mir sind sie jedenfalls nicht entgangen.“
Finn seufzte. „Mist. Kearne hat recht, es brächte nur Probleme, wenn ich mich mit Jamila einlasse. Und ich will es auch nicht, aber es scheint, als würde das ein gewisser Teil von mir nicht kapieren.“
Zu seiner Überraschung nickte Torik. „Manchmal kann man es sich nicht aussuchen. Was willst du jetzt tun?“
„Das Gleiche wie vorher: meine Arbeit erledigen und alles andere ignorieren, so gut es geht.“ Finn seufzte. „Es würde mir schon helfen, wenn ich wüsste, wer es auf mich abgesehen hat, damit so etwas nicht noch einmal passiert.“
Toriks Mundwinkel zuckte. „Oder damit du dir nächstes Mal einen weniger öffentlichen Ort suchst.“
Finns Augenbrauen hoben sich. „Ich finde meine Hütte privat genug, besonders wenn man bedenkt, dass rein gar nichts passiert ist.“ Abgesehen davon, dass er beinahe über Jamila hergefallen wäre, als er ihre Erregung gerochen hatte. Auf jeden Fall zeigte sich, dass seine Entscheidung, sie wegzuschicken, richtig gewesen war, sonst hätte der unbekannte Voyeur noch viel mehr zu berichten gehabt. „Ich habe gewusst, dass Coyles Aufgabe nicht leicht war und er viel von sich zurückhalten musste, um die Gruppe zu schützen. Aber erst jetzt wird mir klar, wie schwierig es wirklich ist.“
Torik nickte. „Coyle hat sich richtig entschieden, mit Marisa wegzugehen, sonst wäre er irgendwann von seinen selbst auferlegten Pflichten erdrückt worden.“
„Ich war heute Morgen bei ihm, er wirkte glücklicher, als ich ihn je gesehen habe, seit sein Vater getötet wurde.“ Finn
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