Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
Blick bohrte sich in Coyles. Anscheinend hatte sie ihm noch nicht verziehen, dass er sie drei Monate warten ließ, bis er sie endlich zu sich holte. Coyles antwortendes Lächeln mit einem kurzen Aufblitzen der Reißzähne zeigte, dass er wusste, wie er sie milde stimmen konnte. Marisa schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Jamila zu. „Ich fahre gleich los, wenn wir hier fertig sind, und melde mich dann so schnell ich kann.“
Jamila nickte. „Vielen Dank für deine Hilfe.“
„Gern geschehen.“ Marisa hakte sich bei ihr unter. „Warum kommst du nicht kurz mit zu Fay, damit die beiden Jungs in Ruhe reden können?“ Damit zog sie die Leopardenfrau mit sich zur Tür.
Finn und Coyle sahen sich einen Moment schweigend an, nachdem die Frauen die Hütte verlassen hatten. Schließlich fand Finn seine Stimme wieder. „Jungs?“
Coyle grinste. „Sie liebt es, mich zu ärgern, du solltest dich geehrt fühlen, dass sie sich bei dir sicher genug fühlt, um dich einzubeziehen.“
„Äh, ja.“ Finn fuhr mit den Fingern durch seine Haare und kam zum Thema zurück. „Glaubst du, es ist eine gute Idee, Marisa allein dorthin fahren zu lassen?“
„Nein, aber ich werde sie nicht davon abhalten können. Außerdem hat sie recht: Sie hat die besten Chancen, etwas über die Leopardin zu erfahren, wenn sie die Journalistenkarte ausspielt.“
Finn betrachtete Coyle genauer. „Du planst etwas, ich kann es dir ansehen.“
Coyle blickte ihn ernst an. „Ich habe Marisa schon mehrfach beinahe verloren, ich werde nicht noch einmal zulassen, dass sie in Gefahr gerät.“
Finn nickte. „Das kann ich verstehen. Aber lass dich nicht erwischen, denn dann schwebt nicht nur Marisa in Gefahr, sondern wir alle.“
Coyles Augen verengten sich. „Glaubst du, ich weiß das nicht? Und überhaupt, du klingst fast schon so wie ich. Lass dich bloß nicht so vereinnahmen, wie ich das getan habe, sonst frisst dich die Aufgabe auf.“
„Keine Angst, ich habe einen Ausgleich.“
„Jamila?“
Finn spürte Hitze in seinen Kopf schießen. „Ich rede von meiner Arbeit als Tischler.“
Coyle grinste ihn an. „Erwischt.“ Sein Lächeln erlosch. „Aber im Ernst, es wäre keine gute Idee, dich zu sehr an Jamila zu binden.“
„Ich weiß. Sie hat dich und Marisa verletzt und einen Menschen getötet, und die anderen ertragen kaum ihre Anwesenheit.“
Sein Freund sah ihn seltsam an. „Eigentlich ging es mir mehr darum, dass sie das Lager wieder verlassen wird, sobald Kainda einen Weg gefunden hat, nach Afrika zurückzukehren. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man von der Frau getrennt wird, die man liebt.“
Finn verschluckte sich beinahe an seiner eigenen Spucke. „Wer redet denn von Liebe?“
„Ich. Glaub mir, wenn man nicht aufpasst, geht so was schneller, als man denkt. Und entlieben ist deutlich schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich.“
Unbehaglich hob Finn die Schultern. „Das Problem habe ich glücklicherweise nicht.“ Seine Stimme klang barscher als beabsichtigt. Aber das Thema nervte ihn! Erst Kearne und jetzt auch noch Coyle, wann würden sie ihn endlich damit in Ruhe lassen? Wie sollte er die Anziehung vergessen, die er jedes Mal verspürte, sobald Jamila in der Nähe war, wenn ihn ständig jemand daran erinnerte? Eindeutig Zeit für einen Themenwechsel. „Würdest du mir einen Gefallen tun?“
„Natürlich. Welchen?“
„Wenn du gleich mit Bowen redest, könntest du dann versuchen herauszufinden, was ich tun kann, um ihn wieder besser in die Gruppe zu integrieren? Er hat sich von allen zurückgezogen, und es traut sich auch niemand, ihn anzusprechen. Ich glaube, er muss mit jemandem reden, der weiß, was er durchgemacht hat. Jemand, dem er hundertprozentig vertraut.“
Coyle nickte sofort. „Ich denke, er hat immer noch das Gefühl, dass alles seine Schuld war und deshalb alle etwas gegen ihn haben müssen. Ich werde versuchen, ihm das auszureden, aber wahrscheinlich braucht er noch einige Zeit, um darüber hinwegzukommen.“ Nachdenklich rieb er sich übers Kinn. „Schade, dass Isabel nicht hier ist, sie schien ihm gut zu tun.“
„Soweit ich weiß, hat er sich nicht wieder bei ihr gemeldet, seit sie sich in Nevada getrennt haben.“ Finn erinnerte das stark an Coyles Verhalten Marisa gegenüber, bevor er eingesehen hatte, dass er ohne sie nicht leben konnte. Aber Coyle war erwachsen, und Bowen gerade erst siebzehn geworden.
„Ich könnte mir vorstellen, dass er das absichtlich tut, weil er das
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