Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
Verhalten gegenüber der Leopardenfrau zu viel über seine Gefühle herauslesen konnte, doch es war nicht zu ändern. Irgendetwas an ihr strich gegen seine Fellrichtung und hinderte ihn daran, sie einfach zu ignorieren. Aber er würde sein Bestes geben, und wenn es das Letzte war, was er tat. Nur musste er sie dazu erst wieder aus seiner Hütte hinausbefördern, denn schon jetzt breitete sich ihr Duft im Innern aus und beeinträchtigte sein Denkvermögen.
Ihre grünbraunen Augen wirkten riesig in ihrem schmalen Gesicht, als sie Marisa flehentlich anblickte. „Hast du etwas über Kainda herausgefunden?“
„Es wurde eine Leopardin in den San Diego Wild Animal Park gebracht. Im Internet wird ihr Besitzer gesucht, und ich will jetzt dort hinfahren und herausfinden, ob es sich um Kainda handelt.“
Jamila blickte sie stumm an, so als wüsste sie, dass Marisa ihr nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte.
Mit einem tiefen Seufzer hielt die Menschenfrau ihr den Zettel hin, den sie aus dem Internet ausgedruckt hatte. Während Jamila las, setzte ein leichtes Zittern ein, so als würde ihr Körper jeden Moment auseinanderbrechen. Instinktiv trat Finn näher, um sie im Notfall auffangen zu können. Als er bemerkte, was er da tat, wollte er sich zurückziehen, doch er konnte es nicht. Es ging ihm einfach zu nah, wie weh es ihr tat, nicht zu wissen, was mit ihrer Schwester passiert war.
„Das muss Kainda sein, ich habe ihre Schmerzen und ihre Furcht gespürt.“
Finn erinnerte sich noch gut daran, wie Jamila plötzlich zusammengezuckt war, deshalb tat er ihre Bemerkung nicht ab. „Wir werden es hoffentlich bald herausfinden, wenn Marisa nach San Diego fährt und mit den Leuten vom Tierpark redet.“
Jamila neigte den Kopf. „Ich danke dir, dass du das auf dich nimmst, obwohl du uns eigentlich hassen müsstest, nach dem, was wir dir und Coyle angetan haben.“
Marisa blickte ernst drein. „Ein Spaß war es jedenfalls nicht, aber ich habe beschlossen, die positive Seite zu sehen.“
Finn zog die Augenbrauen hoch. „Und die wäre?“
Ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. „Ohne die beiden hätte ich Coyle nie kennengelernt.“
Coyle legte seinen Arm um Marisas Schultern und zog sie an sich. Er wandte sich an Jamila. „Es liegt nicht in unserer Natur, jemandem die nötige Hilfe zu verweigern. Aber ganz davon abgesehen: Wenn herauskommt, was Kainda ist, wird das auch auf unsere Gruppe Auswirkungen haben. Schon deshalb haben wir ein Interesse daran, sie so schnell wie möglich dort herauszuholen, wenn sie es wirklich ist.“
„Natürlich, ich verstehe das.“ Ein tiefer Schatten legte sich über ihr Gesicht. „Wir hätten das damals in unserer Gruppe auch so entschieden.“
Das war mehr, als Jamila bisher jemals freiwillig über ihr früheres Leben preisgegeben hatte. Aber ihr Gesichtsausdruck hielt Finn davon ab, weiter in sie zu dringen. Einen derart tiefen Kummer hatte er schon lange nicht mehr gesehen, und er löste in ihm den Wunsch aus, Jamila fest zu umarmen und sie alles andere wenigstens für kurze Zeit vergessen zu lassen. Als er merkte, dass sich seine Arme wie von selbst hoben, trat er rasch einen Schritt zurück und zwang sich, seinen Instinkt zu unterdrücken.
Coyles aufmerksamer Blick machte Finn deutlich, dass er sich eindeutig nicht mehr unter Kontrolle hatte. Mit zusammengebissenen Zähnen schob er seine Hände in die Hosentaschen und überließ den anderen das Reden.
Marisa sprang schließlich ein. „Sowie ich etwas erfahre, werde ich Finn benachrichtigen, damit er dir Bescheid sagt, okay?“
„Danke. Aber wie willst du erkennen, ob es wirklich Kainda ist? Wäre es nicht besser, wenn ich mitfahre und …“
„Nein!“
„Auf keinen Fall.“
„Das geht leider nicht.“
Für einen Moment herrschte gespannte Stille, nachdem sie alle auf einmal gesprochen hatten.
Schließlich räusperte Marisa sich. „Ich denke, das war eindeutig. Glaub mir, ich würde dich mitnehmen, wenn es irgendwie ginge, aber es wäre zu gefährlich. Bleib hier, wo du in Sicherheit bist, während ich versuche, Kainda zu finden.“
Jamila blickte zu Boden. „Ich verstehe ja, dass ich nicht mit kann, aber es ist so schwer, nur hier zu sitzen und abwarten zu müssen, während Kainda vielleicht meine Hilfe benötigt. Was ist, wenn wir zu spät kommen und …“ Sie brach ab, Tränen glitzerten in ihren Augen.
Mitfühlend legte Marisa einen Arm auf ihre Schulter. „Ich weiß, was es heißt zu warten.“ Ihr
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