Ghostwalker 02 - Raven, M: Ghostwalker 02
zurück, als sie ihn bemerkten. Seit seiner Rückkehr war eine Wand zwischen ihnen, die weder Bowen noch seine Freunde überwinden konnten. Größtenteils ging sie von Bowen selbst aus, der noch nicht über die Ereignisse sprechen wollte oder konnte, was Finn gut verstand. Stammheimer hatte ihn schwer gefoltert, um ihn dazu zu bringen, sich in einen Berglöwen zu verwandeln. Doch es war Bowen gelungen, dem Druck mehrere Tage lang zu widerstehen, bis er schließlich unerwartet Hilfe von Isabel, der Tochter des Wissenschaftlers, erhalten hatte. Nach diesem Erlebnis würde es vermutlich noch einige Zeit dauern, bis er sich jemandem wirklich öffnete.
Bowen blieb vor Marisa stehen, beugte sich hinunter und umarmte sie nach kurzem Zögern. Sie erwiderte seine Umarmung und schloss die Augen, während ein schmerzlicher Ausdruck für einen kurzen Moment über ihr Gesicht zog. Finns Kehle wurde eng. Marisa trat zurück und wischte unauffällig über ihre Augenwinkel, während Coyle Bowen in die Arme zog.
„Wie geht es dir?“ Coyles Stimme war etwas rauer als gewöhnlich. Er betrachtete Bowen von Kopf bis Fuß.
„Gut.“ Es war klar, dass der Jugendliche vor all den Leuten nicht mehr sagen würde.
Coyle nickte und legte ihm beiläufig eine Hand auf den Arm. „Ich würde mich gerne nachher noch mit dir unterhalten, wenn du Zeit hast.“
„Natürlich.“ Bowen bemerkte, dass er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand, und zog sich sofort zurück.
Finn sah ihm einen Moment nach, bevor er sich an Coyle wandte. „Schön, dass ihr da seid.“ Er umarmte Marisa und spürte, wie ihr Körper ein wenig die Anspannung verlor. „Kommt mit, ich habe etwas für euch.“
Murren folgte seinen Worten, das er mit einem strengen Blick beendete. „Ihr könnt ihn danach haben.“ Er führte sie zu seiner Hütte. „Geht es euch gut?“
„Ja, alles in Ordnung.“ Coyle blickte sich um. Er senkte die Stimme. „Es geht um Kainda.“
Sofort stand Jamilas besorgtes Gesicht vor Finns Augen. Hoffentlich lebte ihre Schwester noch, sonst würde es sie vernichten. Schweigend öffnete er die Tür und ließ Coyle und Marisa eintreten. Ohne extra nachzufragen, nahm er etwas zu trinken aus dem Kühlschrank und reichte es seinen Besuchern. „Möchtet ihr etwas essen?“
Coyle sah Marisa an, die ihren Kopf schüttelte. „Nein, danke.“
„Was habt ihr über Kainda herausgefunden?“ Er konnte die Ungewissheit nicht länger ertragen, deshalb kam er gleich zur Sache. Wenn es ein Problem gab, wollte er das sofort wissen und nicht erst nach dem Smalltalk.
Coyle stellte sich hinter Marisa und umfing sie mit seinen Armen. „Marisa hat Kainda vermutlich entdeckt.“
„Wo?“
Marisa zog ein Blatt Papier aus ihrer Jackentasche und faltete es auseinander. „Ich habe im Internet recherchiert und bin dabei hierüber gestolpert.“ Sie reichte ihm den Zettel.
Finn las den kurzen Text durch, bevor er wieder aufsah. „Meint ihr, sie ist bis San Diego gekommen?“
Coyle hob die Schultern. „Warum nicht? Sie hatte drei Monate Zeit dafür. Außerdem erschien mir Kainda äußerst zäh.“
Marisa deutete auf den Zettel. „Glaubst du, es gibt noch einen anderen Leoparden, der hier frei herumläuft? Anscheinend wurde sie angefahren und ist dann zur Behandlung in den Wild Animal Park in Escondido gebracht worden.“ Sie lehnte sich wieder an Coyle. „Es ist zumindest einen Versuch wert, hinzufahren und festzustellen, ob sie es ist.“
Finn runzelte die Stirn. „Ja, vermutlich. Aber mir gefällt das nicht. Vielleicht laufen wir den Leuten, die für Bowens Entführung verantwortlich waren, direkt in die Arme. Wenn wir den Aufruf im Internet finden, dann können sie das auch. Die Leute, die Bowen damals entführt und die beiden Leopardinnen gefangen gehalten haben, sind zwar nicht mehr am Leben. Aber wir wissen immer noch nicht, ob Stammheimer und Gowan die Drahtzieher waren oder ob nicht jemand anderes hinter der Sache steckt. Haben sie allein gearbeitet, sind wir in Sicherheit. Wenn nicht …“ Er brauchte den Satz nicht zu Ende führen, sie alle wussten, was das bedeutete. „Irgendjemand hat Stammheimers Büro durchsucht und den Computer mitgenommen, wir müssen also davon ausgehen, dass noch jemand Bescheid weiß.“
Marisa richtete sich auf und schob ihr Kinn vor. „Selbst wenn, werde ich Kainda – wenn sie es denn ist – nicht im Stich lassen. Ich fahre nach San Diego und werde herausfinden, ob es sich um die Wandlerin oder um einen
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