Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
richtete Fay sich auf. Sie würde nicht zulassen, dass Conner starb.
Die Unruhe im Lager war deutlich spürbar, als Amber zurückkam. Auch wenn sie es nicht zugeben mochte, sie hatte sich versteckt, damit Finn sie nicht noch einmal auf die Adlerwandler ansprach, bis sie sich wieder völlig im Griff hatte. Glücklicherweise war Coyle bereits abgereist. Es wäre viel schwerer gewesen, ihrem Bruder etwas vorzumachen. Doch während sie jetzt zwischen den Hütten hindurchging, ersetzte eine ganz andere Angst ihren Unwillen, über das zu reden, was geschehen war. Sie konnte frisches Blut riechen und einen seltsam vertrauten Duft, den sie aber nicht zuordnen konnte. Rasch lief sie zu Fays Hütte, in der Hoffnung, dort Antworten zu finden. Als sie eintraf, kam Finn gerade heraus. Er schien tief in Gedanken versunken zu sein, sein Gesicht zu einer grimmigen Maske verzogen.
Kurz berührte sie seinen Arm. „Was ist geschehen?“
Einen Moment sah Finn sie nur stumm an, und sie dachte schon, er würde ihr nicht antworten, doch dann atmete er tief aus. „Conner ist schwer verletzt worden.“
„Oh Gott! Von wem?“ Conner, das war der Geruch, den sie nicht zuordnen konnte, er war seit Jahren nicht im Lager gewesen. Aber was tat er hier? Und wenn er hier war, wo war Melvin? Unruhig sah sie sich um.
„Das wissen wir noch nicht, wir werden gleich dorthin aufbrechen, wo er gefunden wurde.“ Finn blickte sie durchdringend an. „Ein Adlerwandler hat ihn mehrere Meilen hierhergetragen.“
Amber spürte, wie ihr das Blut augenblicklich aus dem Gesicht wich. „E…ein A…dler?“
„Ja. Dafür, dass sie keinen Kontakt zu uns wollen, war er genau im richtigen Moment zur Stelle, findest du nicht? Vor allem frage ich mich, was er hier in der Nähe zu suchen hatte.“
Amber befeuchtete ihre Lippen und räusperte sich, bevor sie ihrer Stimme traute. „Wo … ist er jetzt?“
Finn sah sie einen langen Moment an. „Bei Torik, er war voller Blut, und es sah so aus, als hätten Conners Krallen ihn auch erwischt.“
Amber nickte und wandte sich ab.
Finn hielt sie auf. „Was hast du jetzt vor?“
„Ich werde Fay fragen, ob sie meine Hilfe braucht.“
„Mich hat sie rausgeschickt.“ Unbehagen war in Finns Stimme zu hören.
Amber zwang sich zu einem Lachen. „Was habt ihr Männer nur immer für ein Problem mit Fay?“ Sie wartete nicht auf Finns Antwort, sondern öffnete die Hüttentür.
Der Raum war hell erleuchtet, und Amber brauchte einen Moment, bis ihre Augen sich daran gewöhnten. Fay stand über die Krankenliege gebeugt, die roten Haare zu einem unordentlichen Knoten auf ihrem Kopf zusammengefasst, während Jamila etwas vorbereitete, das wie Operationsbesteck aussah.
„Ich habe doch gesagt …“ Fay blickte nicht auf, als sie zu sprechen begann. Sie sah furchtbar aus, ihr Gesicht kalkweiß, Sorgenfalten auf der Stirn und um die Mundwinkel.
„Ich bin es, Amber. Ich wollte fragen, ob ich irgendwie helfen kann.“
Als Fays Blick sie traf, erschrak Amber zutiefst. Die sonst so ruhige Heilerin schien am Ende ihrer Kräfte zu sein, aus den Tiefen ihrer Augen leuchteten unergründliche Emotionen, von denen die stärkste Angst zu sein schien. Kein Wunder, Conner sah furchtbar aus, sein Körper bestand fast nur aus blutenden Wunden und Prellungen. Übelkeit stieg in Amber auf, die sie rasch unterdrückte.
Für einen Moment wurde Fays Gesichtsausdruck weicher. „Danke für das Angebot, aber es reicht, wenn Jamila mir hilft.“
Amber versuchte, nicht zu zeigen, wie froh sie darüber war, stattdessen räusperte sie sich. „Kann ich mir dann eine Salbe leihen? Finn sagte, der Adler, der Conner geholfen hat, ist von seinen Krallen verletzt worden.“
„Natürlich, du weißt ja, wo sie steht.“ Fays grüne Augen verdunkelten sich. „Wenn er Conner nicht gefunden hätte, wäre er jetzt wahrscheinlich schon tot, wir haben also allen Grund, dem Adlermann dankbar zu sein. Kümmere dich gut um ihn.“
Amber nahm rasch einen Tiegel aus dem Regal und ging zur Tür zurück. „Ich werde mich bemühen.“
Die Vorstellung, erneut in die Nähe eines Adlerwandlers zu kommen, machte sie nervös. Auch wenn sie sich fast sicher war, dass es sich um Griffin handelte, denn die anderen Adler hätten sich nie die Mühe gemacht, einen Berglöwenwandler zu retten. Und wenn er Conner tatsächlich über mehrere Meilen hierhergetragen hatte, dann verdiente er ihren Dank. Außerdem würde sie sich auf keinen Fall die Gelegenheit entgehen
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