Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
aber erst, wenn du wieder im Bett liegst.“ Sie sah ihn zweifelnd an. „Du bist zu schwer für mich, und ich bezweifle, dass du es alleine schaffst. Bleib dort sitzen, bis ich zurückkomme.“
Als Conner feststellte, dass Fay recht hatte, beschloss er, genau das zu tun, was sie sagte. Bevor sich sein Körper nicht zumindest teilweise erholt hatte, würde er nichts ausrichten können. Aber sobald er wieder laufen konnte, würde er Melvin zurückholen – egal was es kostete. Melody hatte er damals nicht retten können, aber er würde nicht zulassen, dass der Sohn, den sie so sehr geliebt hatte, ihm auch noch genommen wurde. Auch wenn Melvin einen schweren Fehler begangen hatte, der für die ganze Gruppe fatal hätte enden können, liebte er ihn wie am Tag seiner Geburt. Irgendwie würden sie auch diese Situation überstehen. Er musste Melvin nur wiederfinden.
Conner blickte auf, als er einen neuen Duft aufnahm. Eine Frau war mit Fay zurückgekommen, die nur ein kleines Stück größer war als die Berglöwenfrau und eher knochig als muskulös wirkte. Ihre dunkle Haut glänzte im Licht der Lampen, und ihre schwarzen Locken hatte sie in einem Zopf hochgesteckt. Am ungewöhnlichsten waren aber ihre grün-braunen Augen, die jetzt auf ihn gerichtet waren.
Zaghaft lächelte sie ihn an. „Hallo, ich bin Jamila.“
„Du bist eine der Leopardenwandlerinnen.“ Als er sie zusammenzucken sah, schloss er kurz die Augen. In den vergangenen einsamen Jahren schien er seine Manieren verloren zu haben. „Entschuldige, das kam falsch raus. Ich bin Conner, es freut mich, dich kennenzulernen.“
Fay sah aus, als wäre sie drauf und dran gewesen, ihn an seinen Ohren aus der Hütte zu schleifen, doch nun entspannte sich ihre Miene etwas. „Jamila lebt hier, du wirst sie also sicher noch öfter sehen.“
„Hier im Lager?“
„Hier in der Hütte.“ Fays Worte enthielten eine Warnung. „Und jetzt werden wir dich wieder auf die Liege hieven.“
Skeptisch betrachtete er die beiden Frauen. „Vielleicht solltest du doch lieber einen …“
Fay unterbrach ihn sofort. „Sag es nicht! Ich brauche keinen Mann in meiner Hütte, der nur Platz wegnimmt und mich nervt. Da du ja fast nur noch Haut und Knochen bist, werden wir dich wohl noch bewegen können.“
Es schien, als hätte Fay sich tatsächlich nicht verändert. Schon früher hatten die Männer einen großen Bogen um sie gemacht, weil sie es schaffte, dass sich jeder wie ein dummer Schuljunge vorkam, wenn er sie ärgerte. Zu Anfang hatte sie ihn genauso behandelt, doch dann waren sie sich nach und nach nähergekommen, und er hatte bemerkt, dass Fay sich so nur schützte, weil sie verletzlicher war als viele andere. Sie war eine starke Frau, gar keine Frage, aber für einen viel zu kurzen Zeitraum hatte sie sich ihm geöffnet und ihn erkennen lassen, wie liebevoll und großzügig sie war. Doch dann hatte er ihr Vertrauen zerstört und sie so sehr verletzt, dass sie sich noch weiter in sich zurückzog.
Conner tauchte aus seinen Gedanken auf, als Finger vor seinem Gesicht auf und ab wedelten. Automatisch zuckte er zurück und unterdrückte ein Stöhnen, als der Schmerz durch seinen Körper schoss.
„Conner?“ Fay hatte sich zu ihm hinuntergebeugt und blickte ihn besorgt an. „Du warst so in dich zusammengesunken, ich dachte schon …“
„Alles … in Ordnung.“
„Gut, dann werden wir dich jetzt stützen, damit du auf die Beine kommst.“
Auch wenn sie sich bemühten, vorsichtig zu sein, war Conners Körper schweißgebadet, als er schließlich auf der Liege lag. Jede noch so kleine Berührung sandte Funken reiner Qual durch seine Nervenbahnen und er war die meiste Zeit damit beschäftigt, seine Zähne zusammenzubeißen, damit er nicht fluchte oder aufschrie. Seine Augen flogen auf, als etwas Feuchtes seine Stirn berührte.
„Du hast immer noch Fieber, ich werde versuchen, dich ein wenig abzukühlen. Aber zuerst möchte ich, dass du das hier trinkst.“ Fay schob ihre Hand unter seinen Kopf und hob ihn vorsichtig an. „Mund auf.“
„Was ist da drin?“
„Kräuter, damit du schnell gesund wirst.“ Sie verzog den Mund. „Nun sieh mich nicht so an, ich werde dich schon nicht vergiften. Zumindest nicht jetzt.“
Das war so typisch Fay, dass Conner beinahe lächelte. Gehorsam trank er einige Schlucke und atmete dann erleichtert auf, als sein Kopf wieder das Kissen berührte. Sowie er ihn hob, intensivierte sich der Schmerz, bis er glaubte, sein Schädel würde
Weitere Kostenlose Bücher