Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
als Fay seine Befürchtungen laut aussprach. „Glaubst du, der Hund, der Coyles Gefährtin zum Lager geführt hat, könnte ihn vielleicht finden?“
Wieder raschelte das Bettzeug. Im Mondlicht sah er, dass Fay ihren Kopf auf den Arm gestützt hatte. „Darauf bin ich gar nicht gekommen. Wir können Marisa ja morgen anrufen und fragen.“
„Danke.“
Fay legte ihren Kopf wieder auf das Kissen. „Schlaf jetzt.“
Wenn das so einfach wäre. Fays Nähe ließ seinen ganzen Körper kribbeln, und ihr Duft erinnerte ihn an vergangene Zeiten. „Ich kann nicht.“ Es klang beinahe verzweifelt, aber das war ihm egal. Wenn er weiterhin hier wach liegen musste, würde er verrückt werden. Aber das konnte er ihr nicht sagen. Stattdessen bemühte er sich, die Unterhaltung nicht abreißen zu lassen. „Schläft Jamila oben?“
Ein leises Lachen ertönte aus dem Nachbarbett. „Sie ist noch nicht zurückgekommen. Ich vermute, sie schläft heute bei Finn.“
Sie waren allein! Conner zwang sich zu einem leichten Tonfall. „Mich wundert, dass niemand etwas dagegen sagt, es gibt ja einige sehr … Konservative in der Gruppe.“
„Deshalb hängen sie es nicht an die große Glocke. Anscheinend hat auch schon jemand begonnen, Kearne zu stecken, dass da etwas läuft, der natürlich sofort drauf angesprungen ist. Was Finn wütend gemacht und dazu geführt hat, dass er Jamila erst recht haben wollte. Wie bei dickköpfigen Berglöwenmännern üblich.“
„Ich war nie dickköpfig.“
Fays Lachen wand sich um ihn. „Du warst der Meister der Dickköpfigkeit, Conner. Und du bist es wahrscheinlich immer noch, so wie du unbedingt aufstehen wolltest, obwohl klar war, dass es noch nicht geht.“
Es mochte sein, dass sie recht hatte, aber er war es nie, um seine Meinung durchzusetzen, sondern nur dann, wenn es um etwas Wichtiges ging. Wie Melvins Leben. „Ich kenne allerdings auch die ein oder andere Frau, die da locker mithalten kann.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, wen du meinst.“ Ein Lächeln schwang in ihrer Stimme mit.
Sein Herz zog sich zusammen. Er hatte sie so vermisst, ihre Nähe, ihren Duft und vor allem die Gespräche. Wie oft hatten sie stundenlang einfach nur nebeneinandergelegen und über alles Mögliche gesprochen. Und genauso regelmäßig war die Diskussion hitzig geworden, und sie waren übereinander hergefallen und hatten sich geliebt, als gäbe es kein Morgen mehr. Und das hatte es tatsächlich nicht gegeben.
Es war nicht fair gewesen, Fay eine Beziehung zuzumuten, die sie vor Melvin und auch den anderen geheim halten mussten, und erst recht hätte er sie nicht alleine zurücklassen dürfen, als er gehen musste. Aber damals hatte er keine andere Möglichkeit gesehen, um Melvin ein halbwegs normales Leben in der Gruppe zu ermöglichen und gleichzeitig Fay zu schützen. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, nicht stärker um seinen Sohn und seine Liebe zu kämpfen, aber in der Situation hatte er keinen anderen Ausweg gesehen. Seine Kehle zog sich zusammen, als ihm wieder einmal bewusst wurde, was er verloren hatte.
„Conner?“
Er versuchte zu antworten, doch er brachte kein Wort hervor. Seine Lunge brannte, und er hatte das Gefühl, an seinen Gefühlen ersticken zu müssen. Tränen traten in seine Augen und liefen über seine Wangen.
Fay beugte sich unerwartet über ihn, anscheinend spürte sie, dass etwas nicht mit ihm stimmte. „Sag mir, was du hast. Tut dir etwas weh?“ Ihre Hände glitten über seinen Körper, als könnte sie so herausfinden, was ihm fehlte.
Conner fing ihre Hand ein und hielt sie über seinem Herzen fest. Sicher konnte sie spüren, wie hart es gegen seinen Brustkorb hämmerte. Für einen Moment fürchtete er, sie würde ihre Finger wegziehen, doch dann entspannte sie sich. Auch wenn es schwer war, musste er ihr erklären, was in ihm vorging, das war er ihr schuldig. Doch es war zu früh, ihr das ganze Ausmaß seiner Gefühle zu zeigen, deshalb beschränkte er sich auf etwas, das sie verstehen würde.
Conner räusperte sich. „Es ist lange her, dass ich mit jemandem wirklich reden konnte. Und es tut so gut, berührt zu werden.“
Fay schwieg so lange, dass er schon befürchtete, sie würde ihn wieder verlassen. „Warst du die ganzen Jahre allein? Ohne Kontakt zu anderen Wandlern?“
„Meine Eltern treffe ich hin und wieder, die mir berichten, was in der Gruppe vor sich geht, aber sonst niemanden.“ Auch wenn manche Berglöwenwandler eher Einzelgänger waren, ihm hatte die
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